Der Weg für Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Lautenschläger in die Führungsriege der Europäischen Zentralbank (EZB) ist frei. Die EU-Staaten gaben am Dienstag grünes Licht für den Wechsel der 49-jährigen Juristin in das sechsköpfige Direktorium der Euro-Notenbank. Zuvor hatten schon EU-Parlament und EZB-Rat der Spitzenpersonalie zugestimmt. Lautenschläger war bereits Mitte Dezember für den Posten vorgeschlagen, da der bisherige deutsche EZB-Direktor Jörg Asmussen beim Regierungswechsel als Staatssekretär in das Arbeits- und Sozialministerium unter der neuen Ressortchefin Andrea Nahles (SPD) gewechselt ist.
Lautenschläger wird ihren Posten bei der EZB am Montag antreten. Bereits am nächsten Tag steht dann die erste turnusmäßige Sitzung des Direktoriums an. Dabei wird aller Wahrscheinlichkeit der neue Zuschnitt der Ressorts entschieden werden. Als gesetzt gilt, dass sich die erfahrene Bankenaufseherin um den in den nächsten Monaten anstehenden Fitnesscheck der europäischen Großbanken und die für Anfang November geplante Übernahme der Bankenaufsicht durch die EZB kümmern wird. Wer jedoch der Nachfolger von Asmussen als „Außenminister“ der Notenbank wird, ist noch nicht klar.
In Frage kommen – lässt man EZB-Präsident Mario Draghi und Chefvolkswirt Peter Praet außen vor – drei Mitglieder des EZB-Vorstands: Vizepräsident Vitor Constancio, der Luxemburger Yves Mersch und der Franzose Benoit Coeure. Medienberichten zufolge werden bei der EZB intern Coeure die größten Chancen eingeräumt. Allerdings könnte Draghi den wichtigen Bereich auch wie sein Vorgänger Jean-Claude Trichet selbst übernehmen oder ganz andere Pläne haben. Der Portugiese Constancio und Mersch sind erfahrene Haudegen in der europäischen Geldpolitik. Coeure – das jüngste Direktoriumsmitglied – ist aktuell für den Bereich Märkte, also die Umsetzung der Geldpolitik am Finanzmarkt zuständig. Mersch und Constancio waren von Draghi mit dem Aufbau der neuen Bankenaufsicht betraut worden.
Die Frage der Nachfolge Lautenschlägers bei der Bundesbank ist ebenfalls noch offen. Immer wieder genannt als Kandidaten werden die Leiterin des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle, Ökonomieprofessorin und Finanzexpertin Claudia Buch, und Bundesbank-Vorstand Joachim Nagel. Nach Informationen aus der Bundesbank will die Regierungskoalition bei der am Mittwoch beginnenden Kabinettsklausur in Meseberg bei Berlin eine politische Vorentscheidung treffen.
Die Bundesregierung bestimmt den Platz neben Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Eine im Falle einer Beförderung Nagels nötige Nachbesetzung seines vakanten Vorstandspostens würde von den Bundesländern vorgenommen. Hier wäre Sachsen am Zug. Nach Angaben aus Finanzkreisen will die Bundes-SPD Nagel durchsetzen, jedoch favorisiert Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble Buch. Ob sie sich mit einem einfachen Vorstandsposten zufrieden geben würde ist unklar. Nagel ist ein Eigengewächs der Bundesbank und schaffte es vom Referentenposten bis in den Vorstand.