Politik

Deutsche Unternehmen sind die aktivsten Lobbyisten in Brüssel

Mehr als 800 Firmen mit Sitz in Deutschland sind im Lobbyregister der EU. Nur Belgien schickt noch mehr Unternehmen ins Rennen. Unter den 15 Unternehmen, die am meisten für Lobbyarbeit ausgegeben haben, sind allein vier aus Deutschland: Siemens, Evonik, Daimler und Bayer.
11.02.2015 02:30
Lesezeit: 1 min

Wie das EU-Transparenz-Register aktuell zeigt, hatten sich bis zum 10. Februar 2015 bisher insgesamt 7.727 Organisationen registriert. Bei den meisten handelt es sich um die Gruppe der Gewerbe-, Wirtschafts- und Berufsverbände sowie In-Hous-Lobbyisten, so die Europäische Kommission. Die zweitgrößte Gruppe sind die Nichtregierungsorganisationen, gefolgt von Beratungsfirmen, Anwaltskanzleien, Denkfabriken und Forschungseinrichtungen. Neben Belgien ist Deutschland das Land, mit den meisten Organisationen die in Brüssel Lobbyarbeit betreiben.

Demnach haben 1.728 Lobbyorganisationen ihren Firmensitz in Belgien, 876 in Deutschland. Die Zahl der Organisationen aus Frankreich und Großbritannien, die in Brüssel Lobbyarbeit durchführen, liegt bei 776 und 765. Allerdings ist die hohe Zahl Belgiens Lobbyfacts zufolge vernachlässigbar, weil „viele Lobbyorganisationen sich im Transparenzregister zwar mit Sitz in Belgien registriert haben, sie aber eigentlich Lobbyarbeit im Auftrag von Interessen aus anderen Ländern betreiben“. So wie die Deutsche Bank AG beispielsweise als Unternehmen aus Belgien geführt wird. Im EU-Transparenzregister heißt es von Seiten der Bank: „Die EU-Vertretung der Deutschen Bank agiert als Verbindung der Bank zu den EU-Institutionen, um den Dialog mit den europäischen Politikern zu erleichtern.“ Dafür gibt die Deutsche Bank nach eigenen Angaben knapp zwei Millionen Euro aus.

Die Präsenz Deutschlands unter den Lobbyisten zeigt sich auch in der Auflistung der von den Organisationen angegebenen Lobby-Ausgaben. Unter den 25 Unternehmen mit den höchsten Ausgaben finden sich sieben aus Deutschland: Siemens, Evonik, Daimler, Bayer, BASF, E.ON und RWE. Zusammen gaben die sieben Unternehmen aus Deutschland jährlich im Schnitt 18,41 Millionen Euro für Lobbyarbeit aus. Siemens allein beispielsweise hat bei der EU Ausgaben für Lobbyarbeit in Höhe von mehr als 4 Millionen Euro angegeben, das Chemieunternehmen Evonik spricht von Ausgaben zwischen 2,5 und 2,75 Millionen Euro jährlich.

Wie effektiv die Lobbyarbeit sein kann, zeigte sich sowohl bei den Entwürfen zum neuen Datenschutz. Hier und auch bei anderen Gesetzestexten haben die Lobbyisten sogar an den Gesetzen mitgeschrieben. Die Finanzbranche und die Tabakindustrie sind besonders engagiert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Schwedische Innovation soll Wasserkrise in der Ukraine lösen
21.06.2025

Während Europa über Hilfspakete debattiert, liefern schwedische Firmen sauberes Wasser in eine vom Krieg verwüstete Region. Ist Hightech...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Afrikas Migrationspotenzial: Die globale Ordnung steht vor einer tektonischen Verschiebung
21.06.2025

Afrikas Bevölkerung wächst, während der Westen altert. Millionen gut ausgebildeter Migranten verändern schon heute globale...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands stille Stärke: Wie Rechtsstaat und Verwaltung zum unterschätzten Standortvorteil werden
21.06.2025

Als Max Weber 1922 mit seiner Bürokratie-Theorie die Basis für die deutsche Verwaltung legte, galt sie weltweit als innovatives Vorbild....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Rückschlag für Elektroautos – kommt das Ende wie vor 100 Jahren?
21.06.2025

Vor 100 Jahren verschwanden Elektroautos wegen politischer Entscheidungen von den Straßen. Heute wiederholt sich die Geschichte: Donald...

DWN
Politik
Politik Wie der Westen seine Werte in der Wüste verrät: Big Tech versteckt die Probleme unter glänzenden Fassaden
21.06.2025

Big Tech hofiert autoritäre Regime vom Golf – im Tausch gegen Milliarden, Macht und Rechenzentren. Doch hinter der glitzernden Fassade...

DWN
Politik
Politik Deutschland steht vor dem historischen Aufschwung – aber es gibt ein großes Problem
21.06.2025

Mit der faktischen Abschaffung der Schuldenbremse beginnt Deutschland eine neue Ära – mit enormen Investitionen in Militär,...

DWN
Panorama
Panorama KI-Musik auf dem Vormarsch: Gefahr oder Chance für die Musikbranche?
21.06.2025

KI-Musik verändert die Musikbranche – kreativ, disruptiv, kontrovers. Künstler verlieren Kontrolle und Einnahmen. Doch wie weit darf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Disney gegen die KI: Wem gehört das Internet noch?
21.06.2025

Disney zieht gegen Midjourney vor Gericht – und kämpft nicht nur für Mickey Mouse, sondern für unser digitales Eigentum. Wenn selbst...