Politik

Das Ende der Bürgerrechte: Geheimdienste haben Internet weltweit im Griff

Dokumente über amerikanische, britische und kanadische Geheimdienste belegen, wie die Ausspähung ganzer Länder funktioniert. Ein Team aus Wissenschaftlern und Journalisten hat ausgewertet, wie die Spione das Internet systematisch kartieren und manipulieren. Sie sprechen von einer „Kolonialisierung des Netzes.“
19.08.2014 00:55
Lesezeit: 1 min

Der britische Geheimdienst GCHQ hat zum Ziel, das gesamte Internet vollständig zu überwachen. Mit einem Programm namens HACIENDA bieten die Spione bereits Vollscans für 27 Länder an. Weder Regeln noch Begründungen finden sich in einer Werbe-Präsentation für das Tool, die ein Team aus Wissenschaftler und Journalisten auf heise.de veröffentlicht und ausgewertet hat.

Unter den Autoren sind preisgekrönte internationale Enthüllungs-Journalisten wie Jacob Appelbaum und Laura Poitras und Henrik Moltke, sowie Forscher für Internetsicherheit und Spionage.

Dem Expertenteam zufolge ist vor allem die massive, praktisch lückenlose Ausnutzung dieser bekannten Technik „gegen beliebige Systeme und praktisch alle Nutzer im Netz“ schockierend. Die Dokumente zeigten, wie die Spione das Internet systematisch kartieren und manipulieren. Am Ende stehe das Ziel, das Internet zu „beherrschen“. Die Experten sprechen daher von einer „Kolonialisierung des Netzes.“

„Das breit angelegte Ausspähen verschiedenster Dienste, samt der verfügbaren Dienstinformationen über das gesamte Netz hinweg, zeigt, dass das Ziel die aktive Kartierung und Sammlung verletzlicher Systeme weltweit ist und nicht etwa Aufklärung zu bestimmten Zielsystemen oder Personen.“

Systeme und Menschen würden laut dem Bericht Opfer von Angriffen, wenn die gewonnen Zugangsdaten auch nur indirekt nützlich sein könnten:

„Die Geheimdienste attackieren jedes nur mögliche System, vermutlich allein deshalb, weil es Zugang zu weiteren Systemen eröffnen kann. Denn möglicherweise öffnet sich ja dabei irgendwo der Pfad zu einem wertvollen Zielobjekt.“

Wie die Methode klingt auch das Ziel der Überwachung totalitär: Die Geheimdienste bauen demnach ihre Macht aus, indem sie Systeme im Internet zu übernehmen und „folgen dabei den typischen Mustern von Cyber-Kriminellen, die Portscans nutzen, um potenzielle Opfer zu identifizieren.“

„Das Scannen der Server ganzer Länder und die Suche nach verwundbaren Stellen in der Infrastruktur der Netze folgt letztlich konsequent dem Ziel der „Beherrschung des Internet“, einem von der GCHQ koordinierten Programm zum Abhören von Netzwerkverbindungen.“

Aus den Scans entstehe eine Datenbank, die im Klub der Five-Eyes-Spione verteilt werde, zu dem das Vereinigte Königreich, die USA, Kanada, Australien und Neuseeland gehören.

Das deutsche Innenministerium hat indes wenig überrascht auf die Enthüllungen reagiert. „Seit Jahren werden elektronische Angriffe gegen Verwaltungseinrichtungen, Forschungsinstitute und Wirtschaftsunternehmen festgestellt.“ Art, Herkunft und Ausrichtung sprächen dafür, dass fremde Nachrichtendienste dahinter stehen. Von einer Verfolgung solcher Angriffe, wisse das BMI aber nichts.

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