Politik

Ölpreis-Verfall: Risse in der Allianz zwischen den USA und Saudi-Arabien

Ein Vertreter der Fed hat Saudi-Arabien öffentlich für den rapiden Verfall des Ölpreises verantwortlich gemacht. Die Saudis wollten so dem Iran schaden und die US-Fracking-Industrie aus dem Markt drängen. Der Ölpreis ist seit Ende Juni 2014 um mehr als die Hälfte eingebrochen.
19.02.2015 01:21
Lesezeit: 2 min

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Der Chef der Federal Reserve in Dallas, Richard Fischer, hat Saudi-Arabien öffentlich beschuldigt, hinter dem weltweiten Ölpreisverfall zu stecken. „Die Saudis haben die Öl-Krise herbeigeführt“, sagte Fischer dem US-Sender CNN. Der Vertreter der Fed sieht darin neben geopolitischen Manövern auch einen Angriff auf den US-Energiesektor. Der Preisverfall trifft vor allem die US-Fracking-Industrie. Die Technologie zur Exploration von Öl- und Gasvorkommen aus Schiefergestein rentiert sich nur bei relativ hohen Ölpreisen. Aktuell kann die Technologie nur mit hohen Fördergeldern von den Steuerzahlern betrieben werden. Die Kurse vieler Fracking-Firmen sind in den vergangenen Monaten abgestürzt.

„Wir sind ein riesiger Energie-Lieferant. Die Saudis haben eine Weile gebraucht, um das zu realisieren“, zitiert CNN den Fed-Chef.

Im Juni 2014 stand der Ölpreis noch bei 100 Dollar pro Barrel (159 Liter). Im November 2014 fiel der Preis unter die 80-Dollar-Marke. Das Ölkartell OPEC unter Führung Saudi-Arabiens reagierte jedoch nicht mit einer Produktionskürzung auf den Preisverfall. Auf dem 166. Treffen der Organisation am 27. November 2014 wurde entschieden, die Produktion beizubehalten (siehe Video am Ende des Artikels). Darauf hin fiel der Ölpreis im Januar 2015 sogar unter die Marke von 50 Dollar pro Barrel.

Durch die niedrigeren Preise soll die US-Fracking-Industrie aus dem Markt gedrängt werden. Die Erdöl-Preise würden sich erst wieder stabilisieren, wenn die Förderung von Schieferöl nicht mehr rentabel sei, zitiert n-tv einen OPEC-Vertreter. Ähnlich äußerte sich der saudische Prinz Alwaleed bin Talal in einem Interview mit USA Today. Er verteidgte die Entscheidung Saudi-Arabiens, die Ölproduktion nicht zu drosseln. Vielmehr sollten Ölproduzenten mit hohen Kosten wie die US-Fracking-Firmen ihre Produktion zurückfahren, da sie am stärksten unter dem Preisverfall zu leiden hätten.

„Obwohl Saudi-Arabien und die OPEC-Länder den Preisverfall nicht absichtlich herbeigeführt haben, gibt es doch einen positiven Effekt: Ab einem gewissen Preis werden wir sehen, wie viele Schieferöl-Firmen aus dem Geschäft aussteigen“, so der saudische Prinz.

Auch ein Vermittlungsversuch von US-Senator Angus King, der für Gespräche nach Riad gereist war, scheiterte. „Sie [die Saudis, Anm. d. Red.] sitzen am längeren Hebel“, zitiert die New York Times den US-Senator. „Sie haben mehr Raum zum Atmen als die anderen Länder. Das ist in etwa der Unterschied zwischen jemandem, der eine Million Dollar auf der Bank hat, und jemandem, der von Gehaltscheck zu Gehaltscheck lebt“, so King weiter.

Der gleichen Ansicht ist auch Fed-Chef Fischer. Die Saudis verfügten über höhere Reserven als ihre Konkurrenten, sagte Fischer gegenüber CNN. Er ist der Ansicht, dass Saudi-Arabien mit seiner aktuellen Energiepolitik auch seinem Erzfeind Iran schaden will. Saudi-Arabien benötigt einen Ölpreis von 100 Dollar, um einen ausgeglichenen Staatshaushalt zu erreichen. Der Iran benötigt dagegen einen Ölpreis von 135 Dollar.

Die Regierung Saudi-Arabiens verkündete zwar bereits, dass man im Jahr 2015 aufgrund des tiefen Ölpreises mit einem Haushaltsdefizit von 39 Milliarden Dollar rechne. Doch dank der enormen finanziellen Reserven von rund 733 Milliarden Dollar, können die Saudis die Phase niedriger Ölpreise deutlich länger durchstehen als der Iran oder Russland.

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