Finanzen

EU-Regeln aufgeweicht: Banker-Boni erreichen neue Höhen

Für das Jahr 2013 schütten die Banken erneut extrem hohe Boni an ihre Manager aus. Eigentlich hatte die EU Deckelungen für Banker-Boni beschlossen. Doch der Druck der Finanz-Lobby hat die Regelungen aufgeweicht.
06.02.2014 00:11
Lesezeit: 3 min

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Im Juli 2010 machte das EU-Parlament große Schlagzeilen: „Die EU begrenzt als erster Wirtschaftsraum die Boni für Banker. Mit „überwältigender Mehrheit stimmte das Parlament über eine Vorgabe ab, die die Bonuszahlungen begrenzt und an das Grundgehalt koppelt“, berichtete damals die FAZ.

Im April 2013 kam das EU-Parlament erneut in die Schlagzeilen: „EU deckelt Banker-Boni“, hieß es. Das EU-Parlament hatte beschlossen, dass Boni für Banker nur noch maximal 50 Prozent von deren Einkommen ausmachen dürfe.

Ein halbes Jahr später, im Oktober 2013, wurden die Vorgaben mit einem Streich deutlich eingeschränkt. Die Boni-Deckelung wurde aufgehoben.

Bis zu 250 Prozent des Grundgehalts möchte die europäische Bankenaufsicht (EBA) nun als Bonuszahlungen zulassen. Grund war die Intervention der britischen Regierung. Aber auch andere Banken, insbesondere europäische Investment-Banken, hatten die EU-Vorgaben beanstandet. Die EBA beugte sich diesem Druck.

Im Kontext mit den neuen Eigenkapital-Vorgaben für Banken sollten die Boni nach Vorstellung der EU ursprünglich gedeckelt werden. Nur mit Bewilligung der Aktionäre sollten die Bank-Manager das Grundgehalt einschließlich Boni verdreifachen dürfen. Ohne die Zustimmung der Anteilseigener dürfte der jeweilige Bonus lediglich so hoch sein wie das jährliche Grundgehalt. Die Vorschriften bezogen sich auf Bank-Angestellte, die 500.000 Euro und mehr pro Jahr an Gehalt bezogen.

Der Grundgedanke der Boni-Deckelung war folgender: Es sollte verhindert werden, dass die Manager zu sehr ins Risiko gingen, um noch mehr Profit für die eigene Person zu machen. Denn sie können das jährliche Grundgehalt mit den Bonuszahlungen um das fünf- oder sechsfache erhöhen.

Die Banker waren gegen die Vorgaben der EU bei der Deckelung argumentativ so vorgegangen, dass sie auch außerhalb von Europa arbeiten könnten, wo es keine Begrenzungen nach oben gibt – weder für das Grundgehalt, noch für die Boni. Daher müssten in Europa die Fixgehälter steigen. Denn durch die Volatilität (Schwankungen) der Märkte könnten die „geringen Löhne“ nicht aufgefangen werden.

Indessen wurde bekannt, dass die britische Großbank Barclays offenbar wegen exorbitanter Bonuszahlungen um das eigene Image besorgt ist. Chef-Manager Anthony Jenkins verzichtet auf einen Bonus für 2013 in Höhe von 2,7 Millionen Pfund, berichtet die Financial Times. Jenkins managt die Bank seit dem Sommer 2012. Jenkins‘ Grundgehalt beträgt 1,1 Millionen Pfund.

Der Verzicht auf die Boni-Zahlungen dient also lediglich dem Aufpolieren des Bank-Renommees. Denn das Image von Barclays ist schwer beschädigt. Jahrelang hatte die britische Bank – zusammen mit anderen europäischen Banken, etwa der Deutschen Bank – den Libor-Zinssatz manipuliert. Im Sommer 2013 wurde außerdem aufgedeckt, dass Barclays mit 280 Millionen Euro pro Jahr die deutsche Staatskasse mit dubiosen Aktengeschäften geprellt haben soll.

Bei anderen europäischen und amerikanischen Großbanken werden die Bonuszahlungen für 2013 erneut üppig ausgefallen. Investment-Banker und Händler von US-Großbanken, die in London ansässig sind, werden für 2013 weitaus höhere Boni als für 2012 einstreichen können, meldet die FT.

In den USA wird Lloyd Blankfein, Chef von Goldman Sachs, ein Bonus-Paket von 23 Millionen US-Dollar in die eigene Tasche stecken können (mehr hier). Michael Sherwood, Co-Leiter von Goldman Sachs International, erhält einen Bonus von 19 Millionen US-Dollar für das vergangene Jahr.

Die Bonus-Saison in den USA ist in vollem Gange. Die Banken wollen enorme Summen an ihre Manager auszahlen. Gleichzeitig sind sie mit den neuen US-Bankenregeln konfrontiert und weichen nun auf aktienbasierte Vergütungen (anstelle von Boni) für die Chefs aus.

Für die UBS, schweizerische Großbank mit Hauptsitzen in Zürich und Basel, wird erwartet, dass sie einen höheren „Bonus-Pool“ für die mit Umstrukturierungen beschäftigten Manager einrichten will.

Mit der Materie vertraute Insider berichten, dass die Banken weiterhin große Boni-Summen an die „Star-Trader“ ausschütten werden, während sie rücksichtslos bei „Low-Performern“ und Nachwuchskräften kürzen.

Auch die europäischen Bank-Manager dürften bei den Bonuszahlungen für 2013 nicht gerade leer ausgehen. Mitte Januar dieses Jahres beanstandete die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Bonuszahlungen der deutschen Banken. Doch die Kritik der BaFin dürfte die Banker kalt lassen.

Bei elf der 15 geprüften Banken gab es 2012 Bonus-Zahlungen, die höher waren als das Grundgehalt. Sieben Banken benötigten für die versprochenen Boni die Zustimmung der Aktienbesitzer, da die Boni zuteilen das Zweifache des Grundgehalts ausmachen. Weitere Banken verteilten an ihre Manager noch weit höhere Bonuszahlungen.

Dies widerspricht den seit Januar geltenden EU-Regeln. So dürften „Risikoträger“ an Boni lediglich die Höhe des Fixgehalts erhalten. Diese Regeln werden offenbar stetig unterlaufen (mehr hier).

Die Banken drücken sich um die Boni-Regeln der EU besonders trickreich. Die Chefs in hohen Positionen werden einfach nicht als „Risikoträger“ erklärt, für die im Grunde solche „Obergrenzen“ gelten. Anders ist nicht zu erklären, dass in 2012 insgesamt 87 Bankmitarbeiter in Schlüsselpositionen Millionengehälter beziehen und nur 40 davon als „Risikoträger“ gegenüber der BaFin angegeben wurden.

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