Unternehmen

Ungarn: Banken müssen Kunden wegen Krediten entschädigen

Ungarische Banken haben vor der Finanzkrise massenhaft Fremdwährungs-Kredite an ihre Kunden verkauft. Da der Forint seitdem massiv an Wert verloren hat, können zahlreiche Ungarn ihre Kredite nicht mehr bedienen. Die Regierung zwingt die Banken nun, die Zinsen und Gebühren für Kredite rückwirkend zu senken und den Kunden das Geld zurückzuerstatten.
14.08.2014 00:38
Lesezeit: 1 min

Die ungarische Regierung bittet die Banken für die umstrittenen Fremdwährungskredite stärker zur Kasse als erwartet. Die ungarische Großbank OTP muss auf Grundlage der jüngsten Vorgaben der ungarischen Zentralbank 41 Milliarden Forint (rund 130 Millionen Euro) und nicht wie zunächst angenommen 27 Milliarden Forint an Kunden zurückzahlen, wie die Bank erklärte. Dadurch dürfte auch der Gewinnrückgang stärker ausfallen als erwartet.

Die Banken müssen rückwirkend Zinsen und Gebühren für Kredite senken, die sie vor der Finanzkrise zu Tausenden meist in Fremdwährungen wie dem Schweizer Franken vergeben hatten. Weil der ungarische Forint aber seither massiv an Wert verloren hat, können viele Familien ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen.

Die Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban will daher mit Hilfe eines neuen Gesetzes die Banken zur Kasse bitten. Diese müssen nun ihren Kunden Geld zurückerstatten: Betroffen sind neben der ungarischen OTP auch österreichische Institute wie die Erste Group, Raiffeisen oder die UniCredit-Tochter Bank Austria. Ebenso betroffen ist die BayernLB-Tochter MKB - die zweitgrößte deutsche Landesbank will die MKB an den ungarischen Staat verkaufen. Ein Abschluss des Deals ist für September geplant.

Die Institute hatten in den vergangenen Wochen den erwarteten Schaden geschätzt und meist auch entsprechende Rückstellungen gebildet.

Österreichische Banken hielten am Dienstag aber an ihren Prognosen fest: Die Erste Group hatte bereits 130 Millionen Euro zurückgestellt und erwartet für die zweite Jahreshälfte weitere Belastungen von rund 170 Millionen Euro.

Die Raiffeisen Bank International erklärte, die Einmalkosten würden aus derzeitiger Sicht wohl am oberen Ende der in Aussicht gestellten Spanne von 120 bis 160 Millionen Euro liegen.

Die UniCredit-Tochter Bank Austria hatte bereits Rückstellungen über 30 Millionen Euro gebildet und weitere Belastungen nicht ausgeschlossen. Sie sieht sich von den Verwerfungen jedoch weniger betroffen als lokale Wettbewerber und erwartet für die ungarische Tochter im laufenden Jahr weiterhin Gewinne.

Es ist nicht das erste Mal, dass Orban die Banken zahlen lässt. Bereits 2011 hatte Ungarn die dort tätigen Institute per Gesetz zum Umtausch von Fremdwährungskrediten gezwungen. Die Kosten mussten die Geldhäuser tragen.

Bereits zuvor zeigte Orban, dass er ungewöhnliche Schritte schnell durchsetzen lässt: Im Februar drohte Orban zudem EU-Ausländern mit Enteignung. Ein entsprechendes Bodengesetz ist bereits beschlossen: Ausländischen Bauern droht eine Enteignung ohne Entschädigung (mehr dazu hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...