Die Ukraine geht immer massiver gegen die pro-russischen Separatisten im Osten vor. Am Samstag meldete die Regierung in Kiew schwere Gefechte in der Stadt Kramatorsk, südlich der umkämpften Separatistenhochburg Slawjansk. Dort ließen die pro-russischen Kräfte die vor mehr als einer Woche festgenommene Militär-Beobachtergruppe frei, zu der auch vier Deutsche gehören.
„Was wir in der Region Donezk und in den östlichen Regionen sehen, ist kein kurzlebiger Aufstand. Es handelt sich um einen Krieg“, sagte der Leiter des ukrainischen Anti-Terror-Zentrums, Wasil Krutow. Die Unruhen sprangen auch auf Odessa am Schwarzen Meer über. Dort starben bei Krawallen zwischen Gegnern und Anhängern der Übergangsregierung Dutzende Menschen (mehr hier). Angesichts der Kämpfe hält Russlands Präsident Wladimir Putin die für den 25. Mai geplante Präsidentenwahl in der Ukraine für undurchführbar. US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel pochen jedoch auf diesen Termin.
Im bislang von Kämpfen verschonten Odessa starben am Freitag mindestens 42 Menschen bei Straßenschlachten und beim Brand eines Gewerkschaftsgebäudes. Dorthin hatten sich pro-russische Demonstranten zurückgezogen. Am Samstag legten Passanten Blumen vor dem ausgebrannten Gebäude nieder. In den Krankenhäusern bildeten sich Schlangen von Menschen, die Blut spenden wollten.
Die russische Regierung machte die Regierung in Kiew und ihre westlichen Unterstützer für den gravierendsten Zwischenfall seit dem Sturz des von Russland unterstützten ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch verantwortlich (hier). Die Regierung in Kiew vermutete dagegen Gruppen aus Russland und prorussische Separatisten aus der Nachbarregion Transnistrien hinter den Ausschreitungen. Vertraute Janukowitschs hätten Saboteure bezahlt, erklärte der ukrainische Geheimdienst SBU.
Im Osten des Landes, in Kramatorsk, brachten ukrainische Truppen einen Fernsehturm und das Hauptquartier des Geheimdienstes unter ihre Kontrolle. Russische Medien berichteten über nächtliche Kämpfe in der Umgebung der Stadt. Demnach sollen Krankenhäuser einen Toten und neun Verletzte registriert haben. Nach Angaben der Separatisten wurden drei ihrer Kämpfer und zwei Zivilisten getötet.
Seit der Morgendämmerung seien die Vorstöße gegen die Separatisten fortgesetzt worden, teilte Innenminister Arsen Awakow auf seiner Facebook-Seite mit. Auch in Slawjansk seien die Kämpfe wieder aufgenommen worden. „Wir werden nicht nachlassen“, erklärte er. In Slawjansk hatten Separatisten am Vortag zwei Kampfhubschrauber abgeschossen (hier).