Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan will die Auslieferung seines in den USA lebenden Rivalen Fethullah Gülen erreichen. Nach einem Treffen seiner Partei AK bestätigte Erdogan am Dienstag entsprechende Pläne. Die Türkei habe mehr als zehn US-Auslieferungsgesuchen stattgegeben, erklärte er. Nun erwarte man das Gleiche von dem Nato-Verbündeten. Ob bereits offiziell ein Antrag für die Überstellung des islamischen Klerikers eingereicht wurde, blieb zunächst unklar. Gülen lebt seit 1997 im Bundesstaat Pennsylvania im selbstgewählten Exil, nachdem die türkischen Behörden ihm islamistische Umtriebe vorwarfen.
Zwischen Erdogan und Gülen tobt sein Monaten ein Machtkampf. Am Montag sagte der Ministerpräsident dem US-Sender PBS, Gülen und seine Gefolgsleute seien auch eine Bedrohung für die USA. "Was sie uns hier antun, das könnten sich auch ihren Gastgebern zufügen", erklärte er. Erdogan wirft Gülens Anhängern in Polizei und Justiz unter anderem vor, Tausende Telefonate abgehört und die Aufnahmen als Teil eines inszenierten Korruptionsskandals lanciert zu haben. Er hat inzwischen Hunderte Beamte entlassen oder versetzt. Gülen weist die Vorwürfe zurück. Er unterhält weltweit zahlreiche Unternehmen und Schulen, die weltlich ausgerichtet sind.
Genau deshalb ist Gülen aber offenkundig für die Amerikaner interessant: Seine Organisation ist extrem pro-amerikanisch organisiert. Die "milde" Form des Islam der Gülens, die sich an westliche Gebräuche halten und auch die Arbeitsprozesse in der Industrie nicht durch zu häufige Gebets-Abwesenheiten stören, kommen den US-Konzernen ebenso entgegen wie die Vernetzung der Bewegung in zahlreichen rohstoffreichen Staaten. Bis heute ist die Finanzierung der Bewegung völlig unklar. Der private US-Geheimdienst Stratfor äußert sich in mehreren Depeschen durchaus wohlwollend über die Bewegung. Es ist unwahrscheinlich, dass die Amerikaner einen ausgewachsenen Islamisten in Pennsylvania akzeptieren würden. Die Gülen-Spitze unterhält beste Beziehungen zu hochrangigen Politikern im Westen. Über die Frage, ob die Bewegung mit einem der zahlreichen US-Dienste zusammenarbeitet, gibt es keine Erkenntnisse.
Gülen unterhält unter anderem ein weit verzweigtes Medien-Imperium, welches auch in in Deutschland mit der Zeitung Zaman präsent ist. Die Gülen-Medien sind kommerziell orientiert, können aber wegen überschaubarer Werbeerlöse im Grunde nur finanziert werden, weil es "Gönner" gibt. So werde die Bewegung in Deutschland von verschiedenen "Unternehmen" gefördert, haben den Deutschen Wirtschafts Nachrichten Kenner bestätigt. Welche Unternehmen dies seien und aus welchem Grund sie die Bewegung fördern, darüber schweigt die Bewegung beharrlich.
Erdogan macht Gülen verantwortlich für die Ausschreitungen nach den Gezi-Park-Protesten.