Finanzen

EZB nervös: Im Süden Europas fallen die Preise

Die Konsumenten-Preise in der Eurozone sind innerhalb eines Jahres um 0,5 Prozent angestiegen – so wenig wie seit 2009 nicht mehr. In fünf Euro-Ländern fallen die Preise. Dies könnte von der EZB als Vorwand genutzt werden, das Geld-Drucken auszuweiten.
16.04.2014 13:42
Lesezeit: 1 min

In fünf der 18 Euro-Länder fallen die Preise. In Griechenland verbilligten sich Waren und Dienstleistungen im März mit 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat am deutlichsten, wie das europäische Statistikamt Eurostat am Mittwoch mitteilte.

Auch in Zypern, Portugal, Spanien und der Slowakei sind die Preise gefallen. In der Eurozone insgesamt zogen die Preise mit durchschnittlich 0,5 Prozent so langsam wie seit November 2009 nicht mehr an. Die fallenden Preise könnten von der EZB als Vorwand genutzt werden, das Geld-Drucken auszuweiten, um marode Banken und Staaten zu stützen.

Bei ihrem Zinsentscheid Anfang April beließ der EZB-Rat den Leitzins für die Euro-Länder auf dem Rekordtief von 0,25 Prozent. EZB-Präsident Mario Draghi zeigte sich aber bereit, notfalls auch mit unkonventionellen Maßnahmen einzuschreiten, um eine Deflationsspirale zu verhindern.

So prüft die Zentralbank einerseits Pläne, pro Jahr Staatsanleihen im Umfang von einer Billion Euro zu kaufen (mehr hier). Andererseits will den Markt für die riskanten Asset Backed Securities wiederbeleben und massiv Geld hinein pumpen (mehr hier).

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) - die älteste globale Finanzinstitution - hält die Furcht vor einem Preisverfall in der Eurozone für übertrieben. „Man kann die Gefahr einer Deflation leicht überschätzen“, sagte Chefvolkswirt Claudio Borio der Nachrichtenagentur Reuters. Eine sich selbst verstärkende Abwärtsspirale sei „etwas völlig anderes“ als der graduelle Rückgang des Preisniveaus, wie er in einigen Euro-Ländern der europäischen Währungsunion stattfinde.

Vor allem sinkende Energiekosten bremsten den Preisauftrieb. Dazu hat auch der starke Euro beigetragen, der Importe von Rohstoffen wie Öl und Gas verbilligt. Die EZB, die eine Teuerungsrate von knapp 2 Prozent anstrebt, hofft auf wieder stärker steigende Preise im April. Dann dürften sich etwa Pauschalreisen wegen der Osterferien deutlich verteuern.

In Krisenstaaten wie Griechenland haben viele Unternehmen wegen der Wirtschaftskrise und der Rekordarbeitslosigkeit jedoch kaum Spielraum, die Preisschraube nach oben zu drehen. Davon profitieren die Griechen, deren Einkommen seit dem Beginn der Krise um ein Viertel eingebrochen sind (mehr hier).

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