Politik

Afghanischer Präsident: „Al Kaida ist ein Mythos, keine Realität”

Lesezeit: 1 min
04.03.2014 00:16
Afghanistans Präsident Karzai denkt, dass Al Kaida „mehr Mythos als Realität“ sei. Der Krieg in Afghanistan werde vor allem wegen westlicher Interessen und nicht zur Bekämpfung des Terrorismus geführt. Er sei tief enttäuscht von den Amerikanern und vom Westen.
Afghanischer Präsident: „Al Kaida ist ein Mythos, keine Realität”

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der afghanische Präsident Hamid Karzai zweifelt öffentlich an der Existenz der Terrororganisation Al Kaida. In einem Interview bezeichnete er Al Kaida als „Mythos“. Zudem kritisierte Karzai die Amerikaner erneut für ihr brutales Vorgehen in Afghanistan, dass viele Zivilisten das Leben kosten würde. Ein Abkommen für eine längere Stationierung von US-Truppen verweigert er nach wie vor.

„Afghanen sind in einem Krieg gestorben, der nicht der unsere war“, sagte Karzai in der Washington Post über den Krieg, der die USA beinahe 600 Milliarden Dollar kostete.

Der afghanische Präsident warf den Amerikaner zudem vor, bei ihren Operationen in Afghanistan billigend zivile Opfer in Kauf zu nehmen. Der Präsident weigert sich seit Monaten, ein Abkommen mit den Amerikanern zu unterzeichnen. Demnach würden einige US-Truppen noch über das Jahr 2014 hinaus im Land bleiben, um „gegen Terrororganisation zu kämpfen“.

Afghanistans Präsident hält das für einen Vorwand. Er meint, Al Kaida sei „mehr ein Mythos als Realität“ und die Mehrheit der US-Kriegsgefangenen in Afghanistan sei unschuldig. Zudem denkt Karzai, dass der „Krieg für die Sicherheit der USA und für westliche Interessen“ begonnen wurde. Im letzten Jahr wurde bekannt, dass das US-Militär sogar Aufträge an die Taliban und an Al Kaida vergeben hat (mehr hier)

Obama hat bereits angedeutet, das Abkommen mit dem Nachfolger von Karzai zu verhandeln. Im April finden in Afghanistan Wahlen statt, bei denen ein neuer Präsident festgelegt wird.

„Es ist gut für sie [die USA], das Abkommen mit meinem Nachfolger zu unterzeichnen“, so Karzai. Er selbst wird sich aus der Politik zurückziehen.

Afghanistan ist stark abhängig von Auslandsinvestitionen. Der neu errichtete Militär- und Polizeiapparat kostet das Land jährlich etwa 4 Milliarden Dollar. Das Land hat allerdings nur Einnahmen in Höhe von 1,7 Milliarden Dollar. Das Land ist der weltweit größte Produzent von Schlafmohn und Roh-Opium. Seit die Amerikaner in Afghanistan einmarschiert sind, ist die Opium-Produktion dort förmlich explodiert, wie der Weltdrogen-Bericht feststellt (hier).

„Fremde Hilfe hat einen sehr teuren Lebensstil nach Afghanistan gebracht. Dieser Lebensstil ist nicht aufrechtzuerhalten. Afghanistan muss nach seinen Maßstäben leben“, so Karzai.

Den Journalisten der Washington Post gab Karzai mit auf den Weg: „Den amerikanischen Bürgern können sie meine besten Glückwünsche und meine Dankbarkeit bestellen. Der US-Regierung können sie meine Wut, meine extreme Wut überbringen.“


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...