Der Crash war die Lösung - zumindest für die Entstehung der Erde. Untermauert wurde die seit Jahrzehnten kursierende Theorie über die Entstehung des Mondes durch entsprechende Gesteins-Analysen deutscher Wissenschaftler. Die Ausgangstheorie: Der Protoplanet Theia traf vor mehr als vier Milliarden Jahren die damals noch junge Erde. Aus einem der dabei herausgelösten Trümmer entstand der Mond. Die Wissenschaftler begaben sich auf die Suche: Im Mond müssten sich eigentlich Spuren von Theia finden lassen. Die chemische Zusammensetzung von Mond und Erde muss sich unterscheiden. Nachgewiesen werden konnte das bisher nicht.
Den Forschern um Daniel Herwartz von der Universität Göttingen ist es gemeinsam mit Kollegen der Universität Münster und Köln gelungen, diese Lücke in der Crash-Theorie zu schließen. Sie konnten minimale Unterschiede in der Isotopen-Zusammensetzung von Sauerstoff, Silizium und Titan bei Erde und Mond aufzuzeigen. Ihre Ergebnisse wurden im US-Wissenschaftsmagazin „Science“ veröffentlicht. Dort schreiben sie: „Der Mond wurde vermutlich von einem katastrophalen Zusammenstoß der Proto-Erde mit einem Planetesimal namens Theia gebildet.“
Für ihre Untersuchungen zogen die Wissenschaftler mitgebrachte Proben der „Apollo“-Missionen zwischen 1969 und 1972 heran. Der Vorteil dieses von der NASA zur Verfügung gestellten Materials: Eine Verfälschung, wie bei auf der Erde aufgeschlagenen Mondmeteoriten, ist nicht der Fall. Mit Hilfe eines Gasmassenspektrometer wurde im Labor der freigesetzte und gereinigte Sauerstoff der Mondgesteine analysiert. Der Nachweis eines wenn auch kleinen Unterschiedes glückte. Die Forscher können jetzt darlegen: Mit einer Differenz von zwölf Teilen pro einer Million Teile kommt das seltene Sauerstoffisotop O-17 auf dem Mond etwas häufiger vor als auf der Erde.
Das klingt ähnlich kompliziert wie die TLTROs von Mario Draghi. Für die bieten die Bestseller-Autoren Weik&Friedrich eine Lösung (hier).
Mit ihren Untersuchungen am Ende sind die Deutschen damit aber nicht. Ihre Analysen deuten darauf hin, dass der Erdtrabant nur etwa zu 50 Prozent aus Material von Theia und zur anderen Hälfte aus irdischem Material bestehen könnte. Nun gilt es, auch das zu bestätigen.
Die Crash-Theorie wird übrigens erst seit gut 40 Jahren von der Wissenschaft favorisiert. Seit dem 19. Jahrhundert wurden bereits eine ganze Reihe von verschiedenen Modellen entwickelt. Sie reichen von der Aspaltungstheorie nach G. H. Darwin, über die Einfang- und Schwesterplanet-Theorie bis hin zur Viele-Monde-Theorie, die in den 1960er Jahren populär war. Heute gilt jedoch das Kollisionsszenario als das plausibelste.
Vorgestellt werden die Ergebnisse aus Deutschland nun auf der Goldschmitt-Konferenz für Geo-Chemie vom 8. bis 13. Juni in Kalifornien.