Politik

Obamas neue Feinde: IS war gestern, heute geht es gegen Chorasan

Lesezeit: 2 min
26.09.2014 23:27
Die Amerikaner entdecken im Wochen-Rhythmus neue Feinde im Nahen Osten: Nun ist die Gruppe Chorasan vermeintlich aus dem Nichts aufgetaucht und bedroht den Westen. Von den stets neuen Enthüllungen profitieren vor allem private Spionage-Konzerne, die nun den Erdball nach Verdächtigen durchkämmen sollen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Das Pentagon warnte in dieser Woche vor einer noch größeren Gefahr als dem Terrorstaat IS. Die Chorasan-Gruppe, die aus dem Schatten der Al Kaida stammen soll, plant offenbar Angriffe auf westliche Ziele.

„Wir hatten sehr gute Hinweise darauf, dass diese Gruppe, die eine sehr gefährliche Gruppe ist, ,unmittelbar bevorstehende‘ Angriffe gegen westliche Ziele plant“. Diese umfassen auch Angriffe auf US-Gebiete. Aufgrund dieser Grundlage habe man die Chorasan in Syrien attackiert, so Pentagon-Sprecher Konteradmiral John Kirby laut ABCnews.

Erst Ende August erklärte das FBI noch, dass es „keine spezifische oder glaubhafte Terrordrohungen gegen die USA von der IS“ gebe. Die Lage sei nicht bedrohlich, Grund dafür seien die zuvor erfolgten Luftangriffe im Irak, so ein Bericht des US-Geheimdienstes, berichtet Washington Times.

Die Chorasan-Gruppe soll aus fünfzig bis hundert Kämpfern bestehen. Zu Chorasan gehören Veteranen des Terrornetzwerks Al Kaida. Sie stammen offenbar aus Pakistan, Afghanistan, Nordafrika sowie dem Jemen und kamen im vergangenen Jahr auf Befehl von Al-Kaida-Chef Eiman al-Sawahiri nach Syrien. Eng verbunden sind sie mit der Al-Nusra-Front, einem Al-Kaida-Ableger, der in Syrien das Regime von Präsident Baschar al-Assad stürzen will, berichtet die New York Times.

„Das amerikanische Militär und der Geheimdienst untersuchen noch die Schadensmeldungen vom ersten Luftangriff, aber hochrangige Beamte der Obama-Regierung äußern bereits die Hoffnung, dass dabei Muhsin al-Fadli, der Führer der Chorasan und ehemaliger Vertrauter von Osama bin Laden, getötet wurde“, schreibt die NYT weiter. Die Beamten hätten in den vergangenen Monaten bereits Militäraktionen gegen Chorasan erwogen, doch erst die Pläne von Obama, die IS in Syrien anzugreifen, hätte die Chance ergeben, eine wahrgenommen Bedrohung zu neutralisieren.

Bereits auf der UN-Vollversammlung am Mittwoch kündigte Obama an, nicht nur einen Krieg gegen die IS, sondern alle Islamisten führen zu wollen. „Die Terroristen von IS müssen geschwächt und letztlich zerschlagen werden“, sagte Obama. Kein Gott rechtfertige Terror. „Die einzige Sprache, die Killer wie diese verstehen, ist die Sprache der Gewalt.“ Dabei gehe es nicht um einen Krieg gegen den Islam, schließlich seien es die IS-Terroristen, die die Religion pervertiert hätten, so Obama bei seiner Rede.

Ein 7,2 Milliarden US-Dollar schwerer Vertrag über den Austausch von Informationen zwischen der NSA und einer Gruppe privater Auftragnehmer wurde nur zehn Tage vor den Luftangriffen auf Syrien unterschreiben.

Unter den 21 Unternehmen finden sich unter anderem Booz Allen Hamilton, BAE Systems, Lockheed Martin und Northrop Grumman. Sie sollen in den nächsten fünf Jahren „Operationen zu Spionage, Sicherheit und Information“ in Afghanistan und „zukünftigen notwendige Operationen“ im Rest der Welt durchführen, berichtet Salon.

INSCOM veröffentlichte den Deal zum globalen Informationsaustausch zwei Tage nach der Rede von Obama bei der UN-Vollversammlung, als dieser der IS im Irak und Syrien den Krieg erklärt hat.

Die Top-Unternehmen auf dem INSCOM-Vertrag sind bereits in Kriege verwickelt. Lockheed Martin stellt Hellfire-Raketen her, die vor allem bei US-Drohnenangriffen genutzt werden. Northrop Grumman stellt die „Global Hawk“-Überwachungsdrohne her, eine der mächtigsten Waffen im Arsenal der Amerikaner.

So ganz unbekannt, wie es jetzt dargestellt wird, ist Chorasan auch nicht. Einen Hinweis zur Terrorgruppe gab es vor gut eineinhalb Jahren: Der ältere Bruder der beiden Boston-Bomber postete das Video „Die Entstehung der Prophezeiung: Die Schwarzen Flaggen von Chorasan“ auf seinem Youtube-Kanal. Das berichtete im April 2013 – wenige Tage nach dem Angriff auf den Stadtmarathon – The Weekly Standard.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Iran-Israel-Konflikt: Führt das Krisentreffen in Israel mit Baerbock und Cameron zur Deeskalation?
17.04.2024

Bei Gesprächen mit israelischen Politikern bemühen sich Annalena Baerbock und David Cameron, einen möglichen Vergeltungsschlag gegen den...

DWN
Politik
Politik Günstlingswirtschaft und Gefälligkeiten: Stephan Weil in Niedersachsen am Pranger
17.04.2024

In Berlin steht Kai Wegner (CDU) unter Verdacht, seine Geliebte mit einem Senatorenposten bedacht zu haben. Ursula von der Leyen (CDU)...

DWN
Technologie
Technologie Fluch oder Segen? – Was man aus Müll alles machen kann
17.04.2024

Die Welt ist voller Müll. In den Ländern des globalen Südens gibt es teilweise so viel davon, dass Menschen auf Abfallbergen ihr Dasein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzrekorde im März: Nachwehen der Coronahilfen
17.04.2024

Deutsche Unternehmen klagen aktuell viel über die Umstände – und die Unternehmensinsolvenzen sind auch auf Rekordniveau. Ein Grund...

DWN
Politik
Politik Vor G7-Treffen: Baerbock warnt vor Eskalationsspirale im Nahen Osten
17.04.2024

Die Grünen-Politikerin hat vor einem Treffen der Gruppe sieben großer Industrienationen (G7) zu "maximaler Zurückhaltung" aufgerufen in...

DWN
Politik
Politik Die Zukunft der EU als Wirtschaftsstandort: DIHK-Befragung zeigt Stimmungstief
17.04.2024

Wie beurteilen Unternehmen die Lage der Europäischen Union? Eine Befragung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Studie: Immer mehr Menschen heben Geld im Supermarkt ab
17.04.2024

Geldabheben beim Einkaufen wird in den Supermärken immer beliebter. Für Händler könnten die zunehmenden Bargeldauszahlungen jedoch...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation in Eurozone fällt auf 2,4 Prozent
17.04.2024

Im Herbst 2022 erreichte die Inflation in der Eurozone ein Höchststand von mehr als zehn Prozent, jetzt gibt es den dritten Rückgang der...