Finanzen

EU macht Rückzieher und verzichtet auf strenge Regeln für Schattenbanken

Lesezeit: 1 min
27.02.2015 00:44
Seit mehreren Jahren will die EU eine härtere Regulierung der Schattenbanken beschließen. Doch schon in dem ersten Entwurf hat der Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments die geplanten Regeln abgeschwächt. Selbst in den USA geht man teilweise härter vor.
EU macht Rückzieher und verzichtet auf strenge Regeln für Schattenbanken

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments hat am Donnerstag über einen Entwurf zur Regulierung der Schattenbanken abgestimmt. Die Größe der Geldmarktfonds umfasst in der EU mittlerweile ein Volumen von einer Billion Euro. Allerdings ist der neue Entwurf, über den noch das Plenum des Parlaments abstimmen muss, deutlich aufgeweicht worden. Vor allem so genannte Constant Net Asset Value Money Market Funds (CNAV) sollten reguliert werden, da diese in der Finanzkrise den Kursverfall etlicher Staatsanleihen beschleunigt hatten (wie Schattenbanken funktionieren, wird in dem Video am Anfang des Artikels erklärt).

Ursprünglich schlug der Finanzstabilitätsrat (FSB) und der Europäische Systemrisikorat (ESRB) deshalb vor, diese Geldmarktfonds „austrocknen“ zu lassen. Michel Barnier sprach sich jedoch nicht für ein Ende der Fonds aus. Stattdessen sollen sie wie normale Banken zukünftig einen Mindestkapitalpuffer von drei Prozent vorhalten. Der britische Finanzkommissar Jonathan Hill lehnte dies ab. Am Ende, legte britische Abgeordnete Neena Gill „einen nochmals abgeschwächten Kompromissentwurf vor“, berichten die Grünen im EU-Parlament. Die Grünen hatten ebenfalls ein Ende der  CNAV-Geldmarktfonds gefordert, und den neuen Entwurf nun abgelehnt.

„Mit dem heutigen Abstimmungsergebnis wurde der ohnehin abgeschwächte Vorschlag der EU-Kommission noch weiter verwässert“, sagte Sven Giegold, der Sprecher der Europagruppe der Grünen. „Die Fraktionen von S&D, EPP, ALDE und ECR sind vor der Schattenbank-Lobby eingeknickt und haben sogar die Forderung eines Mindestkapitalpuffers von drei Prozent kassiert.“ Damit sei das Risiko von Schattenbanken für die Europäische Finanzmarktstabilität nicht gebannt. „Lediglich eine besondere Kategorie von Geldmarktfonds, so genannte Low Volatility Net Asset Value (LVNAV) Geldmarktfonds, soll nach einer unambitionierten Übergangsfrist von fünf Jahren ihre Geschäfte einstellen“, so Giegold. Das sei noch einmal drei Jahre länger als in den USA und daher  völlig inakzeptabel.

Bereits 2012 machte Markus Ferber deutlich, dass die Schattenbanken einer umfangreicheren Regulierung bedürfen. Schließlich für eine stärkere Regulierung des herkömmlichen Bankensystems automatisch zu einem Abwandern ins System der Schattenbanken. Diese Unternehmen und Organisationen seien bisher nicht an die Vorschriften gebunden und unterstehen somit auch nicht der europäischen Bankenaufsicht. „Das muss sich schnell ändern“, so der erste Stellvertreter des Vorsitzenden des Ausschusses für Wirtschaft und Währung.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...