Politik

Eine Idee der Alten: Zwei Drittel der jungen Europäer haben EU-Wahl ignoriert

Die Beteiligung an der Europa-Wahl war unter Europas Jugend niedrig. Nur 28 Prozent beteiligten sich an der Abstimmung im Mai. Diejenigen, die ihre Stimme abgegeben haben, treffen ihre Entscheidungen diametral anders als die älteren Wähler. Die EU muss sich neu erfinden, wenn sie unter den Jugendlichen eine Zukunft haben will.
08.11.2014 01:26
Lesezeit: 2 min

Die Wahlbeteiligung bei jungen Europäer ist niedrig: Nur 28 Prozent der 18- bis 24-Jährigen nahm an der Europa-Wahl im vergangenen Mai teil. Keine andere Altersgruppe hatte so wenig Interesse daran, ihre Stimme abzugeben. Das ergab die Nachwahlbefragung des Eurobarometer.

Das ist ein enormer Rückgang zu jenen 64 Prozent der 15- bis 30-Jährigen, die im Mai 2013 – ein Jahr vor der Wahl – in einer Umfrage gesagt haben, sie beabsichtigen zur Wahl zu gehen. So scheint sich der Trend fortzusetzten, bei der EU-Wahl im Jahr 2009 wählten 29 Prozent der Jugendlichen.

Nur drei Länder widersetzten sich dem Trend: in Belgien, Luxemburg und Schweden war die Jugendbeteiligung höher als die durchschnittliche Wahlbeteiligung. Belgien und Luxemburg haben allerdings auch eine Wahlpflicht.

In Schweden wählten 66 Prozent der Jugendlichen, was rund 15 Prozentpunkte mehr sind als der nationale Durchschnitt. Junge Iren (21 Prozent) und Finnen (zehn Prozent) beteiligten sich an der Abstimmung, damit liegen sie 31 Prozentpunkte hinter dem Durchschnitt ihrer Länder.

Die Motive der Nichtwähler haben – wie bereits 2009 – vor allem mit fehlendem Vertrauen in und mangelndem Interesse an Politik im Allgemeinen sowie mit dem Gefühl zu tun, dass die Wahlstimme nichts bewirkt.

Die Arbeitslosigkeit war für die Bürger, die bei der Wahl zum Europäischen Parlament ihre Stimme abgegeben haben, das wichtigste Thema der Wahl. Als zweit- und drittwichtigste Themen folgten Wirtschaftswachstum und Einwanderung.

Die Ergebnisse des Eurobarometer im Einzelnen:

Die Beteiligung an der Wahl zum Europäischen Parlament im Mai 2014 fiel je nach Geschlecht, Alter und Berufsgruppe der Befragten unterschiedlich aus:

Bei den Männern lag die Wahlbeteiligung mit 45 % höher als bei den Frauen (41 %). Damit hat sich der Abstand im Vergleich zu 2009 von zwei auf vier Prozentpunkte vergrößert.

Bei der ältesten Altersgruppe lag die Wahlbeteiligung am höchsten: 51 % der über 55-Jährigen haben an der Wahl zum Europäischen Parlament teilgenommen, jedoch nur 28 % der 18- bis 24-Jährigen. Im Vergleich zu 2009 gibt es somit keine großen Veränderungen.

Bei den Führungskräften (53 %), Selbstständigen (52%) und Rentnern (50%) lag die Wahlbeteiligung am höchsten; deutlich geringer fiel sie bei den im Haushalt Tätigen (37 %), Studierenden (37 %), Arbeitern (35 %) und Arbeitslosen (31 %) aus. Während die Wahlbeteiligung bei den Arbeitslosen und Studierenden um drei Prozentpunkte zunahm, ging sie bei den im Haushalt Tätigen stark zurück (minus fünf Prozentpunkte).

Der Zeitpunkt, zu dem die Wahlentscheidung getroffen wurde, unterscheidet sich deutlich je nach Alter und Berufsgruppe; praktisch keine Unterschiede gibt es jedoch im Hinblick auf das Geschlecht:

Bei der jüngsten Altersgruppe war der Anteil derjenigen, die sich erst am Wahltag oder einige Tage vorher entschieden haben, mit 28 % am höchsten (11 % bei den über 55-Jährigen).

Was die Berufsgruppen anbelangt, so war bei den Studierenden und Führungskräften mit 27 % bzw. 25 % der Anteil derjenigen, die sich erst in der letzten Woche vor der Wahl entschieden haben, am höchsten.

Über die Hälfte der über 55-Jährigen (57 %), der Rentner (57 %) und der im Haushalt Tätigen (54 %) haben sich entschieden, so zu wählen wie immer, und haben ihre Wahlentscheidung bereits weit vor Beginn des Wahlkampfs getroffen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Berkshire Hathaway-Aktie: Warren Buffetts Abgang belastet – wie viel Substanz bleibt?
22.06.2025

Berkshire Hathaway verliert nach Buffetts Rückzug an Kurswert. Die Aktie steht unter Druck – und der Markt stellt die Zukunft des...

DWN
Technologie
Technologie Lebensmittel aus dem 3D-Drucker: Revolution am Esstisch und in der Lebensmittelproduktion?
22.06.2025

Gedrucktes Essen statt Herd und Pfanne? Der 3D-Lebensmitteldruck wächst rasant – zwischen nachhaltiger Vision, Gastronomietrend und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Die Deutschen und ihr Bargeld: Wie sich das Bezahlverhalten entwickelt
22.06.2025

Obwohl die Deutschen nach eigenen Aussagen ihr Bargeld lieben, gewinnt das bargeldlose Bezahlen auch hierzulande an Bedeutung. Das...

DWN
Technologie
Technologie Schwedische Innovation soll Wasserkrise in der Ukraine lösen
21.06.2025

Während Europa über Hilfspakete debattiert, liefern schwedische Firmen sauberes Wasser in eine vom Krieg verwüstete Region. Ist Hightech...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Afrikas Migrationspotenzial: Die globale Ordnung steht vor einer tektonischen Verschiebung
21.06.2025

Afrikas Bevölkerung wächst, während der Westen altert. Millionen gut ausgebildeter Migranten verändern schon heute globale...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands stille Stärke: Wie Rechtsstaat und Verwaltung zum unterschätzten Standortvorteil werden
21.06.2025

Als Max Weber 1922 mit seiner Bürokratie-Theorie die Basis für die deutsche Verwaltung legte, galt sie weltweit als innovatives Vorbild....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Rückschlag für Elektroautos – kommt das Ende wie vor 100 Jahren?
21.06.2025

Vor 100 Jahren verschwanden Elektroautos wegen politischer Entscheidungen von den Straßen. Heute wiederholt sich die Geschichte: Donald...

DWN
Politik
Politik Wie der Westen seine Werte in der Wüste verrät: Big Tech versteckt die Probleme unter glänzenden Fassaden
21.06.2025

Big Tech hofiert autoritäre Regime vom Golf – im Tausch gegen Milliarden, Macht und Rechenzentren. Doch hinter der glitzernden Fassade...