Nach der Geiselnahme von 80 türkischen Staatsbürgern durch Islamisten im Irak prüft die Regierung in Ankara die rechtlichen Voraussetzungen für einen Militäreinsatz im Nachbarland. "Die Diskussion dreht sich unter anderem um die Frage, ob das bisherige Mandat ausreicht oder ob ein neues Mandat benötigt wird", sagte Justizminister Bekir Bozdag am Donnerstag. Derzeit arbeite die Regierung aber nicht an einem neuen Mandat. Das türkische Parlament hat die Regierung dazu ermächtigt, das Militär gegen kurdische Rebellen im irakischen Grenzgebiet einzusetzen. Dieses Mandat läuft im Oktober aus.
Die Nato hatte am Mittwoch eine Dringlichkeitssitzung abgehalten. Bei dem Nato-Treffen habe es sich nicht um ein Treffen nach Artikel 4 des Nordatlantikvertrags gehandelt, der eine Bedrohung der Sicherheit eines Bündnismitglieds regelt. Auch Vertreter des türkischen Außenministeriums sprachen von dem Treffen (mehr hier).
Welche Folgen ein Militärschlag der Türkei im Irak hätte, ist unklar. Von einem Bündnisfall dürfte die Nato allerdings nicht ausgehen.
Die 80 Türken waren in den vergangenen Tagen von Kämpfern der Islamistengruppe Isil verschleppt worden. Bei einem Angriff auf das türkische Konsulat in Mossul wurden am Mittwoch 49 Menschen verschleppt, darunter der Konsul mit seiner Familie sowie Spezialeinsatzkräfte der Armee. Bereits am Dienstag hatten die Islamisten 31 türkische Lastwagenfahrer in der zweitgrößten irakischen Stadt entführt. Außenminister Ahmet Davutoglu drohte mit Vergeltung, sollte den Geiseln etwas zustoßen. Auf Antrag der Türkei hatte die Nato am Mittwochabend über die Entwicklung im Irak beraten.
Die islamistischen Rebellen haben ihren Vormarsch im Nordirak zuletzt ungehindert fortgesetzt und immer mehr Gebiete unter ihre Kontrolle gebracht. Mit der Geiselnahme der türkischen Staatsbürger verschärfen sich auch die Spannungen mit dem Nachbarland erheblich.