Finanzen

In China wachsen die Zweifel an der Dollar-Koppelung des Yuan

Der Wert des chinesische Yuan ist ins Wanken geraten. Der Yuan verlor massiv gegenüber dem Dollar, legte gegenüber dem Euro jedoch so stark zu, wie zuletzt vor über zehn Jahren. Die Kopplung des Yuan an den Dollar gerät an ihre Grenzen. China prüft offenbar, sich aus dem Ankauf von US-Staatsanleihen zu verabschieden.
01.02.2015 22:28
Lesezeit: 2 min

Die Schweiz stand mit ihrer Kopplung des Franken an den Euro in geldpolitischer Hinsicht nicht allein da. Zwischen den Währungen Chinas und der USA gibt es etwas Derartiges schon seit Jahrzehnten. Doch die Schwankungen am Währungsmarkt und die massiven Auswirkungen kleinster politischer und wirtschaftlicher Schwankungen setzen China unter Druck. So verzeichnete der Yuan gegen Ende vergangener Woche den schwersten Verlust gegenüber dem Dollar seit Ende 2008. Dies führte dazu, dass die Yuan-Dollar-Bindung das erste Mal an den von der chinesischen Notenbank festgelegten Margen kratzte.

Am Montag  sank der Wert des Yuan sogar auf einen Wert, der 1,89 Prozent unter der von der chinesischen Zentralbank festgelegten Dollar-Bindung lag, berichtet Bloomberg. Nachdem der Yuan zunächst fest an den Dollar gekoppelt war, wurde im Juli 2005 ein begrenzter Wechselkurs ermöglicht. Infolge der Finanzkrise von 2008 kam der feste so genannte „peg“ zwischen den Währungen zurück. Seit 2010 wurde der peg wieder etwas gelockert, so dass sich der Yuan innerhalb gewisser Grenzen aufwerten kann. So kann der Yuan täglich bis zu zwei Prozent unter und über dem festgelegten Kurs  schwanken. Während der Wert des Yuans den des Dollars deutlich unterlag, stieg er gegenüber dem Euro. Ende vergangener Woche verbuchte der Yuan einen so starken Gewinn wie zuletzt vor 14 Jahren, so zerohedge.

Eine komplette Auflösung der Kopplung an den Dollar ist trotz der Schwankungen jedoch nicht wahrscheinlich. Die Regierung Chinas setzt auf die Verschränkung der beiden Währungen. „Sie kann als magische Nadel zur Beruhigung der Schwankungen in Hong Kong“ gesehen werden, zitiert die Chicago Tribune den Finanzsekretär in Hong Kong, John Tsang. Und um die eigene Währung weiter im Griff zu haben, könnte die chinesische Regierung die Grenzen der Kopplung nun noch einmal erweitern oder beispielsweise den Yuan auch an den Singapur Dollar koppeln. Der Vorteil der Kopplung ist, dass die Exporte durch den schwachen Dollar angekurbelt werden.

Gleichzeitig jedoch ist der Yuan-Dollar-peg einer der Gründe für die massiv gestiegenen Immobilienpreise, so die Chicago Tribune. Die soziale Komponente der Kopplung ist nicht zu unterschätzen. Die so genannte Umbrella-Revolution im vergangenen Jahr prangerte auch die soziale Ungerechtigkeit an. Die gestiegenen Immobilienpreise machen es selbst für die Mittelschicht Chinas schwer, Eigentum zu erwerben – ganz zu schweigen von den Menschen, die noch weniger verdienen.

Chinas erwägt nun offenbar, mit dem Ausstieg aus US-Staatsanleihen dem Trend gegenzusteuern. Stattdessen versucht China, seine finanziellen Erträge im Ausland zu steigern, um seine geopolitischen Interessen durchzusetzen. Diese strategische Neuausrichtung wurde im vergangenen Monat intensiviert, nachdem Premierminister Li Keqiang einen Finanzreform im Rahmen eines Zehn-Punkte-Plans angekündigt hatte.

China hat die weltweit größten Devisenreserven. Diese betragen 3,9 Billionen US-Dollar. Im vergangenen Jahrzehnt legte Peking seine Devisenreserven in US-Staatsanleihen an, um US-Zinsen niedrig zu halten und das Wirtschaftswachstum im Westen zu unterstützen.

Der neue Plan sieht vor, die Devisenreserven für die Stützung der heimischen Wirtschaft und die Entwicklung von Übersee-Märkten einzusetzen, die schlussendlich als Absatzmärkte für chinesische Produkte dienen sollen.

Ein anonymer hochrangiger chinesischer Beamter sagte den Financial Times: „Das ist eine große Veränderung, die nicht schnell umgesetzt werden kann. Aber wir wollen unsere Reserven konstruktiver nutzen und weltweite Investitionen in Entwicklungsprojekte tätigen. Wir wollen nicht nur reflexhaft US-Staatsanleihen kaufen (…) Wir verlieren im Regelfall Geld durch die Staatsanleihen. Also müssen wir Wege finden, um unsere Rentabilität zu verbessern.“

„Wenn China seine Investitionsprogramme fortsetzt, wie dem Ausbau der Infrastruktur, um die transasiatische Seidenstraße zu regenerieren, wird es nicht mehr den größten Teil seiner überschüssigen Ersparnisse in US-Staatsanleihen stecken“, sagt Finanz-Analyst Michael Power von Investec.

China investiert in Straßen, Brücken und Eisenbahnnetze in Asien, um deren Wohlstand in ein Abhängigkeitsverhältnis einzubetten. Dieser Ansicht ist der Asien-Analyst von Gavekal Dragonomics, Tom Miller. „Es ist ein Versuch, Chinas Position im Herzen von Asien wiederherzustellen“, so Miller.

Chinas größte Bank ICBC plant eine Drehscheibe für den Yuan-Handel in den USA. Wie die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) am Samstag mitteilte, wurde mit den Behörden von Los Angeles die Vereinbarung getroffen, eine Handelsplattform einzurichten. Mit diesem Schritt werde der Weg für einen breiter angelegten Handel mit der chinesischen Währung in den USA geebnet, teilte die ICBC mit.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...