Politik

Grenzstreit: Chinesisches Schiff rammt Vietnams Küstenwache

Ein chinesisches Schiff hat zwei Schiffe der Küstenwache Vietnams gerammt und schwer beschädigt. Wasserkanonen kamen zum Einsatz. Sechs Vietnamesen wurden verletzt. Der Vorfall ereignete sich in einem Gebiet, das beide Staaten beanspruchen. Unter dem Südchinesischen Meer lagern große Öl- und Gasvorkommen.
08.05.2014 00:15
Lesezeit: 2 min

Ein chinesisches Schiff hat absichtlich zwei Schiffe der vietnamesischen Küstenwache gerammt. Nach Angaben der Regierung in Hanoi geschah der Vorfall am Sonntag im Südchinesischen Meer. Peking hat in den umstrittenen Gewässern eine Bohrinsel gebaut, offenbar aus politischen Gründen.

„Am 4. Mai rammten chinesische Schiffe vorsätzlich zwei Schiffe der vietnamesischen Küstenwache“, zitiert Reuters einen Beamten des Außenministeriums in Hanoi. Der Zusammenstoß habe erheblichen Schaden angerichtet. Sechs Leute seien verletzt worden.

„Chinesische Schiffe mit Luft-Unterstützung wollten die vietnamesischen Schiffe einschüchtern. Wasserkanonen kamen zum Einsatz“, so der vietnamesische Beamte. Andere Beamte sagten, sechs weitere Schiffe seien ebenfalls bedrängt worden. Sie wurden jedoch nicht so sehr beschädigt.

In dem Gebiet habe China eine Bohrinsel errichtet. Dort seien Dutzende Schiffe der Marine und der Küstenwache beider Länder unterwegs. „Es sind noch keine Schüsse abgefeuert worden“, sagte ein vietnamesischer Marineoffizier. „Vietnam wird nicht schießen, außer wenn China zuerst schießt.

Gewöhnlich hält sich Vietnam mit Kritik an China zurück. Denn der bilaterale Handel hat einen Umfang von mehr als 50 Milliarden Dollar. Doch Hanoi hat den Betrieb einer Bohrinsel im Südchinesischen Meer durch China scharf kritisiert.

Vietnam betrachtet die Gewässer als vietnamesische Gewässer und hat Chinas staatlichen Öl-Konzern CNOOC aufgefordert, die Bohrinsel zu entfernen. China hingegen beansprucht fast das gesamte Südchinesische Meer für sich, unter dem große Öl- und Gasvorkommen lagern. Peking weist Territorial-Ansprüche Vietnams, der Philippinen, Taiwans, Malaysias und Bruneis zurück.

Die Behörden der Philippinen stoppten am Dienstag ein chinesisches Fischerboot und nahmen die elf Besatzungsmitglieder fest. Das Außenministerium in Peking forderte die Regierung in Manila am Mittwoch auf, die Besatzung und das Boot freizugeben. Die Philippinen müssten Provokationen unterlassen, sagte eine Sprecherin.

An Bord des chinesischen Schiffes seien 500 Schildkröten gefunden worden, von denen einige tot gewesen seien, teilte die philippinische Polizei mit. Die Tiere stehen in den Philippinen zum Teil unter Artenschutz. Einem Polizeivertreter zufolge sollten die Boote zur Insel Palawan geschleppt werden, wo gegen die Festgenommenen Anzeige erstattet werden soll.

Vor wenigen Tagen hatte US-Präsident Barack Obama die Region besucht und Verbündeten wie den Philippinen seine Hilfe zugesagt. „Die Vereinigten Staaten haben kein Recht, sich über Chinas Handeln innerhalb der Reichweite seiner Souveränität zu beschweren“, sagte eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums.

Die Aufstellung der chinesischen Bohrinsel in der Nähe von Vietnam sei keine wirtschaftliche Entscheidung, sondern eine politische, sagte ein Beamter der Öl-Industrie in China. „Dies spiegelte den Willen der Zentralregierung wider und steht auch in Beziehung mit der US-Strategie für Asien.“ Der Staatskonzern CNOOC habe eigentlich kein großes Interesse an der Region.

Vietnam prüft, ob es rechtlich gegen Chinas Bohrinsel vorgeht. „Wir können keine Maßnahmen ausschließen, darunter internationale Klagen, solange es friedlich zugeht“, sagte ein Beamter des vietnamesischen Außenministeriums.

„Wir sind ein friedliebende Nation, die viele Kriege erlebt hat. Wenn diese Situation zu weit geht, werden wir alle Maßnahmen anwenden, die im Einklang mit internationalem Rech sind, um unser Territorium zu schützen. Wir haben Einschränkungen, aber wir werden uns gegen jede chinesische Aggression zur Wehr setzen.“

Die Philippinen haben ihren See-Streit mit China bereits beim internationalen Gericht in Den Haag vorgebracht.

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