Politik

Deutliche Mehrheit für den Zloty: Polen wollen den Euro nicht

Lesezeit: 1 min
18.12.2014 02:06
Noch nie war die Ablehnung der Polen gegenüber dem Euro so stark. Die Menschen fürchten, dass vor allem die sozial nicht so gut Abgesicherten unter der Einführung leiden würden. Die Regierung Polens bräuchte zwar kein Referendum abhalten, um den Euro einzuführen. Aber angesichts der zunehmenden Skepsis wird sie damit auch im Parlament kaum durchkommen.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

68 Prozent der Polen haben sich in der aktuelle CBOS-Umfrage gegen Euro und für ihre nationale Währung (Zloty) ausgesprochen. Seit Februar 2013 nimmt die Zahl der Euro-Befürworter ab. Nur mehr 24 Prozent wollen den Euro. „Das ist der niedrigste Wert“, den es je in Polen gegeben hat, so die Leiter der Studie. Anders hingegen die Wahrnehmung der EU. 84 Prozent gaben nämlich an, in der EU bleiben zu wollen. Nur in die Eurozone will man nicht mehr. Beim Beitritt Polens zur EU verpflichtete sich das Land, die europäische Währung einzuführen. Ein Termin wurde jedoch nicht festgehalten.

Nur jeder fünfte Befragte denkt, dass der „normale Mensch von der Einführung des Euros profitieren“ werde. Im Gegenteil – die Mehrheit geht sogar von negativen Auswirkungen auf die „einfachen Menschen“ aus.  Und 49,9 Prozent der Befragten schätzen, dass der Euro die polnische Wirtschaft gefährden würde. Obwohl Polens Wirtschaft vom EU-Beitritt durchaus profitiert hat. Zwischen 2007 und 2013 hat die Polen von der EU Gelder in Höhe von 615.700.000 Euro für den Neubau und Umbau seiner Flughäfen erhalten.

Zwar muss das Land kein Referendum über den Beitritt zur Eurozone abhalten, doch mit dieser Ablehnung in der Bevölkerung lässt sich die schwerlich umsetzen. Zudem ist für die Einführung des Euros eine Verfassungsänderung notwendig, dafür benötigt die Regierung aber eine 2/3-Mehrheit, die sie derzeit nicht hat und auch kaum bei den nächsten Wahlen erreichen kann, so der Think Tank Open Europe.

Tatsächlich steht die Regierung Polens gerade in der Kritik. Erst vor ein paar Tagen gab es Demonstrationen wegen angeblich gefälschter Kommunalwahlen. 30.000 Demonstranten waren gekommen, um den Vorsitzenden der Partei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS), Jaroslaw Kaczynski, in Warschau zu hören. Dieser sprach von der Demonstration als „Marsch zur Verteidigung der Bürgerrechte“ und dem Beginn des Wandels in Polen.

„Polen ist in einer ähnlichen Situation wie Dänemark oder Schweden und von denen wird keiner den Euro innerhalb der nächsten 10 bis 20 Jahre einführen, so Pawel Swidlicki von Open Europe. Und je länger Polen und die anderen Länder nicht der Eurozone beitreten, „umso schwieriger werde es sein, den gegenwärtigen institutionellen Rahmen der EU aufrechtzuerhalten“. Denn dieser baue darauf, dass jeder irgendwann dem Euro einführen wird, so Swidlicki.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...