Politik

Spekulation: Griechisches Reform-Papier wurde von der EU-Kommission selbst verfasst

Der eigentliche Autor des „griechischen“ Reformpakets ist offenbar ein Ökonom der EU-Kommission. Demnach hat die EU-Kommission einem Papier zugestimmt, das sie zuvor selbst verfasst hatte. Der IWF und die EZB halten die griechischen Vorschläge für unzureichend.
25.02.2015 00:52
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Vor der Einigung der Griechen mit der Eurogruppe gab es einige Verwirrung über den griechischen Reformvorschlag. Am Montag kam es überraschend zu einer Verzögerung. Ein Vertreter der Athener Regierung erklärte, sie werde die geforderte Reformliste erst am Dienstagmorgen vorlegen. Das sei aber mit der Eurogruppe abgestimmt. Eigentlich galt die Frist nur bis Montag um Mitternacht. Später teilte die Kommission über Twitter mit, dass die Deadline eingehalten wurde und die Reformliste am Montag vor Mitternacht eingegangen sei.

Die EU-Kommission begrüßte das offenbar von ihr selbst verfasste Papier umgehend, danach stimmten die Euro-Finanzminister zu. Nachdem die Einigung bekannt wurde, meldeten der IWF und die EZB Bedenken an - als 2 der Troika-Mitglieder: IWF-Chefin Christine Lagarde schrieb in einem Brief an Jeroen Dijsselbloem, dass die Vorschläge nicht konkret genug seien und vom ursprünglichen Kredit-Programm stark abwichen. EZB-Chef Mario Draghi sagte, er könne das Papier nicht beurteilen, weil es keine konkreten Vorschläge enthalte.

Die Eurogruppe hat den Vorschlägen Griechenlands zu den Reformen zeitnah zugestimmt – doch der Autor scheint keine Grieche, sondern Mitarbeiter der EU-Kommission sein. Das erklärt, warum die EU-Kommission das Papier lobte, bevor überhaupt klar war, dass es bei den Institutionen eingegangen war.

Über Twitter teilte der griechische Wirtschaftsexperte Yannis Koutsomitis mit, was für die Verwirrung gesorgt hatte:

Wie sich herausstellt, hat die EU-Kommission den gesamten Brief offenbar selbst entworfen. Alles was Yanis Varoufakis tun musste, war, mit dem Schreiben einverstanden zu sein – und es zurückzusenden. Zum Vergleich: Hier das geleakte Original-PDF.

Der eigentliche Autor des „griechischen“ Reformpakets, ein Dokument, welches um 23.09 Uhr am Montag, den 23. Februar 2015, erstellt wurde (also technisch kurz vor Montag Mitternacht), war Declan Costello, der als Ökonom seit 1991 für die Europäischen Kommission arbeitet. Er organisiert unter anderem den Rat für Wirtschaft und Finanzen (ECOFIN bzw. EU-Finanzministerrat). Zerohedge erläutert in einer Analyse, dass der Autor nicht als Autor des PDF, sondern des ursprünglichen Dokuments ausgewiesen sei.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Schuldenkrise: Droht der Dollar-Kollaps? Was Anleger jetzt wissen müssen
10.07.2025

Die USA spielen mit dem Feuer: Zölle, Dollar-Schwächung und wachsende Schulden bedrohen das globale Finanzsystem. Doch es gibt Strategien...

DWN
Finanzen
Finanzen Hochsteuerland: Staat zockt Menschen ab - Von einem Euro bleiben Arbeitnehmern nur 47 Cent
10.07.2025

Bis zum 13. Juli arbeiten die Menschen in Deutschland in diesem Jahr nach Angaben des Bundes der Steuerzahler für die Staatskasse. Der...