Wirtschaft

Gaspreise steigen wieder: Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet

Nach einem deutlichen Preisrückgang ziehen die europäischen Gaspreise wieder an. Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet – und worauf Deutschland achten muss.
04.07.2025 11:03
Lesezeit: 1 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Gaspreise steigen wieder: Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet
Die europäischen Gaspreise ziehen nach Wochen der Entspannung wieder an. (Foto:dpa) Foto: Bernd Weißbrod

Europas Gaspreise legen wieder zu – Entspannung bleibt fragil

Die Erdgaspreise in Europa haben sich von ihrem Acht-Wochen-Tief bei 33 Euro pro Megawattstunde (MWh) erholt. Händler reagieren damit auf veränderte Wetter- und Angebotsbedingungen, wie das Analyseportal Trading Economics meldet. Am Mittwochnachmittag lag der Preis für die wichtige europäische Referenzgröße, den Title Transfer Facility (TTF) an der niederländischen Börse, bei 34 Euro je MWh. In den kommenden Tagen wird ein Rückgang der Temperaturen in weiten Teilen Europas erwartet, was die Nachfrage nach Klimaanlagen und somit nach Erdgas senken dürfte. Gleichzeitig könnte eine steigende Windstromproduktion in Nordwesteuropa den Gasverbrauch weiter entlasten.

Noch im Februar sagte Francisco Blanch, Rohstoffstratege der Bank of America, zu den Gaspreisen Folgendes: „Europa hat aktuell eine Rückwärtskurve.“ Händler hatten damals kaum Anreize, Lagerbestände anzulegen. Die gesetzlichen Vorgaben erhöhten die Preise zusätzlich, sodass die Lagerung von Gas an Attraktivität verlor. Das könnte sich nun ändern. Blanch sieht nur in der Preisvolatilität eine Möglichkeit, dennoch Gewinne zu erzielen.

Angebot stabil – geopolitische Risiken bleiben

Die Versorgungslage am Gasmarkt gilt derzeit als stabil. Sowohl die Pipeline-Lieferungen aus Norwegen als auch die Importe von Flüssigerdgas (LNG) verlaufen weiterhin ohne Störungen. Noch in der vergangenen Woche hatten die Großhandelspreise für Gas in Europa rund 18 Prozent nachgegeben. Grund war die Deeskalation zwischen dem Iran und Israel, die Sorgen über mögliche Unterbrechungen der Schifffahrt in der Straße von Hormus zunächst dämpfte.

Hinzu kam die schwache Nachfrage aus China, die aufgrund der dortigen wirtschaftlichen Probleme anhält. Dadurch wurden zusätzliche LNG-Lieferungen nach Europa umgeleitet, was das Angebot stärkte.

Bedeutung für Deutschland – Versorgung bleibt trügerisch stabil

Auch für deutsche Haushalte und Unternehmen bleibt der Gasmarkt ein kritischer Faktor. Zwar profitiert Deutschland kurzfristig von den günstigen LNG-Strömen und der stabilen Versorgung aus Norwegen. Doch die jüngste Preisbewegung zeigt, wie anfällig der Markt für Wettereffekte und geopolitische Entwicklungen bleibt.

Insbesondere energieintensive Industrien in Deutschland beobachten die Gaspreise genau. Steigende Kosten könnten mittelfristig die Produktion belasten. Für private Verbraucher bleibt die Hoffnung auf stabile Preise – doch neue Unsicherheiten, etwa bei globalen Konflikten oder Lieferrouten, können den Markt jederzeit wieder drehen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
avtor1
Marius Vaitiekūnas

Zum Autor:

Marius Vaitiekūnas ist ein ausgewiesener Experte für Geopolitik und internationale Wirtschaftsverflechtungen. Geboren 1985 in Kaunas, Litauen, schreibt er als freier Autor regelmäßig für verschiedene europäische Medien über die geopolitischen Auswirkungen internationaler Konflikte, wirtschaftlicher Machtverschiebungen und sicherheitspolitischer Entwicklungen. Seine inhaltlichen Schwerpunkte sind die globale Energiepolitik und die sicherheitspolitischen Dynamiken im osteuropäischen Raum.

DWN
Politik
Politik Justiz überfordert: Unerledigte Verfahren oder Einstellungen bei Staatsanwaltschaften auf Rekordhoch!
04.09.2025

Die Staatsanwaltschaften kommen kaum noch hinterher. Die Aktenberge wachsen und wachsen: Zum Jahresende 2024 gab es einen traurigen...

DWN
Finanzen
Finanzen Prestigeprojekt der CSU: Gescheiterte Pkw-Maut kostet Steuerzahler weitere Millionen
04.09.2025

Die gescheiterte Pkw-Maut in Deutschland wird für die Steuerzahler noch teurer: Der Bund zahlt zusätzlich etwa 270 Millionen Euro mehr...

DWN
Politik
Politik „Koalition der Willigen“: Russland weist Sicherheitsgarantien zurück – und warnt vor einer Bedrohung für Europa
04.09.2025

Russland lehnt Kiews Sicherheitsgarantien ab und warnt vor einer Bedrohung für Europa. Für Deutschland und die EU wächst damit das...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland: Erbschaft- und Schenkungsteuer erreicht Rekordwert
04.09.2025

Wenn Vermögen vererbt oder verschenkt wird, fallen Steuern an. Die dafür festgesetzten Summen steigen - vor allem beim Verschenken.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Russlands Kriegswirtschaft: Unternehmer übergibt Frachtfluggesellschaft freiwillig an den Staat
04.09.2025

Noch bevor die Luftfrachtgesellschaft Volga-Dnepr offiziell verstaatlicht wird, übergibt Firmengründer Alexej Isajkin das Unternehmen...

DWN
Politik
Politik Trump gegen Windkraft: Präsident eskaliert den Kampf gegen Turbinen
03.09.2025

Trumps Strategie ist eindeutig: fossile Brennstoffe stärken, Windkraft schwächen. Der US-Präsident stoppt Milliardenprojekte, attackiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersvorsorge: Selbstständige zweifeln an finanzieller Absicherung fürs Alter
03.09.2025

Gut abgesichert im Alter? Mehr als die Hälfte der Solo-Selbstständigen und Kleinstunternehmer in Deutschland haben Zweifel, ob ihre...

DWN
Politik
Politik Friedland: Abgelehnte Asylbewerber stößt 16-Jährige vor einen Zug – Gericht wirft Ausländerbehörde Fehler vor
03.09.2025

Ein 31-jähriger Iraker soll ein 16-jähriges Mädchen in Niedersachsen getötet haben. Die Behörden wollten den abgelehnten Asylbewerber...