Die Polizeibehörden in den USA wurden in den vergangenen Jahren zunehmend mit schweren Waffen ausgestattet. Doch die Behörden haben Defizite bei der Auswahl des Personals. Im Fall des im November von einem Polizisten erschossenen zwölfjährigen Tamir Rice wird dies deutlich. Der Todesschütze war Timothy Loehmann. Der Vorfall ereignete sich in der Stadt Cleveland im US-Bundesstaat Ohio.
Zuvor war Loehmann in der Kleinstadt Independence im US-Bundesstaat Missouri im Einsatz. Doch er wurde vom Dienst aufgrund von Untauglichkeit abberufen, berichtet cleveland.com. Aus seiner Independence-Personalakte geht hervor, dass er beim Schusswaffen-Training „weinerlich“ und „abgelenkt“ gewesen sein soll. Doch sein Vater war über 20 Jahre lang Polizei-Beamter in New York.
Der Vize-Polizeichef der Stadt Independence, Jim Polak, berichtet in einer Akten-Notiz über Loehmann:
„Er konnte einfachsten Anweisungen nicht folgen. Weder Gedanken noch Erinnerungen konnte er zusammenhängend kommunizieren. Seine Leistungen beim Umgang mit der Pistole waren trostlos (…) Ich denke, dass weder Zeit noch Training diese Defizite abstellen können.“
Den US-Behörden schlägt angesichts von Ereignissen wie im Fall Tamir Rice ein tiefes Misstrauen der Bevölkerung entgegen. Es handelt sich dabei nämlich nicht um Ausnahmefälle. Hinzu kommt, dass im Todesfall von Eric Garner nicht in etwa der tatverdächtige Polizist, sondern der Passant Ramsey Orta angeklagt wird. Dieser hatte den Vorfall gefilmt und öffentlich gemacht. Die US-Jury ebnete den Weg für eine Anklage gegen Orta wegen illegalen Waffenbesitzes, berichtet die Huffington Post. Orta sagt, dass dies nur ein Vorwand sei und weist den Vorwurf zurück. Er werde in Wirklichkeit durch die Hintertür für das Filmen des Vorfalls zwischen Garner und dem Polizisten bestraft.
Die Obama-Regierung will deshalb für rund 260 Millionen US-Dollar Videokameras anschaffen, die die Polizisten bei ihren Einsätzen am Körper tragen sollen, berichtet die New York Times.
New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio will nahezu jeden Polizei-Beamten in seiner Stadt mit diesen Kameras ausstatten. „Wenn etwas passiert, wird es aus jeglicher Sicht sehr hilfreich sein, Video-Aufzeichnungen aus der Perspektive des jeweiligen Polizisten zur Hand zu haben“, zitiert die New York Times de Blasio.
Der Einsatz der Körper-Kameras würde nach Ansicht des Bürgermeisters das Verhältnis zwischen Polizei-Beamten und Bürgern fundamental verändern.
Allerdings kann die Ausstattung der Polizei mit Kameras auch einen ganz anderen Effekt haben: Bürger können schneller erfasst und belangt werden. Die Präsenz von Polizisten mit Kameras an den Helmen würde die Privatsphäre der Bürger deutlich einschränken und könnte dazu führen, dass die Polizei eher als Bedrohung denn als Schutz empfunden würde.