Finanzen

Stress mit der EZB: Investoren ziehen sich aus Europas Banken zurück

Lesezeit: 1 min
08.07.2014 00:55
Die Aktienkurse der europäischen Banken sind deutlich nach unten gerutscht. Die Banken hatten gehofft, dass EZB-Chef Draghi noch mehr Geld drucken werde. Doch die EZB zögert. Das Misstrauen der Investoren in die europäischen Banken wächst.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Nachdem der europäische Banken-Aktienmarkt wegen der Situation der österreichischen Banken eine deutliche Abwärtsbewegung verzeichnete, lohnt es sich, einen Blick auf die Banken im Zusammenhang mit der neuestens EZB-Politik zu werfen.

Denn am vergangenen Donnerstag kündigte Mario Draghi an, die Märkte erneut mit rund einer Billion Euro zu fluten (hier) – von der EZB mit dem neuen Label „TLTRO“ bezeichnet. Dies soll geschehen, um die Kreditvergabe an die Realwirtschaft in den Krisenländern anzukurbeln.

Da Draghi es jedoch unterlassen hatte, nähere Details zu einem möglichen QE-Programm („Quantitative Easing“), also zu breit angelegten Wertpapierkäufen bekanntzugeben, sind europäische Banken auf ein einjähriges Tief im Verhältnis zu anderen Banken der globalisierten Finanzindustrie eingebrochen.

Denn konkretere Verlautbarungen seitens Draghi hätten dazu geführt, dass die EZB den Banken in absehbarer Zeit ihre toxischen Kreditforderungen abnimmt und an die Steuerzahler weitergibt. Was nichts anderes bedeutete, als dass die Banken sozusagen 1:1 ihre wertlosen Papiere hätten abstoßen können, wie Zerohedge berichtet. Damit wären sie in der Lage gewesen, Gewinne mitzunehmen – und die Banken in der Euro-Peripherie wären glücklich und zufrieden gewesen.

Die Hoffnung der Banken, dass Mario Draghi ihnen aus der Patsche hilft, erfüllte sich jedoch nicht.

Allein das TLTRO, also die Versorgung der Banken mit weiteren billigen Krediten, nützt den Banken wenig. Denn sie wissen jetzt, dass, sollte eine Bank damit beginnen, Staatsanleihen abzustoßen, das ganze illiquide Monstrum unter seinem eigenen Gewicht zusammenbricht.

Es ist klar – wie im folgenden Diagramm dargestellt –, dass Investoren schnell zu dieser Erkenntnis kommen und europäische Anleihen eiligst abstoßen werden.

Ian Richard von der BNP Paribas kommentierte hierzu: „Die Perspektive hinsichtlich eines Kredit-Wachstums und höheren Gewinn-Aussichten für den Bankensektor driftet weiter nach unten, anders als der Markt gehofft hatte“.

Laut Beobachtern ist jedoch Ende des Jahres oder Anfang 2015 mit einem QE-Programm der EZB zu rechnen. Diese Wertpapierankäufe würden dann bedeuten, dass die EZB den Banken Kreditverbriefungen (sogenannte ABS-Papiere) abkauft, mit denen Banken beispielsweise Kredite an Unternehmen aber auch Raten-, Auto- oder Studienkredite gebündelt und weiterverkauft werden.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...