Politik

Spanien: Deutsche Steuerzahler müssen Vergnügungspark bauen

Die spanische Regierungspartei Partido Popular hat 17 Millionen Euro Fördergelder für den Bau eines Themenparks beantragt. Das Geld soll aus dem EU-Fond für Regionale Entwicklung kommen. Die Erfolgsaussichten sind getrübt: Der Projekt-Träger ist kürzlich 100 km weiter mit einem ähnlichen Park gescheitert, und der beauftragte Bau-Unternehmer ist in einen handfesten Korruptions-Skandal verwickelt.
16.07.2014 00:35
Lesezeit: 1 min

Der spanische Staatssekretär für Handel, Jaime García-Legaz Murcia, hat bestätigt, dass das spanische Wirtschaftsministerium die Forderung von 17 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung für den Bau der Paramount-Themenpark in Murcia unterstützt. Bei einer Konferenz hat García-Legaz auch zugegeben, dass die Regierung auf der Suche nach Investoren mit PREMURSA, der Entwicklungsgesellschaft des Parks,  zusammenarbeitet.

Die Baufirma Murcia SA rechnet mit der Beteiligung der Öffentlichen Kassen und wird von Jesus Samper, geleitet. Der Unternehmer ist zusammen mit dem Bürgermeister von Murcia und 18 weiteren Personen in die Umbra-Affäre verwickelt, in der wegen Unregelmäßigkeiten bei  Planungs-Vereinbarung ermittelt wird.

Samper sieht seine Vorladung in dem Fall Umber gelassen: Der Träger und Namensgeber des Parks, die amerikanische Film-Produktionsfirma Paramount, sei bereits über die Vorwürfe informiert, man habe aber mit dem Investor nicht weiter darüber gesprochen, denn die Affäre habe ja nichts mit dem aktuellen Projekt zu tun und würde dies in keinster Weise beeinflussen, berichtet die spanische Zeitung el Diario.

Der Paramount -Park soll eine Art Disneyland mit Kinobezug werden, neben dem 122 Hektar großen Themenpark ist eine großzügige Luxus-Hotelanlage sowie ein Einkaufszentrum geplant. Spanien will bis 20151 1,1 Milliarden Euro in das Projekt investieren, die Suche nach Investoren lief allerdings bisher wenig erfolgreich, so dass nun die EU einspringen soll.

Dass es im hochverschuldeten Spanien bessere Verwendungsmöglichkeiten für EU-Fördergelder gäbe, finden auch viele Spanier. Gegenüber El Diario sagte der Oppositionspolitiker Ortega, einige regionale Amtsträger der PP hätten „ihr eigenes Schicksal an das gewisser Unternehmer gebunden.“ Ortega glaubt, dass die Gelder aus dem EFRE-Topf für andere Dinge verwendet werden sollten, beispielsweise „um junge Landwirte zu unterstützen, eine wirklich produktive Wirtschaft zu schaffen oder den von der Dürre betroffenen Bauern zu helfen, die am Donnerstag vor dem Landwirtschaftsministerium demonstrieren wollen.“

Themenparks sind ein Trend in vielen spanischen Regionen und verschlingen als Prestige-Projekte vieler Regional-Politiker Unmengen öffentlicher Gelder. Erfolgsgeschichten gibt es kaum. Der Parque Warner in Madrid hängt ebenso am Tropf staatlicher Finanzspritzen wie die Isla Magica in Sevilla.

Grund zu Optimismus gibt auch der Träger Paramount nicht: Nur 100 Kilometer nordöstlich hat Paramount den Freizeitpark Terra Mítica geleitet, stieg jedoch 2004 aus dem Projekt wieder aus - und verkaufte die eigenen Anteile an die Region Valencia. Ein zu geringer Andrang sowie die hohen Baukosten und die daraus resultierenden Schulden führten zur Insolvenz des Parks. Durch den Verkauf angrenzender Grundstücke konnten die Schulden zwar gedeckt werden. Doch noch immer befindet sich Terra Mítica in der Krise.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...