Die Bundesregierung will nach Angaben des Bankenverbandes den Geldhäusern die Ausgabe von neuartigen Kernkapitalinstrumenten erleichtern. Die Banken sollten die Zinszahlungen etwa auf Pflichtwandelanleihen (CoCo-Bonds) als Betriebsausgaben von der Steuer absetzen können. „Dem Vernehmen nach“ wolle sich die Finanzverwaltung hier an der Praxis in anderen europäischen Ländern orientieren, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Privatbankenverbandes, Michael Kemmer, am Mittwoch. Auf diese Klarstellung hatten Institute wie die Deutsche Bank und die Aareal Bank seit langem gewartet, um sich zusätzliches Kapital beschaffen zu können.
CoCo-Bonds sind eine spezielle Form von sogenannten Hybridanleihen. Dabei kann man zwei Arten definieren: die einen können sich automatisch in Aktien umwandeln, wenn die herausgebende Bank in eine Schieflage kommt, die anderen können unter bestimmten Bedingungen verfallen.
Demnach droht im „schlimmsten Fall“ ein Totalverlust des investierten Kapitals. Andererseits werden Anleger mit einer Verzinsung belohnt, die über vielen anderen ähnlichen Zins-Wertpapieren liegt.
Die deutschen Banken können bislang wegen unklaren steuerlichen Rahmenbedingungen noch nicht CoCo-Bonds auflegen. Das ändert sich nun mit der Entscheidung der Bundesregierung.
Stefan Winter, UBS-Deutschland-Vorstand und Chef des Verbands der Auslandsbanken, mahnte zur Eile. Er fürchtete, dass viele Banken sich nicht mehr trauen werden, CoCos zu begeben, wenn der Gesundheitscheck der europäischen Aufsichtsbehörden weiter fortgeschritten ist. Investoren könnten dies sonst als Zeichen werten, dass die Bank Probleme bei dem Test habe, sagte Winter.
CoCos werden als Wertpapiere platziert, um Eigenkapital aufzubauen, um den höheren Anforderungen gemäß den Richtlinien nach Basel III gerecht zu werden. Es hat aber auch noch einen anderen Aspekt, nämlich den im Mai dieses Jahres anstehenden Banken-Stresstest der EZB heil zu überstehen, da CoCo-Bonds in den Bankbilanzen als Kapitalpuffer angerechnet werden.
Parallel dazu sind Emissionen von CoCo-Bonds für Banken deutlich günstiger, als auf den Märkten Eigenkapital einzusammeln, für die die Banken Kosten bis zu 12 Prozent einrechnen.
Die anderen europäischen Banken können offenbar bereits CoCo-Bonds auflegen. Der diesjährige Emissionsrahmen lag nach Beobachtern in 2013 bei fast 10 Milliarden US-Dollar. Die Werte bzw. das Volumen von derartigen Emissionen wird in 2014 deutlich erhöht werden. Kenner der Branche halten Volumen bis zu 100 Milliarden US-Dollar für möglich.
Andere Experten können sich mittelfristig sogar ein weiteres Wachstum bis auf 500 Milliarden Euro vorstellen, berichtete die schweizerische Handelszeitung.
„Im Markt rechne man noch im ersten Quartal 2014 mit steuerlicher Klarheit, und dann können auch deutsche Emittenten schnell auf den Markt kommen, zumal sie im internationalen Vergleich oft unterkapitalisiert sind und Kapitalbedarf haben“, erklärt Michael Hünseler, Leiter Credit Portfolio Management bei Assenagon Asset Management laut der Handelszeitung.
Schweizer Banken sind bereits mit einem Anteil von 15 Prozent am Markt aktiv. Sie sind die zweitgrößten Emittenten nach britischen Instituten, die mit 21 Prozent diesen Markt am stärksten nutzen.
Indessen sitzen viele deutsche Geldhäuser bereits in den Startlöchern, um CoCo-Bonds auszugeben, darunter die Deutsche Bank und die Aareal Bank.
Gemäß dem Finanzstabilitätsrat gehört die Deutsche Bank zu einer von vier gefährlichsten Banken für die globale Wirtschaft. Bereits im Jahr 2012 ist sie – gerechnet nach ihrer Bilanzsumme – die größte Bank nach der britischen Bank Barclays. Darüber gilt ist sie im europäischen Rahmen als der größte Halter von Staatsanleihen.
Ab dem Jahr 2016 muss die Deutsche Bank laut den europäischen Bankenaufsehern einen weiteren Eigenkapitalpuffer gemäß Basel III von 2,5 Prozent erreichen. Ab 2019 soll das Institut eine Mindest-Ausgestaltung von 9,5 Prozent hinsichtlich Gewinn-Rücklagen und Grundkapital aufweisen können. Derzeit beläuft sich diese „Rückversicherung“ auf knapp 7 Prozent.
Die Ausgaben von CoCo-Bonds wären demnach für die Deutsche Bank hilfreich, um diese Zielvorgaben zu erreichen.