Gemischtes

Trotz Kritik der Krankenkassen: CDU lehnt Preisbremse für Medikamente ab

Lesezeit: 1 min
25.09.2014 18:48
Die CDU lehnt Änderung an der Preisfestsetzung für Medikamente ab. Krankenkassen hatten kritisiert, dass ein neues Hepatitis-Medikament pro Behandlung 113.000 Euro kostet. Im ersten Jahr dürfen Pharmaunternehmen neue Medikamente mit Zusatznutzen zu einem beliebigen Preis verkaufen.
Trotz Kritik der Krankenkassen: CDU lehnt Preisbremse für Medikamente ab

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Regierungskoalition will trotz massiver Kritik an überteuerten Medikamenten die Regelungen für die Preisfestsetzung bei Medikamenten nicht verschärfen. Es bestehe keine Notwendigkeit von den Grundprinzipien abzuweichen, sagte der gesundheitspolitische Sprecher Jens Spahn.

Demnach dürfen Pharmaunternehmen neue Medikamente mit einem Zusatznutzen im ersten Jahr zu einem beliebigen Preis verkaufen. Ab dem zweiten Jahr nach Markteinführung gilt ein Preis, den der Hersteller bis dahin mit dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ausgehandelt haben muss. Die Kassen fordern, dieser rabattierte Preis müsse rückwirkend auch für das erste Jahr gelten.

Hintergrund der aktuellen Debatte ist der Preis für das neue Hepatitis-C-Medikament Sovaldi von der US-Firma Gilead Sciences. Nach Angaben der AOK kostet eine 24-Wochen-Therapie mit dem Medikament 113.000 Euro. Das Medikament könnte daher zu Milliardenkosten für die GKV führen. Zudem fürchten die Kassen, dass weitere Hersteller sich daran orientieren werden.

Spahn verweist dagegen darauf, dass Sovaldi eine erhebliche Verbesserung und eine echte Innovation für zwei Drittel der Patienten mit Hepatitis C bringe. Anstatt sich 48 Wochen einer belastenden Therapie mit Interferon-Spritzen zu unterziehen, müssten Kranke jetzt zwölf Wochen lang eine Tablette nehmen. Die Heilungschance liege zudem nicht mehr bei 50 bis 60, sondern bei über 90 Prozent. Er sehe daher anhand dieses einen Falles keine Notwendigkeit, die freie Festsetzung des Preises im ersten Jahr infrage zu stellen, sagte der CDU-Politiker. Im ersten Jahr sei der Einsatz eines neuen Präparats ohnehin meist überschaubar. Auch im Sinne des Pharmastandortes müsse es Verlässlichkeit geben.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach beklagte unlängst dagegen einen Teppichhändler-Effekt, bei dem die Firmen auf den eigentlich von ihnen erwarteten Preis anfangs etwas draufschlagen, um in den Verhandlungen genau dort zu landen. Eine Überprüfung der Regelung hat er für die zweite Hälfte der Legislaturperiode in Aussicht gestellt.

In einem Internet-Beitrag äußert Spahn scharfe Kritik am Verhalten des GKV-Spitzenverbands in den Preisverhandlungen. Durch dessen „Zockerei“ zögen immer mehr Hersteller wie etwa Novartis oder Sanofi-Aventis wichtige Präparate vom deutschen Markt zurück.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

 

DWN
Politik
Politik Deutsch-australische Rüstungskooperation: Mehr als Boote und Panzer?
05.05.2024

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock befürwortet eine engere Rüstungskooperation zwischen Deutschland und Australien, da sie betont,...

DWN
Immobilien
Immobilien Die Grunderwerbssteuer: Was Sie unbedingt wissen sollten!
05.05.2024

Jeder, der in Deutschland ein Grundstück erwerben will, zahlt darauf Steuern. Vorne mit dabei: Die Grund- und Grunderwerbssteuer. Doch was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eli Lilly, Merck und Biontech: Deutschland behauptet sich als Pharma-Standort
05.05.2024

Mehr als 250.000 Beschäftigte sind in Deutschland allein in der Pharma-Industrie beschäftigt. Dass die Branche auch in naher Zukunft...

DWN
Finanzen
Finanzen Dispozinsen: Wie sie funktionieren und wie man sie vermeidet
05.05.2024

Dispozinsen können eine teure Überraschung für Bankkunden sein, die ihr Konto überziehen. Dieser Artikel erklärt, wie Dispozinsen...

DWN
Technologie
Technologie EU-China-Beziehung: Droht ein Handelskrieg um Elektroautos?
05.05.2024

Vor Xi Jinpings Besuch in Paris bekräftigt Deutschland seine Haltung im EU-China-Streit um E-Autos. Doch wie wird die EU reagieren?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Europameisterschaft 2024 am Arbeitsplatz streamen: Wie weit geht Arbeitgeber-Toleranz?
05.05.2024

Die Spiele der Europameisterschaft 2024 finden zu Zeiten statt, die nicht ideal für Arbeitnehmer sind. Einige Spiele starten bereits um 15...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handwerksbetriebe in Not: Geschäftslage trübt sich ein
05.05.2024

Die aktuelle Lage im Handwerk bleibt düster, mit einer spürbaren Verschlechterung der Geschäftslage im ersten Quartal 2024 aufgrund...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...