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Rauchen während der Schwangerschaft kann Baby-DNA verändern

Wenn schwangere Frauen rauchen, können sie die DNA ihrer Babys beeinträchtigen. Eine neue Studie hat knapp 900 Säuglinge untersucht und dabei zehn neue Gene identifiziert, die eine Verbindung zum mütterlichen Rauchen darstellen.
17.08.2014 00:15
Lesezeit: 2 min

Eine Menge an Problemen können entstehen, wenn Mütter während der Schwangerschaft rauchen. Laut dem US-amerikanischen Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention (CDC) besteht dabei die Gefahr vor allem in Form von frühzeitiger Geburt, niedrigem Geburtsgewicht und dem plötzlichen Kindstod. Auch ein sogenannter Wolfsrachen, also eine Gaumenmissbildung ist möglich. Einige Gesundheitsprobleme und sogar Verhaltensprobleme könnten die Kinder sogar selbst noch als Erwachsene begleiten.

Bislang sind die genauen Zusammenhänge der biologischen Mechanismen noch nicht endgültig geklärt. Eine mögliche Ursache können epigenetische Veränderungen sein. Das sind Umwelteinflüsse die chemisch die DNA verändern und dadurch einzelne Gene an- oder abschalten. Rauchen oder eine schlechte Ernährung können hierfür bereits ausreichen.

Eine Variante der epigenetischen Veränderung ist beispielsweise die Methylierung. Dabei hängt sich eine Methylgruppe an bestimmten DNA-Basen. Die Zusammensetzung für eine solche Verbindung besteht aus einem Kohlenstoff-Atom, verknüpft mit drei Wasserstoff-Atomen.

US-Forscher vom nationalen Institut für Umweltgesundheit und Wissenschaft in North Carolina haben eine Studie zur DNA-Methylierung durchgeführt, meldet das Magazin Environmental Health Perspectives. Sie umfasste das komplette Epigenom. Untersucht wurden dabei Säuglinge, die Zigarettenrauch ausgesetzt waren, während ihrer Zeit im Mutterleib. Das gesamte Epigenom wird dabei analysiert, um festzustellen, welche DNA-Basen sich im Vergleich zur Kontrollgruppe verändern.

Als Grundlage für die Studie verwendeten die Forscher Daten einer großangelegten Untersuchung aus Norwegen. Daran hatten Hunderte von Familien teilgenommen, deren Kinder eine Hasenscharte oder Wolfsrachen haben. Untersucht wurde jetzt die DNA-Methylierung in Blutproben von 889 Säuglingen, kurz nach ihrer Geburt. Von deren Müttern haben 287 angegeben, dass sie im ersten Trimester geraucht haben. Dadurch wurde es die bisher größte Studie über mütterliches Rauchen dieser Art.

Das Ergebnis: Babys, deren Mütter geraucht haben, zeigten epigenetische Veränderungen, die bei Babys von Nichtrauchern nicht aufgetreten sind. Die Forscher konnten insgesamt 110 Gene mit veränderter Methylierung bei den Kindern von Rauchern identifizieren. Zehn davon sind neue Entdeckungen und werden in Verbindung gebracht mit Nikotinabhängigkeit sowie Plazentareife und Embryonalentwicklung.

Christina Markunas, die leitende Forscherin bei der Studie, sagt dazu: „Mütterliches Rauchen kann die DNA-Methylierung von Neugeborenen verändern. Dann sind dazu auch andere Umwelteinflüsse in der Lage, wie zum Beispiel Chemikalien in der Luft, zu Hause und in der Nahrung.“ In Zigarettenrauch sind über 7.000 unterschiedliche Chemikalien, von denen Hunderte als gesundheitsgefährdend bekannt sind und mindestens 69 krebserregend sind. (Stand: CDC 2010)

Auch wenn die Auswirkungen auf die Gesundheit bei Rauchern inzwischen bekannt sind, ist Rauchen weiterhin die am weitesten verbreitete Todesursache in den USA die verhindert werden könnte. Doch die Nikotinsucht ist für die meisten Menschen ein unüberwindbares Hindernis.

Selbst wenn Frauen erfahren, dass sie schwanger sind, reicht dies noch nicht aus, um mit dem Rauchen aufzuhören. Laut einer Untersuchung vom CDC im Jahr 2012 haben lediglich 45 % der Frauen während der Schwangerschaft nicht geraucht, wenn sie drei Monate vor der Gravidität geraucht haben.

Das Wissen allein, wie ungesund Rauchen für Mutter und Kind sein, reicht offensichtlich nicht aus. In der Regel wissen die meisten Raucher auch, wie schädlich ihre Verhaltensweise für sie selbst und ihre Umgebung sind. Trotz weit verbreiteter Aufklärung ist dieses Suchtmittel nicht zu stoppen.

Nach Angaben des Deutschen Zigarettenverbands wurden in Deutschland im Jahr 2013 80,3 Milliarden Zigaretten verkauft, also etwa 1.000 Stück pro Einwohner. Das entspricht einem Umsatz von 20,1 Milliarden Euro. Der Staat konnte sich dabei über eine Tabaksteuer in Höhe von 12,2 Milliarden Euro freuen. Dementsprechend hängen hierzulande auch einige Arbeitsplätze an der Zigarettenindustrie ab. Über 10.000 Menschen waren im vergangenen Jahr in diesem Sektor in Deutschland beschäftigt.

Eine Studie von 2013 hat sich mit den Kosten für die Krankenkassen durch Raucher beschäftigt. Dabei haben Wissenschaftler von der Universität Hamburg herausgefunden, dass Nichtraucher im Durchschnitt 2.000 Euro Kosten weniger im Jahr bei den Kassen verursachen. Dabei wurde die kürzere Lebenserwartung der Raucher bereits mit eingerechnet.

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