Politik

Schweinepest: Mecklenburg-Vorpommern bläst zur großen Vogel-Jagd

In Mecklenburg-Vorpommern hat der Landwirtschaftsminister Vögel zum Abschuss freigegeben. Damit soll eine mögliche Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest verhindert werden. Als Aasfresser seien sie potentielle Verbreiter des Krankheitserregers. Der Fleischindustrie droht ein Milliarden-Desaster, wenn die Schweinepest auf Deutschland übergreift.
08.03.2014 00:13
Lesezeit: 1 min

Mecklenburg-Vorpommern warnt seit Wochen deutlich stärker und lauter als alle anderen Bundesländer vor den Folgen der Afrikanischen Schweinpest. Nun sollen die Jagdaktivitäten im Bundesland verstärkt werden. Demnach hat der Landwirtschaftsminister Till Backhaus bei der Jahrestagung des Landesjagdverbandes Mecklenburg-Vorpommern in Linstow angekündigt, dass auch Aasfresser wie Nebelkrähen, Elstern, Raben und Raubtiere gejagt werden sollen. Schließlich würden die Aasfresser durch den Verzehr von toten Tieren eine Ausbreitung der Seuche begünstigen, zitiert ihn der Nordkurier.

Jäger müssen verstärkt zum Einsatz kommen

Allerdings soll eine derartige Maßnahme noch nicht zum jetzigen Zeitpunkt erfolgen. Am Montag teilte das Ministerium etwas vorsichtiger mit, dass es bisher keine „Änderung der Jagdverordnung gegeben hat bzw. die Nationalparkjagdverordnung weiterhin gilt und somit dürfen Prädatoren weiterhin nicht ohne Ausnahmeerlaubnis erlegt werden“. (…) Es sei richtig, dass Aasfresser als Überträger von Tierkrankheiten im Allgemeinen und im Ausbruchsfall für die Afrikanische Schweinpest (ASP) im Konkreten in Frage kommen. Dies gelte auch für Großschutzgebiete. „Daher wird für diesen Eventualfall geprüft, welche Maßnahmen geeignet sind, um die Verbreitung der ASP einzudämmen.“ (…) „Wir müssen uns auf den Eventualfall bezüglich der ASP (Afrikanischen Schweinepest) vorbereiten“, sagte Backhaus. „Das heißt aber nicht, dass es diesbezüglich heute schon irgendwelche Ausnahmen in der Bejagung gibt.“

Trotz des Rekords von 142.000 gejagten Tieren im vergangenen Jahr, sollten die Jäger und Landwirte noch mehr Rot- und Damwild jagen, so Backhaus. Den Jägerinnen und Jägern komme bei der Afrikanischen Schweinepest „eine große Verantwortung zu“, erklärte Backhaus auf der Jahrestagung. Das fange bei der Beobachtung von tiergesundheitlichen Auffälligkeiten im Schwarzwildbestand an und höre „bei einer intensiven tierschutzgerechten Bejagung des Schwarzwildes, um potentielle Infektionsketten abzubrechen, auf.“ Schließlich habe die letzte klassische Schweinepest in den Niederlanden einen Schaden in Höhe von 2,3 Milliarden Euro verursacht.

Angst vor wirtschaftlichem Totalschaden

Mit jährlich rund 5,5 Millionen Tonnen ist Deutschland der größte Schweineproduzent der EU. Derzeit gibt es für die Afrikanische Schweinpest noch keine Schutzimpfung. Käme die Schweinepest nach Europa, müssten die betroffenen Hausschweinbestände sofort vollständig getötet werden. Die betroffenen Länder würden vom Schweinehandel und Export ausgeschlossen. Für die Fleischindustrie in Europa und vor allem in Deutschland wäre das eine Katastrophe. 2012 produzierte die EU 22,5 Millionen Tonnen Schweinefleisch – 22 Prozent der weltweiten Produktion (hier).

Dennoch stoßen die Pläne des mecklenburgischen Landwirtschaftsministers nicht überall auf Zustimmung. „Wir halten die jagdlichen Pläne des Landwirtschaftsministers in Mecklenburg-Vorpommern für reinen Aktionismus, der das mögliche Seuchenproblem allenfalls verschlimmert“, kritisiert Lovis Kauertz vom Wildtierschutz Deutschland.

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