Finanzen

China-Pleiten: Flucht aus den Börsen

Aus Furcht vor einer Pleitewelle in China haben sich Anleger am Mittwoch aus den europäischen Aktienmärkten zurückgezogen. Vergangene Woche platzte in China erstmals eine Unternehmensanleihe. Der Markt sei in Alarmbereitschaft wegen möglicher weiterer und größerer Pleiten, so Analysten.
12.03.2014 15:36
Lesezeit: 2 min

Aus Furcht vor einer Pleitewelle in China haben sich Anleger am Mittwoch aus den europäischen Aktienmärkten zurückgezogen. Außerdem sorgte der ungelöste Streit um die ukrainische Halbinsel Krim und drohende Sanktionen des Westens gegen Russland für Nervosität. Dax und EuroStoxx50 gaben um jeweils mehr als ein Prozent auf 9187 beziehungsweise 3056 Punkte nach.

Wegen der schwächelnden Konjunktur geraten immer mehr chinesische Firmen in finanzielle Schieflage. Vergangene Woche platzte dort erstmals eine Unternehmensanleihe (mehr hier). „Der Markt ist in Alarmbereitschaft wegen möglicher weiterer und größerer Pleiten“, sagte Analyst Jeremy Batstone-Carr vom Brokerhaus Charles Stanley. Entscheidend sei hierbei allerdings die Frage, ob die chinesische Konjunktur dadurch stärker abkühle als bislang gedacht. „So lange die Pleiten begrenzt werden können, sollten sie keinen längerfristigen Einfluss auf die Finanzmärkte haben.“

Der Leitindex der Börse Shanghai fiel am Mittwoch zeitweise auf ein Siebeneinhalb-Monats-Tief von 1974,38 Punkten. Im Gegenzug griffen Anleger verstärkt zu Gold, dessen Preis auf ein Sechs-Monats-Hoch von 1362,24 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) stieg. Die Nachfrage nach den ebenfalls als sicher geltenden Bundesanleihen trieb den Bund-Future 45 Ticks in die Höhe auf 142,77 Punkte. Der Euro kostete mit 1,3867 Dollar ungefähr so viel wie zum New Yorker Vortagesschluss.

Da viele chinesische Unternehmen Verluste schreiben, befürchten Experten, dass weitere Zahlungsausfälle folgen. Diese Spekulationen schlugen auch auf den Rohstoff-Markt durch. An der Londoner Metallbörse LME fiel der Preis für Kupfer um bis zu 1,5 Prozent und lag mit 6376,25 Dollar je Tonne auf dem niedrigsten Stand seit Anfang Juli 2010. In Shanghai rutschte der Terminkontrakt um die maximal möglichen fünf Prozent ab auf ein Viereinhalb-Jahres-Tief von 43.740 Yuan (7119 Dollar).

Etwa 40 Prozent des weltweiten Kupfer-Absatzes gehen nach China. Ein Großteil der Importe dient allerdings als Sicherheit für Kredite. Dieses Geld wird dann von sogenannten Schattenbanken an andere Unternehmen weiterverliehen (hier). Börsianer befürchten nun, dass Gläubiger die als Sicherheiten hinterlegten Kupferbestände verkaufen, um an einen Teil ihres Geldes zu kommen. Als Schattenbanken gelten Versicherer oder Fonds, die bankähnliche Finanzgeschäfte anbieten, dabei aber nicht im selben Umfang staatlich kontrolliert werden wie reguläre Banken.

Der Stahlpreis geriet in China ebenfalls ins Rutschen. Eine Tonne war mit 3141 Yuan (511 Dollar) zeitweise so billig wie noch nie. Vor diesem Hintergrund gaben die Stahlkocher ThyssenKrupp 4,2 Prozent und ArcelorMittal 1,5 Prozent nach. Der Index der europäischen Rohstoffförderer und -verarbeiter fiel auf ein Zwei-Monats-Tief von 386,65 Punkten.

Die Krim-Krise machte den russischen Börsen erneut zu schaffen. Anleger warfen Aktien und Anleihen aus ihren Depots. Die Versicherung russischer Kredite gegen Zahlungsausfall war nach Angaben des Datenanbieters Markit so teuer wie seit knapp zwei Jahren nicht mehr. Am Wochenende will die Krim über die Loslösung von der Ukraine und den Beitritt zur russischen Föderation entscheiden. Dies und mögliche Sanktionen gegen Russland seien weitgehend eingepreist, sagte Aktienhändler Alex Chehade vom Brokerhaus TradeNext. „Es wird kurzfristig keine Lösung geben, aber zumindest scheint ein bewaffneter Konflikt vorerst vom Tisch zu sein.“

Einziger Gewinner im Dax war Bayer mit einem Kursplus von 0,1 Prozent. Der Leverkusener Konzern will dank neuer Medikamente mittelfristig wieder in die Gruppe der weltweit zehn größten Pharmafirmen zurückkehren.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreise schießen erneut in die Höhe: Mietmarkt unter Druck – wird Wohnen zum Luxus?
06.02.2025

Schon wieder Schocknachrichten vom Immobilienmarkt: Mieter in verschiedenen Großstädten, die neue Mietverträge abschließen, müssen...

DWN
Politik
Politik BSW-Mitglieder treten nach Migrationsdebatte aus Partei aus
06.02.2025

Die Debatten zur Migrationspolitik im Bundestag haben auch innerhalb des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) für Unruhe gesorgt –...

DWN
Politik
Politik Parteien: Wahlomat gibt Orientierungshilfe zur Bundestagswahl
06.02.2025

Der Termin der vorgezogenen Bundestagswahl 2025 rückt näher - viele Menschen sind noch unentschlossen, bei welchen Parteien sie ihre...

DWN
Politik
Politik Neue DWN-Serie: Die unbequemen Wahrheiten der Bundestagswahl 2025 - was die Parteien planen
06.02.2025

Am 23. Februar findet die Bundestagswahl 2025 statt, eine richtungsweisende Wahl. Was die Parteien planen, haben wir uns in einer großen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskrise: Deutschland hat sich zu lange auf seinem Erfolg ausgeruht
06.02.2025

Deutschland hat sich laut einer internationalen Studie zu lange auf früheren Erfolgen ausgeruht – und steckt deshalb langfristig in...

DWN
Politik
Politik Konzernchefs fordern Politikwechsel in Wirtschaft und Migration
06.02.2025

Die Vorstandschefs von Deutsche Bank, Siemens und Mercedes-Benz setzen sich in einem gemeinsamen Appell für ein offenes Deutschland ein....

DWN
Politik
Politik Gaza: Israels Armee plant "freiwillige Ausreise" von Palästinensern
06.02.2025

Israel reagiert auf Trumps Vorschlag einer Umsiedelung von zwei Millionen Palästinensern aus Gaza. Der israelische Verteidigungsminister...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt: Entwicklung 2025 und wie Sie darauf reagieren sollten
06.02.2025

2025 bringt eine Reihe an Immobilienmarkt-Entwicklungen mit sich, darunter die neue Grundsteuer, sinkende Kreditzinsen, Veränderungen bei...