Politik

Österreich: OMV steigt bei russischer South Stream ein

Lesezeit: 2 min
08.05.2014 14:52
Trotz möglicher Sanktionen gegen Russland hält der österreichische Konzern OMV an der Zusammenarbeit mit Gazprom fest. Die gemeinsame South-Stream-Pipeline soll Erdgas aus Südrussland bis nach Österreich transportieren. Dies sei wichtig für die Versorgungssicherheit, sagt OMV-Chef Roiss.
Österreich: OMV steigt bei russischer South Stream ein

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Trotz Ukraine-Krise und möglicher weiterer Sanktionen gegen Russland steigt der österreichische Erdöl- und Gaskonzerns OMV in das russische Pipeline-Projekt South Stream ein.

Österreich erhofft sich von dem Deal mit Gazprom eine größere Bedeutung als Handelszentrum für Gas in Mittel- und Osteuropa. „Das ist auch ein wichtiger Schritt, um Österreichs Versorgungssicherheit mit Gas beträchtlich zu erhöhen“, sagt OMV-Chef Gerhard Roiss.

Ähnlich der Pipeline Nord Stream, die russisches Gas durch die Ostsee nach Deutschland führt, will Russland mit South Stream die Ukraine als Transitland umgehen. Die Pipeline soll von Südrussland durch das Schwarze Meer über Bulgarien, Serbien und Ungarn bis nach Österreich führen.

Erstes Gas soll 2017 ankommen, die volle Liefermenge wird für 2018 erwartet. Der ursprünglich geplante Strang nach Italien wurde Reuters-Informationen zufolge verworfen.

Das Pipeline-Projekt kommt der OMV auch deshalb gelegen, weil die Wiener nach einem großen Gas-Fund im Schwarzen Meer auf der Suche nach Transportmöglichkeiten sind. Die Errichtung einer eigenen Leitung wäre für die Österreicher mit erheblich höheren Kosten verbunden.

Der Konzern war gemeinsam mit dem US-Partner Exxon vor der rumänischen Schwarzmeerküste auf ein Gasfeld gestoßen, das groß genug ist, um den Bedarf Österreichs für neun Jahre abzudecken. Erste Gaslieferungen erwartet die OMV ab 2020.

Die OMV hofft, die notwendigen Genehmigungen für die Kooperation mit Gazprom bis 2015 zu bekommen. Die EU-Kommission wollte den Deal nicht kommentieren. Grundsätzlich steht die Behörde jedoch South Stream und der Vormachtstellung Gazproms auf dem europäischen Markt kritisch gegenüber.

Der Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung zwischen OMV und Gazprom Ende April war aber brisant. Nur einen Tag zuvor hatte der Westen wegen der Ukraine-Krise weitere Sanktionen gegen Russland verhängt. OMV-Chef Roiss verteidigt den Einstieg: „Ich würde es wieder so machen. Gas ist keine Waffe und soll nie eine Waffe werden.

Gazprom ist bisher nicht von Strafmaßnahmen betroffen. Dennoch fürchten die Russen, die mit South Stream ihre Gaslieferungen in die EU weiter erhöhen wollen, um ihre lukrativen Energie-Exporte. Eine weitere Verschärfung der Sanktionen würde aber nicht nur Russland treffen, sondern auch Europa. Die EU deckt gut ein Drittel ihres Verbrauchs mit russischem Gas. Etwa die Hälfte der Lieferungen wird über die Ukraine geleitet.

Österreich, traditionell eng mit Osteuropa und Russland verbandelt, war einst der erste westliche Staat, der langfristige Energie-Lieferverträge mit dem riesigen Land bekam. Die Verträge reichen bis 1968 zurück.

Der mehrheitlich von OMV betriebene Gasknotenpunkt Baumgarten nahe Wien ist seit 1970 eine Drehscheibe für russisches Erdgas nach Westeuropa. Heute zählt er zu den größten Plattformen für Gas aus Russland. Rund ein Drittel des russischen Exports nach Westeuropa läuft darüber und gelangt von hier nach Ungarn, Italien, Kroatien, Slowenien, Deutschland und Frankreich. Künftig ist Experten zufolge auch eine Beteiligung Gazproms an Baumgarten denkbar. Dazu halten sich die Konzerne aber noch bedeckt.

Ursprünglich hatte die OMV ganz andere Pläne: Über die Nabucco-Pipeline sollte Gas aus der kaspischen Region bis nach Baumgarten gebracht werden. Das Projekt unter der Federführung der OMV war allerdings im Vorjahr gescheitert, weil eine Konkurrenzröhre den Zuschlag für das Gas aus Aserbaidschan erhalten hatte.

Der Gazprom-Lobbyist Gerhard Schröder feierte einen späten Sieg über den Nabucco-Lobbyisten Joschka Fischer (mehr hier). Für die OMV war das ein schwerer Schlag.

Nabucco galt auch lange als Prestigeprojekt der EU: Sie hoffte, damit den Einfluss Russlands auf die Gasversorgung Europas zu begrenzen. Für OMV-Chef Roiss steht fest: „Europa hat versagt bei Nabucco, und wir können es uns nicht leisten, hier nicht zu agieren.“


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - das Angebot der Essenskuriere ist kaum noch überschaubar. Wer am Markt letztlich bestehen wird,...

DWN
Politik
Politik Bericht: Habeck-Mitarbeiter sollen Kritik am Atom-Aus missachtet haben
25.04.2024

Wichtige Mitarbeiter von Bundesministern Habeck und Lemke sollen laut einem Bericht interne Zweifel am fristgerechten Atomausstieg...

DWN
Finanzen
Finanzen Feiertagszuschlag: Was Unternehmer an den Mai-Feiertagen beachten sollten
25.04.2024

Feiertagszuschläge sind ein bedeutendes Thema für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen. Wir werfen einen genauen Blick auf die...