Finanzen

Rubel-Verfall: Russland bereitet sich auf Bankenkrise vor

Der Wertverfall des Rubel kann eine massive Bankenkrise in Russland auslösen. Die Regierung reagiert mit Geldspritzen für die Banken. Doch durch den niedrigen Ölpreis drohen Russland neue Schulden und eine Herabstufung durch die Rating-Agenturen. Doch die Banken-Krise würde auch Banken in Europa massiv treffen.
28.12.2014 00:39
Lesezeit: 1 min

Die für Russland gravierenden Folgen der Rubel-Krise und des niedrigen Ölpreises kommen immer deutlicher zum Vorschein. Russlands-Bankensektor ist fragil und muss vom Staat unterstützt werden. Die Krisenbank Trust erhält umgerechnet knapp zwei Milliarden US-Dollar. Ihre Rettung ist die zweitgrößte, die es jemals in Russland gab. Die Trust Bank allein brauchte bereits zehn Prozent des von der Regierung aufgestellten National Wealth Fonds. Dieser eigentlich für Investitionen erstellte Fonds verkommt zum Bankenrettungsfonds.

Zwei weitere Banken werden ebenfalls Geldspritzen erhalten: Die staatliche VTB ist die nach Vermögenswerten zweitgrößte Bank Russlands und erhält knapp 4,7 Milliarden US-Dollar für 2014 und 2015 (250 Milliarden Rubel). Die Gazprombank braucht auch Geld, ihr will der Staat 1,3 Milliarden US-Dollar zukommen lassen (70 Milliarden Rubel).

Alle drei Banken zusammen erhalten bereits 40 Prozent des für die Rekapitalisierung des Bankensektors vorgesehenen Geldes. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass die verfügbaren Mittel nicht ausreichen könnten.

Russlands Banken kämpfen mit stark schwankenden Immobilienpreise, faulen Krediten und der Rezession in Russland. Finanzminister Anton Siluanov zufolge könnte die Wirtschaft im kommenden Jahr um weitere vier Prozent schrumpfen. Sollte sich der Ölpreis auf 60 Dollar pro Barrel einpendeln, muss Russland voraussichtlich Schulden in Höhe von drei Prozent des BIP aufnehmen.

Russslands Präsident Wladimir Putin erklärte die Rubelkrise bereits für vorüber. Doch in Finanzkreisen bereitet man sich der FT zufolge auf schwere Nachwirkungen im kommenden Jahr vor. Nachdem die Regierung und die Zentralbank alles dafür getan haben, den Rubel zu stützen, konnte die Angst an den Finanzmärkten einen weiteren Einbruch des Rubel am Freitag nicht verhindern.

Die Sanktionen des Westens infolge der Annexion der Halbinsel Krim haben der russischen Wirtschaft starken Schaden zugefügt. Hinzu kommt, dass der Exportwirtschaft Russlands durch den niedrigen Ölpreis Milliarden entgehen.

Ab Montag kann der Rubel mit dem chinesischen Yuan frei getauscht werden. Beobachter werten dies als einen Schritt in Richtung einer umfassenden Währungsreform im russisch-asiatischen Raum.

Doch sollte der Ölpreis in 2015 weiter fallen, will die Rating-Agentur Standard & Poor’s die Staatsschulden Russlands neu bewerten. Dann droht eine erneute Herabstufung. Alle großen Rating-Agenturen bewerten russische Staatsanleihen derzeit nur eine Stufe über Ramsch-Niveau. Eine Herabstufung würde vermutlich zu neuen Turbulenzen an den Finanzmärkten führen.

Von einer Banken-Krise sind jedoch auch europäische Banken betroffen: So hat die erste Ratingagentur bereits die österreichischen Raiffeisenbank herabgestuft und warnt vor gravierenden Zahlungsausfällen. Auch die französischen Banken haben ihre Gewinnerwartungen in Russland bereits revidiert - ein erstes, untrügliches Zeichen, dass es im vernetzten globalen Banken-System bei einer Krise keine nationalen Grenzen mehr gibt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...