Finanzen

Banken-Rettung: Steuerzahler bezahlen mit neuen Schulden

Ohne Bankenrettungen hätte Deutschland in den letzten fünf Jahren keine Schulden gemacht. Doch die Staatsschulden sind auf Rekord-Höhen angestiegen. Die Zinsen machen heute den zweitgrößten Posten im Bundeshaushalt aus.
15.02.2014 00:09
Lesezeit: 1 min

Wenn die Bundesregierung in den letzten fünf Jahren nicht mehrere deutsche Banken gerettet hätte, wären keine Defizite im Budget nötig gewesen. Trotz der günstigen Bedingungen auf dem Kreditmarkt machen die Zinsen heute den zweitgrößten Posten im Bundeshaushalt aus.

Von 2005 bis 2012 zahlte Deutschland über 300 Milliarden Euro Zinsen, berichtet das Wirtschaftsblatt. Dies entspricht etwa dem Bundeshaushalt eines Jahres. Die deutschen Staatsschulden liegen bei mehr als 2,1 Billionen Euro.

Trotz der relativ hohen Schuldenquote von 80 Prozent haben die Ratingagenturen Standard & Poor‘s und Fitch ihr AAA-Rating für Deutschland zuletzt beibehalten. Daher kann sich das Land von den Märkten weiterhin Geld zu niedrigen Zinsen leihen. Papiere im Wert von rund 200 Milliarden Euro müssen 2014 emittiert werden. Das meiste davon dient der Umschuldung auslaufender Staatsanleihen.

Rund 40 Prozent des Bundeshaushalts werden für Soziales aufgewendet. Doch gleich an zweiter Stelle steht der Zinsdienst. Den drittgrößten Posten stellen die Militärausgaben dar.

Der Begriff „Stupid German Money“, dummes deutsches Geld, wurde ursprünglich von der US-Filmwirtschaft geprägt. Er steht für Gelder aus geschlossenen Medien-Fonds des grauen Kapitalmarktes, die leichtgläubigen Anlegern wegen hoher Abschreibungsmöglichkeiten als Steuersparmodell verkauft wurden. Die Gelder flossen größtenteils in erfolglose amerikanische Filmproduktionen.

Heute fließt Stupid German Money in die deutsche Bankenrettung, die laut IWF seit 2008 circa 290 Milliarden Euro verschlungen hat. Im selben Zeitraum hat der Staat Schulden von insgesamt 200 Milliarden Euro angehäuft. Ohne die Rettungen deutscher Banken hätte der Staat also mehr Einnahmen verzeichnet als Ausgaben.

Dennoch gelang es dem statistischen Bundesamt, die Bankenrettung als positiv zu verkaufen. Denn die Schulden Deutschlands bis Ende September 2013 waren im Vergleich zum Vorjahr um fast 40 Milliarden auf rund 2.024 Milliarden Euro zurückgegangen.

Grund für den Schuldenrückgang ist nach den Daten des Bundesamts vor allem die positive Entwicklung der sogenannten Bad Banks. Diese konnten ihre toxischen Wertpapiere und Kredite abstoßen, weil Finanzinvestoren mit großem Risiko-Appetit auf den Markt zurückgekehrt sind. Diese werden allerdings in den kommenden Jahren versuchen, an die Assets zu kommen, die als Sicherheiten für die faulen Kredite dienen (mehr zu diesem Modell - hier).

Doch die Bilanz bleibt negativ. Über fünf Jahre hatte Deutschland Defizite, die nicht hätten sein müssen. Erst 2014 könnte wieder eine knappe schwarze Null im Budgetsaldo stehen, wenn nicht erneut etwas Unvorhergesehenes dazwischenkommt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Ukraine, Russland und Europa: Der Kampf um Donald Trumps Aufmerksamkeit
21.05.2025

Russland und die Ukraine befinden sich nicht nur auf dem Schlachtfeld im Krieg, sondern auch auf dem diplomatischen Schachbrett. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft CATL erobert Europa - Wie der Batterie-Gigant die Autobranche erobert
21.05.2025

Volkswagen, BMW, Mercedes und Stellantis – sie alle sind abhängig von CATL-Batterien. Während der chinesische Weltmarktführer in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deindustrialisierung läuft: Firmensterben auf Höchststand seit 2011
21.05.2025

Habecks Energiewende ist gescheitert – mit katastrophalen Folgen für die Wirtschaft: Die Zahl der Unternehmensschließungen lag im...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Corona-Lockdown: Gericht weist Schadenersatzklage wegen Ladenschließungen ab
21.05.2025

Non-Food-Händler forderten Millionenentschädigung wegen coronabedingter Ladenschließungen. Der Vorwurf: Eindeutige Verletzung mehrerer...

DWN
Politik
Politik AfD Ausschussvorsitz: Schwarz-Rot verhindert AfD-Politiker - AfD-Kandidatin scheitert im Haushaltsausschuss
21.05.2025

In sechs Ausschüssen des Bundestags hat die Partei „Alternative für Deutschland“ ein Vorschlagsrecht. Wie die SPD haben CDU und CSU...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Überlebensfaktor Cashflow-Management: Wie kleine Unternehmen Liquidität in den Griff bekommen
21.05.2025

Während die EU neue Regulierungen gegen Russland diskutiert und die Zentralbanken die Zinsen weiter hochhalten, kämpfen viele kleine und...

DWN
Politik
Politik Amerika: Hat Joe Biden jemals wirklich die USA regiert?
21.05.2025

Wurde die US-Regierung per Autopen (Unterschriftenautomat) gesteuert? Ein Bericht enthüllt, dass fast alle Biden-Dokumente maschinell...

DWN
Politik
Politik Trumps „Goldener Schild“: USA planen milliardenschweren Raketenschutzschirm
21.05.2025

Donald Trump plant einen gigantischen Raketenabwehrschild – und will ihn in drei Jahren funktionsfähig sehen. Der „Goldene Schild“...