Politik

Türkei: Erdoğan startet Ermittlungen gegen kritische Koç-Gruppe

Die Erdoğan-Regierung hat Ermittlungen gegen ein Tochterunternehmen der Koç-Gruppe veranlasst. Eine Öl-Raffinerie des Konzerns soll seit sieben Jahren illegal Wasser aus einem See abgezweigt haben. Regierungs-Kritiker vermuten einen „Racheakt“ Erdoğans. Die Koç-Gruppe hatte sich zuletzt auf die Seite der Gezi Park-Demonstranten gestellt.
09.07.2014 02:09
Lesezeit: 1 min

Am Wochenende hat die türkische Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den Energie-Konzerns TÜPRAŞ eingeleitet. Dem Öl-Konzern wird vorgeworfen, dass er seit sieben Jahren illegal Wasser aus dem Sapanca See abzweigt hat. Der TÜPRAŞ-Generaldirektor Yavuz Erkut und der Raffinerie-Chef in Izmit stehen unter Anklage. Den beiden Männern drohen Haftstrafen in Höhe von drei Jahren.

Der Raffinerie-Chef sagt, dass die TÜPRAŞ-Raffinerie in Izmit seit dem Jahr 1960 das Wasser aus dem See verwertet. Dies sei die gängige Methode gewesen - auch als TÜPRAŞ noch ein Staatsunternehmen war.

Das türkische Nachrichten-Portal Haber 7 zitiert Erkut:

„Die Kommune und weitere öffentliche Institutionen beziehen jährlich 120 Millionen Kubikmeter Süßwasser aus dem See. Doch bei uns liegt der jährliche Verbrauch bei 7,5 Millionen Kubikmeter. TÜPRAŞ soll zu Unrecht für die Dürre in der Region verantwortlich gemacht werden. Die Nutzung des Wassers liegt im nationalen Interesse. Es gibt keine Alternativen.“

Regierungskritiker vermuten hinter den Ermittlungen eine bewusste Kampagne der Erdoğan-Regierung. Der Energie-Riese TÜPRAŞ ist ein Tochterunternehmen der Koç-Gruppe. Koç fiel zuletzt in Erdoğans Missgunst, als das Unternehmen Demonstranten während der Gezi Park Proteste im Sommer 2013 Zuflucht Divan Hotel in Istanbul bot.

Das Divan Hotel gehört Ali Koç. Kurz darauf führten Steuerfahnder begleitet von der Polizei Razzien bei den Koç-Töchtern Aygaz, Tüpraş und OPET durch. Der Vorwurf lautete auf illegalen Energieträgerhandel und Steuerhinterziehung (mehr hier).

Die Koç Holding ist eines der größten Konglomerate in der gesamten Türkei und hauptsächlich in den Bereichen Energie, Automobil, Gebrauchsgüter und Finanzen tätig. Mit 85.000 Mitarbeitern zählt sie zu den 50 weltgrößten Familienunternehmen außerhalb der USA. Neben der landesweit größte Industrieunternehmen Tüpraş, besitzt sie den Haushaltsgerätehersteller Arçelik sowie die Yapi Kredi Bankasi. In Deutschland bekannt wurde Koç vor allem durch den Kauf der Traditionsmarke Grundig (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik US-Zölle als Wirtschaftskrieg: Trump zielt auf Europas Wohlstand
15.07.2025

Mit 30-Prozent-Zöllen will Donald Trump die europäische Wirtschaft in die Knie zwingen – und trifft damit ausgerechnet die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas seltene Chance: Schwedisches Metallvorkommen soll Abhängigkeit von China brechen
15.07.2025

In Schwedens Norden liegt Europas größte Hoffnung auf Rohstoffsouveränität. Doch der Fund der Seltenen Erden birgt Zielkonflikte,...

DWN
Immobilien
Immobilien Grunderwerbsteuer sparen: So zahlen Käufer weniger beim Immobilienkauf
15.07.2025

Der Kauf einer Immobilie wird schnell teurer als geplant – oft durch hohe Nebenkosten. Besonders die Grunderwerbsteuer kann kräftig...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Zuckerberg kündigt Mega-Rechenzentren an
15.07.2025

Mark Zuckerberg treibt den KI-Wettlauf in eine neue Dimension. Der Meta-Chef kündigt gigantische Rechenzentren an und will dabei selbst...

DWN
Politik
Politik Jetzt unterstützt Trump die Ukraine: Ist das die Wende?
15.07.2025

Donald Trump vollzieht die Wende: Plötzlich verspricht er der Ukraine modernste Waffen – auf Europas Kosten. Russland droht er mit...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche fahren wieder mehr Auto
15.07.2025

Deutschland erlebt eine Kehrtwende beim Autofahren: Nach Jahren des Rückgangs steigen die gefahrenen Kilometer wieder – obwohl einzelne...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldverbot 2025: Panikmache oder reale Gefahr für Ihr Gold?
15.07.2025

Mehrere Goldhändler warnen vor einem staatlichen Zugriff auf Barren und Krügerrands – Millionen Anleger fürchten um ihre Ersparnisse....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle sollen bleiben – weil er sie als Erfolg verbucht
15.07.2025

Donald Trump sieht seine Zollpolitik als Erfolg – und will sie verschärfen. Was der transatlantische Handelskrieg für Europa,...