Politik

SPD-Linke: Bundesregierung soll mehr Schulden machen

Lesezeit: 2 min
13.10.2014 17:08
SPD-Vize Ralf Stegner will auch künftig Investitionen durch neue Schulden finanzieren. „Die 'Schwarze Null' ist eben keine sozialdemokratische Null“, sagte Stegner zum geplanten Bundeshaushalt. Damit widerspricht Stegner SPD-Chef Gabriel, der wie CDU und CSU höhere Schulden ablehnt. Die Union reagierte mit Spott. „Die rote Null ist Herr Stegner,“ so CDU-Generalsekretär Tauber.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

SPD-Vize Ralf Stegner stellt den von der Regierung geplanten Ausstieg aus der Schuldenspirale wegen der Konjunkturschwäche infrage. „Die 'Schwarze Null' ist eben keine sozialdemokratische Null“, sagte Stegner am Montag. Er wäre froh, wenn auch in der Union die Einsicht wachse, dass mehr investiert werden müsse. Damit liegt der SPD-Vorsitzende in Schleswig-Holstein quer zu SPD-Chef Sigmar Gabriel, der wie die Vorsitzenden von CDU und CSU höheren Schulden ablehnte.

Die Union reagierte mit Spott. „Die rote Null ist Herr Stegner,“ sagte CDU-Generalsekretär Peter Tauber. Der Bundesrechnungshof warnte davor, den Bundes-Etat durch weitere Zugeständnisse an die Länder zu überfordern.

„Ich plädiere für höhere Investitionen in Bildung und Infrastruktur - das wollten wir schon bei den Koalitionsverhandlungen“, sagte Stegner Spiegel-Online. Eine Konsolidierung des Haushalts dürfe kein Selbstzweck sein.

Die Koalition will kommendes Jahr erstmals seit 1969 zur Finanzierung des rund 300 Milliarden Euro schweren Bundesetats auf neue Schulden verzichten. Der Schuldenberg des Bundes hat mittlerweile eine Höhe von 1,3 Billionen Euro und kostet die Regierung fast 30 Milliarden Euro Zinsen im Jahr. Auch in den Folgejahren soll die „Schwarze Null“ im Bundeshaushalt stehen.

Wegen ihres Konsolidierungskurses steht die Bundesregierung auch international unter Druck, da zu wenige Wachstumsimpulse von Deutschland ausgingen. Auch die führenden Wirtschaftsforschungs-Institute hatten in ihrem Herbstgutachten höhere Investitionen angemahnt. Fahrt gewonnen hatte die Debatte nach miserabel ausgefallenen Konjunkturindikatoren. DIW-Chef Marcel Fratzscher sagte der Rheinischen Post: „Die Nullverschuldung ist zurzeit die falsche Priorität in einem wirtschaftlichen Umfeld, in dem die Arbeitslosigkeit steigt und wir hohe Risiken und eine Vertrauenskrise haben.“

Regierungssprecher Steffen Seibert betonte, am Kurs der Regierung ändere sich trotz eingetrübter Konjunktur nichts. Der SPD-Vorsitzende und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte am Wochenende ebenfalls den Sparkurs verteidigt. Er glaube nicht, „dass es klug ist, mehr Schulden zu machen“, sagte er. CSU-Chef Horst Seehofer hatte dem "Spiegel" gesagt, der Markenkern 'Schwarze Null' sei unantastbar: „Zu einer Stabilitätspolitik als Voraussetzung für Wachstum gibt es keine Alternative.“

SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi sagte, dass Stegner nicht für die gesamte Partei spreche: „Ich will ausdrücklich sagen, dass die SPD nicht für einen Kurswechsel bei der Schwarzen Null steht.“ Der ausgeglichene Haushalt bleibe das politische Ziel. Zudem seien konjunkturelle Impulse, die nur auf eine Ankurbelung der Nachfrage abzielten, „ökonomischer Unfug“.

Aus Sicht des Bundesrechnungshofes kämpft der Bund in seinem Etat weiter mit einer Reihe von Risiken. Mit Blick auf die laufenden Gespräche über eine Neuordnung der innerstaatlichen Finanzbeziehungen warnte er in einer Reuters vorliegenden Stellungnahme für den Bundestag vor einer Überforderung. Die Möglichkeiten des Bundes zur Entlastung von Ländern und Kommunen seien ausgereizt. Zum Ende der Woche wollen die Ministerpräsidenten mit der Bundesregierung erste Eckpunkte der Reform festklopfen. Sie ist notwendig, weil 2019 der jetzige Länderfinanzausgleich und der Solidarpakt II auslaufen.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...