Finanzen

Aufseher: Finanzstabilität in Deutschland gefährdet

Das deutsche Finanzsystem ist akut gefährdet, so der Ausschuss für Finanzstabilität. Die niedrigen Zinsen bilden den „Nährboden für den Aufbau von Finanzstabilitätsrisiken“. Auch Kreditausfälle und Preisblasen stellten hohe Risiken dar.
18.06.2014 13:28
Lesezeit: 1 min

Der Finanzstabilität in Deutschland drohen nach Einschätzung hochrangiger Experten trotz einer Entspannung der Lage in den vergangenen Monaten noch zahlreiche Gefahren.

Es gebe „weiterhin eine Reihe akuter und latenter Risiken“, heißt es im ersten Bericht des vor einem Jahr gegründeten Ausschusses für Finanzstabilität (AFS) an den Bundestag. Dazu gehörten die Gefahr von Kreditausfällen in Euro-Schuldenländern und wirtschaftlich geschwächten Sektoren. Probleme könne es auch als Folge des niedrigen Zinsniveaus sowie die zunehmende Bedeutung von Schattenbanken, die weltweit immer noch weitgehend unreguliert sind, heißt es in dem Bericht, der den Zeitraum von Januar 2013 bis März 2014 umfasst.

Dem Ausschuss gehören Vertreter der Deutschen Bundesbank, des Finanzministeriums, der Aufsichtsbehörde BaFin sowie - ohne Stimmrecht - ein Vertreter der Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung (FMSA) an. Er wurde als Konsequenz aus der Finanzkrise vor rund sechs Jahren eingerichtet und soll eine Art Seismograph für Stabilitätsgefahren im Finanzsystem sein.

Besonderes Augenmerk richteten die Experten auf die Folgen der rekordniedrigen Zinsen. „Generell können niedrige Zinsen und großzügige finanzielle Rahmenbedingungen den Nährboden für den Aufbau von Finanzstabilitätsrisiken bilden“, zitierte das Finanzministerium am Mittwoch aus dem Bericht.

Dabei haben sich die Experten besonders mit der Entwicklung im Immobilienbereich beschäftigt - also den Gefahren von spekulativen Preisblasen in diesem Sektor. „Im Berichtszeitraum war bisher keine sich selbst verstärkende Spirale aus nicht nachhaltigen Preiserhöhungen, steigender Verschuldung und Lockerung der Kreditbedingungen festzustellen“, heißt es. Die Entwicklung des Marktes für Wohnimmobilien werde aber weiter sorgfältig beobachtet.

Gefahren sieht der Ausschuss auch im Bankensystem als Nebenwirkung der niedrigen Zinsen. Diese verschärften die „strukturelle Ertragsschwäche“ vieler Kreditinstitute. Ähnliches gelte für die Lebensversicherungsunternehmen, denen die Bundesregierung inzwischen mit einem Maßnahmenpaket Entlastung verschaffen will.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Urlaub wird teurer: Flugkosten steigen auch bei Billig-Airlines
08.07.2025

Fliegen vom deutschen Flughafen ist deutlich kostspieliger geworden – und das nicht nur bei klassischen Airlines. Auch...

DWN
Politik
Politik Haushaltsstreit 2025: Klingbeils Pläne, Kritik und offene Milliardenlücken
08.07.2025

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat den Haushaltsentwurf für 2025 und die Finanzplanung bis 2029 in den Bundestag eingebracht....

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Konzern behauptet Spitzenposition im deutschen E-Auto-Markt
08.07.2025

Der VW-Konzern setzt im deutschen E-Auto-Markt neue Maßstäbe. Die aktuellen Zahlen zeigen eine eindrucksvolle Entwicklung – doch der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China frisst Europas Industrie und niemand wehrt sich
08.07.2025

Chinas Staatskonzerne zerlegen Europas Industrie Stück für Stück – doch Berlin, Brüssel und Paris liefern nur leere Worte. Während...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dow schließt Chemieanlagen: Was das für Deutschland bedeutet
07.07.2025

Der US-Konzern Dow zieht sich teilweise aus Mitteldeutschland zurück – und das hat Folgen. Standorte in Sachsen und Sachsen-Anhalt...

DWN
Politik
Politik Folgekosten in Millionenhöhe: Corona-Krise und die Schattenseite staatlicher Beschaffung
07.07.2025

Milliardenkosten, ungenutzte Schutzmasken und politische Spannungen: Die Folgen der Maskenkäufe in der Corona-Krise wirken bis heute nach....

DWN
Politik
Politik Kontrollen an der Grenze zu Polen: Grenzkontrollen jetzt beidseitig aktiv
07.07.2025

Mitten in der Urlaubszeit zieht Polen die Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland an. Reisende spüren die Auswirkungen sofort –...

DWN
Politik
Politik Trump droht BRICS-Staaten mit neuen Strafzöllen
07.07.2025

Trump verschärft den Handelsstreit mit den BRICS-Staaten drastisch. Seine angekündigten Strafzölle könnten globale Lieferketten...