Das war nicht immer so: Noch in den 1920er Jahren weigerten sich viele Clubs, afrobrasilianische Spieler aufzunehmen.
Zwei historische Fußballclubs aus Rio de Janeiro – Bangú Atlético Clube und Clube de Regatas Vasco da Gama – waren die Pioniere im Kampf gegen den Rassismus im brasilianischen Fußballsport, viele Jahrzehnte bevor die gleichberechtigte Begegnung unterschiedlicher ethnischer Gruppen im Fußball auch in Europa zum Thema wurde.
Zwei kleine Liebeserklärungen an zwei große Pioniere des brasilianischen Fußballs:
Bangu Atlético Clube wurde 1904 von einigen englischen Arbeitern einer Textilfabrik im Stadtteil Bangu gegründet. Aktuell spielt Bangu in der Staatsmeisterschaft von Rio de Janeiro.
Bangu rühmt sich der erste Fußballclub in ganz Brasilien gewesen zu sein, der es farbigen Fußballern erlaubte, für den Verein zu spielen. Bereits ab 1905 nahm Bangu Schwarze in seinen Reihen auf. Der erste war ein gewisser Francisco Carregal, „der erste Schwarze, der je ein Trikot eines brasilianischen Fußballvereins tragen durfte“, heißt es im 1947 verfassten Standartwerk des berühmten Sportjournalisten Mário Filho „O negro no futebol brasileiro“ (Die Schwarzen im brasilianischen Fußball). Der zweite schwarze Fußballer wurde ein Jahr später, 1906, ebenfalls von Bangu verpflichtet: Er hieß Manoel Maia und war Torwart. 1907 wird der Club Bangu vom Verband aufgefordert alle “farbigen” Spieler zu entlassen. Eine entsprechende Anzeige erscheint in den Zeitungen. Bangu weigert sich und wird von der Meisterschaft ausgeschlossen. Im Jahre 1909 wird der Verein wieder aufgenommen. Ohne schwarze Spieler. 1913 verpflichter man aber erneut einen “farbigen” Spieler: Feliciani Machado, der „halb Indianer und halb Schwarzer war‘“, wie es bei Mário Filho heißt.
Vasco da Gama gewinnt 1923 mit mehreren schwarzen Spielern die Meisterschaft von Rio de Janeiro. Unerhört! Der Verein wird daraufhin beschuldigt, die Regeln der Meisterschaft missachtet zu haben. Die Manipulation soll darin bestanden haben, dass der Verein, entgegen offizieller Vorgaben, Amateure beschäftigte, die in Wirklichkeit Profis waren. Das heißt: Offiziell waren die Spieler als Lagerarbeiter bei den portugiesischen Kaufleuten beschäftigt. In Wirklichkeit wurden die Spieler aber freigestellt, damit sie „rund um die Uhr trainieren konnten“. Ein Skandal! Nur deshalb konnten sie im Jahr 1923 so die die Liga von Rio de Janeiro beherrschen, klagten damals die Kritiker. Sie verloren in der Saison nur ein einziges Spiel, gegen Flamengo. Außerdem gab es zwei Unentschieden. Alle anderen Spiele haben sie gewonnen.
Wie konnte es sein, dass arme und dazu noch schwarze Spieler eines bescheidenen Einwanderer-Vereins plötzlich Gewinner der Meisterschaft waren?
Von da an haben sich die übrigen Vereine zusammengetan und Vasco da Gama aus der Liga verbannt. Als Grund wurde nicht nur angeführt, dass der Verein Schwarze aufstellte, sondern auch, dass der Club die Spieler nur fürs Spielen und Trainieren bezahlte.
Vasco da Gama wurde 1898 als Ruderverein von portugiesischen Einwanderern gegründet und eröffnete 1916 eine Fußballabteilung. Der Verein wird von kleinen Kaufleuten, vor allem portugiesischen Ursprungs, unterstützt.
Teil 1: Die Revolution hat in Brasilien Feuer gefangen
Teil 2: Brasilien: Künstler protestieren gegen die Fußball-WM
Teil 3: Brasilien: Von der Fußball-WM profitieren Konzerne, Politiker und Banken
Teil 4: Weltmeister: Deutsche Waffen-Industrie verdient prächtig mit der Fußball-WM
Teil 5: Brasilien: Staudamm-Bau mit Methoden einer Militär-Diktatur
Teil 6: Wer ist die rätselhafte Dilma Rouseff?
Teil 7: Brasilien: Straßenkinder passen nicht ins Bild der WM – und verschwinden
Teil 8: Der ganz andere WM-Song: „Öffnet eure Augen, Brüder / die FIFA greift in unsere Taschen“
Teil 9: Brasilien: Fifa unterstützt Projekte gegen Kinderprostitution nicht
Teil 10: Lage in São Paulo eskaliert: Polzei knüppelt streikende U-Bahn-Fahrer nieder
Teil 11: Der Schwarze Block will marschieren: „20 Prozent der Brasilianer sind gegen die WM“
Teil 12: Korruption bei der Fifa: „Wer einmal die Hand aufhält, versucht es auch ein zweites Mal“