Finanzen

Volksbanken wollen keine Gebühren für Sparguthaben erheben

Die Volksbanken betonen, dass sie dem Vorbild der Skatbank nicht folgen wollen: Die Bank hat als erste offiziell angekündigt, Gebühren für hohe Spareinlagen zu erheben. Die Sparkassen wollen diesem Beispiel auf keinen Fall folgen.
31.10.2014 01:52
Lesezeit: 2 min

Sparkassen und Genossenschaftsbanken wehren sich gegen den Tabubruch einer kleinen Direktbank aus Thüringen. Die Deutsche Skatbank verlangt von Kunden, die große Summen auf Tagesgeld- oder Girokonten parken, vom 1. November an einen Strafzins von 0,25 Prozent. Das soll nach den Vorstellungen des Raiffeisen- und Volksbanken-Verbandes BVR aber ein Einzelfall bleiben. "Der BVR spricht sich weiterhin gegen negative Zinssätze für Einlagen von Privatkunden aus", sagte eine Verbands-Sprecherin am Donnerstag. "Genossenschaftsbanken berechnen regelmäßig keine negativen Zinssätze bei Privatanlegern." Der Baumarktkonzern Hornbach hatte kürzlich berichtet, dass einige Banken von Firmen Gebühren für ihre Einlagen verlangten.

Die Skatbank gehört als Teil der VR-Bank Altenburger Land zum BVR. Sie richtet sich nach eigenen Angaben vorrangig an Firmenkunden. Privatkunden sieht sie von dem Strafzins in der Regel nicht betroffen, weil er nur für Summen von über 500.000 Euro verlangt wird, wie eine Sprecherin der VR-Bank erklärte. "Großeinlagen, welche uns regelmäßig von Firmenkunden angeboten werden, können wir aufgrund des derzeitigen Zinsumfeldes nicht mehr kostendeckend anbieten", räumte sie ein. Die Europäische Zentralbank (EZB) verlangt selbst Strafzinsen von Banken, die Geld bei ihr kurzfristig parken. Die VR-Bank aus Thüringen kann die 477 Millionen Euro, die Kunden bei ihr Ende 2013 angelegt hatten, nicht einmal zur Hälfte in Form zinsbringender Kredite weiterreichen. Kunden würden zudem informiert, damit sie ihr Geld notfalls anderswo anlegen könnten, erklärte sie.

Auch der Sparkassenverband DSGV warnte vor Nachahmern: "Zum einen ist der Wettbewerb in Deutschland so intensiv, dass er diese sogenannten 'Strafzinsen' eigentlich nicht zulässt", sagte ein Sprecher. Zum anderen fürchten die Banken, dass dann viele Kunden ihr Geld lieber unter dem Kopfkissen verstecken als es zur Bank zu tragen. "Das ist sicherlich von niemandem gewollt."

Auch die HypoVereinsbank (HVB) hatte negative Zinsen zum Tabu erklärt. HVB-Chef Theodor Weimer sagte, die Bank werde ihre Kunden nicht mit negativen Einlagenzinsen belasten, so lange er an der Spitze des Geldhauses steht. "Egal, wer zu uns kommt, er wird dafür nicht bestraft." Mit Einlagen könne man derzeit zwar schwer Geld verdienen, langfristig seien sie aber wichtig für die Refinanzierung.

Die seit 2007 bestehende Deutsche Skatbank hat ihren Namen von der für ihre Spielkarten-Produktion bekannte Kleinstadt Altenburg entliehen, in der sie ihren Sitz hat. Sie war bisher vor allem dafür bekannt, dass sie mit 4,8 Prozent einen der niedrigsten Dispo-Zinsen für die Konto-Überziehung verlangt. Privatkunden bietet sie unter anderem Tagesgeld, für Beträge ab 5000 Euro zahlt sie darauf 0,10 Prozent Zinsen pro Jahr. Nur wer mehr als die als "Höchstanlage" bezeichneten 500.000 Euro auf dem Tagesgeld-Konto hat, zahlt den Strafzins. Bei Girokonten gilt er für Summen über zwei Millionen Euro.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Neue US-Zölle: Was die deutsche Wirtschaft fürchten muss
02.04.2025

Die geplanten Zölle von US-Präsident Trump sorgen für Unruhe in Europa. Niemand weiß genau, welche Branchen betroffen sein werden –...

DWN
Politik
Politik Ukraine erhält massive Militärhilfe aus Schweden und den Niederlanden – Russland weitet Einberufungen aus
02.04.2025

Die Ukraine erhält verstärkte militärische und finanzielle Unterstützung von Schweden und den Niederlanden, während Russland...

DWN
Politik
Politik Migration: Nancy Faeser sieht eigene Migrationspolitik als Erfolg
01.04.2025

Während SPD und Union über eine mögliche Koalition verhandeln: Die geschäftsführende Innenministerin Faeser präsentierte heute...

DWN
Politik
Politik Handelskonflikt eskaliert: EU prüft bislang ungenutztes Instrument
01.04.2025

Die Handelsbeziehungen zwischen der EU und den USA stehen kurz vor einer Eskalation. US-Präsident Trump plant neue Zölle auf eine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trumps Zölle - Warum Hyundai jetzt auf Milliarden-Investitionen in den USA setzt
01.04.2025

Geht sein Plan auf? Trumps Zollerhöhungen erzwingen bereits drastische Reaktionen. Hyundai investiert 21 Milliarden US-Dollar in die USA,...

DWN
Politik
Politik AfD holt in Umfrage auf: Union büßt nach Bundestagswahl stark ein
01.04.2025

Nach der Bundestagswahl verliert die Union in den Umfragen, während die AfD kräftig zulegt. Auch SPD und Grüne verzeichnen Rückgänge,...

DWN
Politik
Politik Bamf-Chef Sommer will radikale Asyl-Wende - Rücktritt gefordert
01.04.2025

Bamf-Chef Hans-Eckhard Sommer fordert eine radikale Wende in der deutschen Asylpolitik. Statt individueller Anträge plädiert er für eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-ETF-Vergleich: Wie Sie mit Europa-fokussierten ETFs Geld verdienen - und welche Europa-ETF sinnvoll sind
01.04.2025

Da die Trump-Administration die Unterstützung für die Ukraine zurückfährt, protektionistische Zölle erlässt und sich von der...