Politik

Ukraine ruft um internationale Militär-Hilfe gegen Russland

Lesezeit: 2 min
01.02.2015 18:11
Die ukrainische Regierung sagt, dass Russland die Rebellen mit High-Tech-Waffen ausgerüstet habe. Diese seien der regulären Armee überlegen. Deshalb fordert Kiew vom Westen direkte Militär-Hilfen. Weiteres Kopfzerbrechen bereitet der Regierung die steigende Anzahl an Deserteuren.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Regierung in Kiew fordert dringende internationale Militärhilfen für eine „elektronische Kriegs-Offensive“ gegen die Rebellen in der Ost-Ukraine, die von Moskau Unterstützung erhalte. Bisher hat der Westen direkte Militär-Hilfen für Kiew zurückgewiesen. Bei der Forderung geht es um hochentwickelte „State of the Art“-Ausrüstung.

Pavlo Klimkin, Außenminister der Ukraine, sagt, dass sich mittlerweile in den USA und in der EU ein „tieferes Verständnis“ für die Notwendigkeit von High-Tech-Waffen und die dazugehörige Ausbildung entwickelt habe. „Die Russen haben die Terroristen mit den modernsten Waffen ausgestattet. Sie wurden von Russen trainiert und erhalten auch Anweisungen von Russen (…) Wir brauchen dringend Kommunikations-Ausrüstung und nicht nur tödliche Waffen“, sagte Klimkin in einem Interview mit den Financial Times.

Das ukrainische Militär hat einen strategischen Nachteil, weil die Rebellen mit ausgefeilter Technik ausgerüstet sein sollen. Sie sollen auch über Drohnen verfügen. Diese ermöglichen es ihnen, Truppenbewegungen zu beobachten und Artillerie-Angriffe präzise umzusetzen. Zudem seien die ukrainischen Verbände nicht im Stande, miteinander zu kommunizieren, weil die Rebellen die Kommunikation elektronisch sabotieren.

In den vergangenen zwei Wochen kam es zu einer Eskalation der Kämpfe, nachdem in Donezk ein Bus mit Zivilisten beschossen wurde und die Rebellen anschließend eine großangelegte Offensive auf Mariupol gestartet haben. Bei einem Beschuss der Hafenstadt kamen dann 30 Zivilisten ums Leben. Die Kriegsparteien beschuldigen sich gegenseitig für die Tötung von Zivilisten. Die Kesselschlacht um Debalzewo dauerte am Sonntag noch an.

Klimkin sagt, dass all diese Ereignisse keine Zufälle seien. Die Rebellen würden versuchen, in „zynischer Art und Weise“ die Eskalation zu verschärfen. Russland unterstütze diese „bewusste Eskalation“. Die Lage sei derart bedrohlich, dass der Konflikt auf die EU-Staaten übergreifen könnte.

Europäische Diplomaten sind der Ansicht, dass Kreml-Chef Wladimir Putin den Ukraine-Konflikt anheizen möchte, um von der Wirtschafts-Krise in seinem Land abzulenken. Russland hingegen weist alle Vorwürfe zurück.

Doch die Ukraine hat mit einem weiteren Problem zu kämpfen. Zahlreiche Ukrainer kaufen sich entweder vom Militär-Dienst frei oder desertieren nach Russland.

Im vergangenen August setzte sich Kiew mit Moskau in Verbindung und forderte die Ausweisung von hunderten Deserteuren, berichtet Reuters. Nach Angaben der ukrainischen Regierung handelte es sich dabei um 311 Personen. Doch die Anzahl dürfte mittlerweile angesichts der Schwere der Kämpfe weitaus höher liegen.

Der ukrainische Soldat Artyom Kravchenko sagte dem Wall Street Journal, dass sie nahezu keine Chance gegen die Rebellen hätten. Diese seien besser ausgerüstet und würden die ukrainischen Truppen „regelrecht überrennen“. Kravchenko gehört zu den tausenden Verwundeten der ukrainischen Armee.

Die Moral der ukrainischen Verbände ist weitgehend schlecht. Am Mittwoch hatte die Regierung in Kiew verkündet, dass sie den Soldaten „Abschussprämien“ zahlen werde. Für jedes abgeschossene Flugzeug sollen sie 6.000 Euro und für jeden abgeschossenen Panzer 2.400 erhalten. Zudem gibt es für jeden Kampfeinsatz 50 Euro. Doch offiziell verfügen die Rebellen über keinerlei Flugzeuge.

Eine Einigung im Ukraine-Konflikt ist jedenfalls nicht in Sicht. Das Treffen der Kontaktgruppe in der weißrussischen Hauptstadt Minsk wurde am Samstagabend nach nur vier Stunden abgebrochen. Die Verhandlungsführer der Regierung in Kiew und der Rebellen warfen einander vor, die Friedens-Gespräche zu sabotieren.


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple-XRP-Prognose 2025: Die aktuelle XRP-Kursentwicklung und was Anleger jetzt wissen sollten
15.01.2025

Der Ripple-Kurs, der lange Zeit von Unsicherheiten geprägt war, zeigt sich auch zu Beginn des Jahres 2025 relativ stabil - und legt...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuern auf Rente: Steuervorteile und Grundfreibetrag - so hoch ist die Besteuerung 2025
15.01.2025

In Deutschland wird die Rente besteuert. Doch seit wann sind Rentner steuerpflichtig? Welcher Rentenfreibetrag gilt aktuell, welche...

DWN
Immobilien
Immobilien Zwangsversteigerungen 2024: Zahl stark gestiegen
15.01.2025

Deutlich mehr Immobilien zwangsversteigert: Die Wirtschaftskrise und steigende Zinsen hinterlassen Spuren, besonders bei Eigentümern. 2024...

DWN
Politik
Politik Wider den Hedonismus: Warum Wehrpflicht (und Zivildienst) Deutschland wieder auf Spur bringen
15.01.2025

Als Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), vom russischen Überfall auf die Ukraine richtig geschockt, die Zeitenwende für Deutschland ausrief,...

DWN
Technologie
Technologie Wie ehemalige IT-Nerds der russischen Suchmaschine Yandex den KI-Markt Europas aufmischen
14.01.2025

Russische IT-Nerds bauen in Amsterdam das KI-Unternehmen Nebius auf. Informatiker um den Yandex-Suchmaschinen-Gründer Arkadi Wolosch...

DWN
Finanzen
Finanzen Bafin-Girokonto-Vergleich: Alle Girokonten in Deutschland im Überblick
14.01.2025

Die Finanzaufsicht Bafin bringt Transparenz in den Kontomarkt: Mit dem neuen Bafin Kontenvergleich können Verbraucher alle Girokonten in...

DWN
Politik
Politik Russischer Außenminister Lawrow: "USA wollen nach Nord-Stream Gaspipeline TurkStream zerstören"
14.01.2025

Russlands Außenminister Lawrow beschuldigt die USA, mit ukrainischen Drohnenangriffen die Gasleitung TurkStream lahmlegen zu wollen....

DWN
Politik
Politik CDU-Heizungsgesetz: Wie die Union das Heizungsgesetz abschaffen will - und warum das schlecht wäre
14.01.2025

Das Habecksche Heizungsgesetz, offiziell Gebäudeenergiegesetz (GEG), gilt seit Januar 2024. Die CDU plant, das GEG bei einer möglichen...