Finanzen

Investoren nervös: Italien kann in Griechenland-Sog geraten

Das Wahlergebnis in Griechenland hat an den Märkten zunächst nicht für viel Aufregung gesorgt. Doch die Ereignisse dürfen nicht einfach von den Investoren hingenommen werden, warnt ein amerikanischer Vermögensverwalter. In Italien werde es zu ähnlichen Entwicklungen kommen. Die Auswirkungen würden allerdings gravierende Folgen nach sich ziehen.
01.02.2015 22:29
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mario Draghis Anleihenprogramm und das Ergebnis der Parlamentswahlen in Griechenland sind für Investoren hinsichtlich neuer Investitionen in der EU von großer Bedeutung. Der amerikanische Vermögensverwalter Salient hat aus diesem Grund für ihre Kunden ein paar wichtige Anmerkungen gemacht. Italien ist Salient zufolge für die EU das nächste große Thema.

„Die Gelassenheit des Marktes bezüglich Griechenland ist ein Fehler“, analysiert Salient. Nicht, weil Griechenland selbst eine große systemische Bedrohung sei. Sondern, „weil dieselben politischen Dynamiken wie in Griechenland auch bald in Italien erreichen werden“, so Salient. „Griechenland ist Bears Stearns und Italien ist Lehman.“

Ähnlich wie Lehman drohte der amerikanischen Investmentbank Bear Stearns in Folge der Krise 2008 eine Insolvenz. Während Lehman Brother jedoch pleiteging, wurde Bear Stearns von JPMorgan übernommen. Die Folge Lehman-Pleite ist noch heute zu spüren und zeigt die Tragweite der damaligen, politischen Entscheidung. Griechenland erhält seit Jahren Kredite durch die internationalen Geldgeber, um eine faktische Insolvenz zu umgehen. Italien ist aber zu groß, für ein normales Bailout. Bereits 2013 warnte der Wirtschaftsweise Volker Wieland davor, dass Italien nicht mit dem ESM gerettet werden könne .

Die Arbeitslosigkeit steigt, die Wirtschaft des Landes stagniert und ein Großteil der italienischen Banken sitzt auf umfangreichen faulen Krediten. Dieser Umstand bekommt im Zusammenhang mit dem neuen Anleihenkaufprogramm der EZB eine außerordentliche Bedeutung. Draghi habe die Zustimmung für den umfangreichen Anleihenkauf nur erhalten, weil er die Risiken für die einzelnen EU-Länder beim Anleihenkauf reduziert habe, schreibt Salient. „80 Prozent des Anleihen-Kaufs wird von den Zentralbanken getätigt werden“, und Deutschland werde nur deutsche Anleihen kaufen. Das bedeutet, „wenn Italien oder Spanien aus den Fugen geraten“, dann sei die Bilanz der Bundesbank nicht automatisch auch angeschlagen, so Salient. Im Umkehrschluss aber steht die italienische Zentralbank angesichts der immensen faulen Kredite mit dieser Art des Anleihenkaufs stark unter Druck.

Politisch wird sich in den kommenden Monaten auch viel ändern. Im vierten Anlauf hat das italienische Parlament am Samstag den Verfassungsrichter Sergio Mattarella zum neuen Präsidenten gewählt. Der 73-jährige Sizilianer erhielt 665 Stimmen von den 1009 Abgeordneten und Regionalvertretern, die über seine Wahl abstimmen durften. Zuvor war der Kandidat von Ministerpräsident Matteo Renzi in drei Wahlgängen an der nötigen Zwei-Drittel-Mehrheit gescheitert. Im letzten Wahlgang genügte dem in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannten Mitte-Links-Kandidaten eine einfache Mehrheit. Zuvor war Präsident Napolitano zurückgetreten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie The bright, bright future ahead (AI): Bringt künstliche Intelligenz uns eine bessere Zukunft?
13.07.2025

Es geht Schlag auf Schlag. Bald, so hört man, haben wir die AGI (artificial general intelligence) und danach kommt die Superintelligence....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsideen schützen: Mehr Umsatz für Unternehmen mit Patenten und Marken
13.07.2025

Mehr als 50-Prozent mehr Umsatz für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationen schützen – warum cleverer Schutz der...

DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...