Politik

Bundesregierung: Italien ist eine Gefahr für den Euro

Eine große Koalition nach den Wahlen im September verunsichere die Investoren nicht, so der Merkel-Berater Wieland. Vielmehr sei es die politische Unsicherheit in Italien. Das Land kann nicht von der EU gerettet werden. Die einzige Gefahr bei der Bundestags-Wahl ist seiner Meinung nach eine neue Regierung, die Eurobonds will.
24.04.2013 12:11
Lesezeit: 1 min

EU-Kommissionspräsident Barroso hat sich für ein Ende der Sparpolitik ausgesprochen. Die Wirtschaft in der EU sei noch immer von einer Rezession betroffen und der Rückhalt in der Bevölkerung massiv gesunken. Um nun aber die Wirtschaft wieder zu stimulieren, erwägt die EZB derzeit ernsthaft in der kommenden Woche den historisch niedrigen Leitzins noch einmal zu senken. Eine geldpolitische Maßnahme von vielen, die die EZB in der Vergangenheit eingesetzt hat – außer vorübergehend den Banken hat es niemanden genutzt (hier). Und in der Realwirtschaft hat sich in den vergangenen zwei Jahren die Situation durch die Geldpolitik der EZB alles andere als verbessert.

Für den Wirtschaftsweisen und Professor, Volker Wieland, wäre eine Zinssenkung durch die EZB nicht sinnvoll. Denn die EZB habe bereits „eine sehr lockere Geldpolitik mit reichlich Liquiditäts-Angebot und Notfallkrediten“, sagte Wieland der CNBC. Wieland ist nicht nur Merkels Berater, sondern auch Berater der EZB. Mehrere Jahre hat er bei der Fed in Washington gearbeitet.

ESM kann Italien nicht retten

In der bevorstehenden Bundestagswahl sieht Wieland jedoch im Gegensatz zu anderen EU-Ländern keine großen Unsicherheitsfaktoren, die Investoren abschrecken könnten. „Ich denke, die Unsicherheit in Deutschland hinsichtlich möglicher Investitionen hat nichts mit der Wahl zu tun, sondern mit der ganzen Situation in Europa“, so Wieland. Man schaue darauf, welche Lösungen Europa finden wird, beispielsweise für ein Schlüssel-Land wie Italien.

Italien „ist kein Land, das man mit einem ESM-Programm retten kann, wie Portugal“ – nicht mal für einen richtigen Bailout für Spanien würde der ESM reichen (hier). Hier herrsche eine enorme Unsicherheit, welche neue Regierung in Italien nun zustande komme. Derzeit ist Napolitano erneut mit den Regierungsgesprächen beschäftigt. Der Mitte-Links-Chef Bersani war nach den gescheiterten Wahlen für einen neuen Präsidenten als Vorsitzender zurückgetreten, Grillo will nicht regieren und Berlusconi sieht seine Chance angesichts guter Umfragewerte bei Neuwahlen (hier). Weil Italien nicht über den herkömmlichen Weg gerettet werden kann, tat dies die EZB in der Vergangenheit heimlich (mehr hier).

Neue Bundesregierung darf Eurobonds nicht einführen

Wieland zufolge gibt es hinsichtlich der Bundestagswahl deshalb nur eine Gefahr. Es bestehe das Risiko, dass es in Deutschland eine neue Regierung geben könnte, die Eurobonds schaffen würde. Dies sei aber in der Eurozone in ihrer jetzigen Form nicht sinnvoll. Ohne einen funktionierenden Nationalstaat oder einen europäischen Bundesstaat mit zentralen Befugnissen, seien Eurobonds eine schlechte Idee. Sie würden mittelfristig sogar destabilisierend sein.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaspreise steigen wieder: Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet
04.07.2025

Nach einem deutlichen Preisrückgang ziehen die europäischen Gaspreise wieder an. Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet –...

DWN
Panorama
Panorama Schwerer Flixbus-Unfall auf der A19 bei Röbel: Was wir wissen und was nicht
04.07.2025

Ein Flixbus kippt mitten in der Nacht auf der A19 bei Röbel um. Dutzende Menschen sind betroffen, ein Mann kämpft ums Überleben. Noch...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Solarausbauziel in Deutschland bis 2030 zur Hälfte erfüllt
04.07.2025

Deutschland hat bereits einen großen Schritt in Richtung Solarenergie gemacht – doch der Weg ist noch weit. Trotz beachtlicher...

DWN
Politik
Politik One Big Beautiful Bill: Das steckt hinter Trumps Steuererleichterungen
04.07.2025

Am amerikanischen Unabhängigkeitstag setzt Donald Trump ein innenpolitisches Zeichen: Mit dem "One Big Beautiful Bill" will er seine...

DWN
Panorama
Panorama Waldbrand Sachsen: Gohrischheide - über 1.000 Einsatzkräfte im Einsatz
04.07.2025

Hitze, Trockenheit und starker Wind: In Sachsen und Thüringen kämpfen Einsatzkräfte gegen massive Waldbrände. Besonders die...

DWN
Politik
Politik Rentenkasse: Neue Mütterrente wohl erst ab 2028 umsetzbar
04.07.2025

Die Ausweitung der Mütterrente sorgt für Diskussionen: Einigkeit herrscht über das Ziel, Uneinigkeit über das Tempo. Millionen Mütter...

DWN
Finanzen
Finanzen Sparen für Kinder: Welche Anlagen sich wirklich lohnen
04.07.2025

Eltern wollen ihre Kinder finanziell absichern, doch viele verschenken Chancen. Statt renditestarker Anlagen dominiert Vorsicht, oft ohne...

DWN
Technologie
Technologie KI im Jobmarkt: Die große Lüge von der Objektivität
04.07.2025

Algorithmen sollen neutral entscheiden – doch KI entlarvt sich im Personalbereich als versteckter Türsteher: Diskriminierung,...