Politik

China muss Wirtschaft mit Milliarden stützen

Staatliche Geldspritzen haben den Abwärtstrend der chinesischen Wirtschaft vorerst gebremst. Im zweiten Quartal legte das Bruttoinlandsprodukt um 7,5 Prozent zu. Die Regierung musste dafür die Ausgaben für Investitionen ins Schienennetz und den Wohnungsbau um ein Viertel erhöhen.
16.07.2014 13:55
Lesezeit: 1 min

Milliardenschwere Geldspritzen von Regierung und Banken haben den Abwärtstrend der chinesischen Wirtschaft vorerst gebremst. Im zweiten Quartal legte das Bruttoinlandsprodukt nach offiziellen Angaben um 7,5 Prozent zu und damit etwas mehr als zu Jahresbeginn. Damit schwinden die Sorgen vor einem Abschwung in der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, der auch auf die globale Konjunktur durchschlagen würde. Die Aktienkurse legten deshalb am Mittwoch von London bis Frankfurt zu. Experten warnen allerdings vor allzu großer Euphorie, da die Unternehmen den Aufwärtstrend nicht aus eigener Kraft schafften, sondern nur mit Hilfe des Staates.

Die Regierung erhöhte ihre Ausgaben allein im Juni um mehr als ein Viertel im Vergleich zum Vorjahresmonat auf umgerechnet 195 Milliarden Euro. Mit dem Geld wird beispielsweise der Ausbau des Schienennetzes beschleunigt und der öffentliche Wohnungsbau gefördert. Gleichzeitig reichten die Banken 128 Milliarden Euro an neuen Krediten aus, 20 Prozent mehr als erwartet. Dadurch wuchs die Wirtschaft trotz schwächelnder Exporte und einer Abkühlung am Immobilienmarkt etwas schneller.

Das Statistikamt trat am Mittwoch bei der Vorstellung der Wachstumszahlen auf die Euphoriebremse. „Wir können nicht blind optimistisch sein, denn die aktuelle Lage ist ziemlich kompliziert“, sagte Sprecher Sheng Laiyunfor. „Die traditionelle Industrie befindet sich in Anpassungen, und die können noch einige Zeit schmerzhaft sein. Die Konjunktur hat weiter Gegenwind.“

Das sehen Ökonomen ganz ähnlich. „Die Konjunkturerholung hängt von der Unterstützung der Regierung ab“, sagte Analyst Chang Jian von Barclays Capital in Hongkong. "Die Regierung kann nun wählen, ob sie entweder ein langsameres Wachstum hinnimmt oder noch mehr Hilfen durchdrückt." Auch die NordLB sieht erhebliche Abwärtsrisiken. „In einigen Branchen existieren nach wie vor nennenswerte Überkapazitäten“, sagte Ökonom Frederik Kunze. „Darüber hinaus hat Peking das Problem mit den Schattenbanken noch nicht gelöst.“

Die Staatsführung will die Wirtschaftsstruktur verändern und nimmt dafür kurzfristig Rückschläge in Kauf - solange genügend Jobs geschaffen werden (mehr hier). Sie will vor allem den Konsum stärken, um unabhängiger von ausländischen Investitionen und Exporten zu werden. Die Regierung in Peking rechnet offiziell mit Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in diesem Jahr um mindestens 7,5 Prozent. Das ist auch notwendig, um die Heerscharen der Wanderarbeiter mit Jobs zu versorgen und so soziale Unruhen zu vermeiden. Nach Einschätzung von Volkswirten könnte sich das Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren aber erheblich verlangsamen. 2015 dürfte das BIP demnach noch um etwa sechs Prozent und danach nur um rund fünf Prozent zulegen.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik US-Zölle als Wirtschaftskrieg: Trump zielt auf Europas Wohlstand
15.07.2025

Mit 30-Prozent-Zöllen will Donald Trump die europäische Wirtschaft in die Knie zwingen – und trifft damit ausgerechnet die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas seltene Chance: Schwedisches Metallvorkommen soll Abhängigkeit von China brechen
15.07.2025

In Schwedens Norden liegt Europas größte Hoffnung auf Rohstoffsouveränität. Doch der Fund der Seltenen Erden birgt Zielkonflikte,...

DWN
Immobilien
Immobilien Grunderwerbsteuer sparen: So zahlen Käufer weniger beim Immobilienkauf
15.07.2025

Der Kauf einer Immobilie wird schnell teurer als geplant – oft durch hohe Nebenkosten. Besonders die Grunderwerbsteuer kann kräftig...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Zuckerberg kündigt Mega-Rechenzentren an
15.07.2025

Mark Zuckerberg treibt den KI-Wettlauf in eine neue Dimension. Der Meta-Chef kündigt gigantische Rechenzentren an und will dabei selbst...

DWN
Politik
Politik Jetzt unterstützt Trump die Ukraine: Ist das die Wende?
15.07.2025

Donald Trump vollzieht die Wende: Plötzlich verspricht er der Ukraine modernste Waffen – auf Europas Kosten. Russland droht er mit...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche fahren wieder mehr Auto
15.07.2025

Deutschland erlebt eine Kehrtwende beim Autofahren: Nach Jahren des Rückgangs steigen die gefahrenen Kilometer wieder – obwohl einzelne...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldverbot 2025: Panikmache oder reale Gefahr für Ihr Gold?
15.07.2025

Mehrere Goldhändler warnen vor einem staatlichen Zugriff auf Barren und Krügerrands – Millionen Anleger fürchten um ihre Ersparnisse....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle sollen bleiben – weil er sie als Erfolg verbucht
15.07.2025

Donald Trump sieht seine Zollpolitik als Erfolg – und will sie verschärfen. Was der transatlantische Handelskrieg für Europa,...