Deutschland

Bahn-Streik: Speditionen holen Lkw aus Osteuropa

Die deutschen Autobauer planen bereits seit Wochen mit einem möglichen Streik der Bahn. Der Güter-Verkehr muss von der Schiene auf die Straße gelegt werden. Dafür holen sich die Konzerne sogar Lkw aus Osteuropa.
05.11.2014 16:58
Lesezeit: 1 min

Die auf pünktliche Zulieferungen angewiesenen Autobauer leiten angesichts des Streiks bei der Bahn ihre Transporte von der Schiene auf die Straße um. Die Firmen hätten schon vor Wochen damit begonnen, sich vorsorglich Transportkapazitäten bei Speditionen zu sichern, um Produktionsausfälle zu vermeiden, sagte ein Sprecher des Bundesverbandes Güterverkehr, Logistik und Entsorgung am Mittwoch in Frankfurt. Die Zahl der Lkw in Deutschland sei jedoch begrenzt. Daher wichen einige Firmen auf osteuropäische Spediteure aus. Dort seien wegen der Sanktionen gegen Russland noch Kapazitäten frei.

Daneben stocken Hersteller und ihre Lieferanten ihre Lager auf, um bei Engpässen im Nachschub nicht gleich die Bänder anhalten zu müssen. „Wir haben ein Maßnahmenpaket geschnürt, so dass wir gut vorbereitet sind“, sagte eine Daimler-Sprecherin. Ein Teil der Lieferungen werde auf die Straße verlagert. Einschränkungen in der Produktion würden nicht erwartet. „Wir sind recht entspannt. Für uns wird das kein Problem darstellen.“

Auch bei Volkswagen bemüht man sich, Produktionsausfälle zu vermeiden. „Unser Ziel ist es, die Produktion an unseren Standorten aufrecht zu erhalten“, sagte ein Sprecher. Ähnlich äußerten sich BMW und Audi. BMW verwies zudem darauf, dass die Bahn bis zum Ende der Woche einen reibungslosen Ablauf der Transporte zugesichert habe. Beide Hersteller betonten, dass der Streik fürs Erste keine Auswirkungen auf die Auslieferung haben werde. Die Kundschaft solle nicht auf bestellte Wagen warten müssen.

Der Zulieferer Continental hält seine Vorräte an Autoteilen und Reifen für ausreichend, um einen Streik zu überstehen. „Vier Tage sind kein Drama für uns“, sagte eine Sprecher.

Die Bahn versprach, etwa die Hälfte der Verbindungen im Güterverkehr aufrechtzuerhalten. Kraft- und Stahlwerke sowie die Chemie- und Autoindustrie sollten vorrangig bedient werden. Täglich rollen alleine für die Automobilindustrie rund 200 Züge durch Deutschland. Ein vollständiger Ersatz aller Bahntransporte durch andere Verkehrsträger ist nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie jedoch nicht möglich. „Deswegen rechnen wir damit, dass unsere Transportabläufe erheblich behindert werden“, sagte VDA-Chef Matthias Wissmann.

Die GDL begann den Streik im Güterverkehr am Mittwoch um 15.00 Uhr. Im Personenverkehr sollen die Lokführer ab Donnerstag um 02.00 Uhr die Arbeit niederlegen. Enden soll der Ausstand am Montagmorgen um 04.00 Uhr.

Bei dem Streik geht es neben besseren Bedingungen für mehrere Beschäftigten-Gruppen um die Grundsatzfrage, ob die Gewerkschaften nur ein dekoratives Element oder der starke Arm der Arbeiter sind.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...