Finanzen

Trotz EU-Sanktionen: RWE verkauft Dea an russischen Investor

Der Energie-Konzern RWE verkauft seine Gastochter Dea für rund 5,1 Milliarden Euro an russische Investoren. Der Deal geht trotz des offiziellen Einspruchs der britischen Regierung über die Bühne. Offenbar haben jedoch alle Beteiligten etwas von dem Geschäft mit einem russischen Oligarchen.
02.03.2015 14:30
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Energiekonzern RWE hat nach einer zweijährigen Zitterpartie seine Tochter Dea endgültig an russische Investoren verkauft. RWE-Chef Peter Terium bezeichnete die politisch umstrittene Transaktion im Volumen von 5,1 Milliarden Euro am Montag als einen Meilenstein für den Konzern. Mit dem Verkauf an die Investorengruppe LetterOne um den russischen Oligarchen Michail Fridman setzte er sich über die Bedenken der britischen Regierung hinweg. Diese lehnt vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise einen Verkauf der Öl- und Gasfelder von Dea in der britischen Nordsee an die Russen ab. Die Regierung in London kann den Verkauf nicht verbieten, sie kann aber dem Käufer Förderlizenzen entziehen.

Terium hatte die Trennung von der Tochter mit Sitz in Hamburg im März 2013 angekündigt und vor einem Jahr LetterOne als Käufer präsentiert. Während die Bundesregierung und die EU-Kommission schon vor Monaten dem Deal zustimmten, gibt es in Großbritannien vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise Widerstand. Die Regierung in London befürchtet im Fall von Sanktionen des Westens gegen LetterOne Einschränkungen bei der Ausbeutung der Felder. Sie werde daher gegebenenfalls den Weiterverkauf der zwölf Gas- und Ölfelder an eine dritte Partei verlangen, hatte das Energieministerium am Samstag erklärt. Der Wert dieser Felder wird auf eine Milliarde Euro geschätzt.

Im Januar hatten RWE und LetterOne wegen der Bedenken in London eine Vereinbarung getroffen. LetterOne habe sich verpflichtet, das britische Dea-Geschäft mehrere Jahre getrennt von den restlichen RWE Dea-Aktivitäten zu halten, hatte der Essener Konzern erklärt. „Im unwahrscheinlichen Fall von Sanktionen gegen die LetterOne-Gruppe oder ihre Eigner bleibt RWE innerhalb des ersten Jahres nach dem Vollzug der Transaktion verpflichtet, die britischen Dea-Aktivitäten zurückzuerwerben.“ Sollte Großbritannien nun auch ohne neue Sanktionen auf einen Weiterverkauf drängen, wäre demnach wohl LetterOne am Zuge.

Die Transaktion lohne sich für alle Beteiligten, betonte RWE-Chef Terium. „Wir haben für die Dea einen strategischen Käufer gefunden, der langfristig in das Geschäft mit der Öl- und Gasförderung investieren möchte und das Unternehmen in eine gute Zukunft führen wird.“ Der Manager will mit den Einnahmen aus dem Verkauf den auf 31 Milliarden Euro angeschwollenen Schuldenberg zumindest ein wenig abbauen. Auch der russische Oligarch Michail Fridman versuchte, Bedenken erneut zu zerstreuen. „Unser Anspruch ist es, das Geschäft von Dea weiter zu entwickeln und wachsen zu lassen“, sagte er. „Wir sind zuversichtlich, dass die aktuelle Wirtschaftslage und der derzeit niedrige Ölpreis uns viele Chancen bietet, dieses Ziel zu erreichen.“

Dea hält Anteile an rund 190 Öl- und Gaslizenzen in Europa, dem Nahen Osten und Nordafrika. 2013 fuhren die 1500 Beschäftigten einen Gewinn von rund 500 Millionen Euro ein - etwa ein Zehntel des RWE-Ergebnisses.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Misserfolg bei Putins Wirtschaftsforum in St. Petersburg: Die marode Kriegswirtschaft interessiert kaum jemanden
23.06.2025

Das Wirtschaftsforum in St. Petersburg sollte Russlands wirtschaftliche Stärke demonstrieren. Stattdessen offenbarte es die dramatische...

DWN
Politik
Politik Zwangslizenzen: EU hebelt den Patentschutz im Namen der Sicherheit aus
23.06.2025

Die EU will künftig zentral über die Vergabe von Zwangslizenzen entscheiden – ein tiefer Eingriff in das Patentrecht, der die...

DWN
Technologie
Technologie Umfrage: Zwei Drittel für europäischen Atom-Schutzschirm
23.06.2025

Eine Forsa-Umfrage zeigt, dass eine deutliche Mehrheit der Deutschen den Aufbau eines europäischen nuklearen Schutzschildes befürworten....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Internationale Anleger kehren der Wall Street den Rücken
23.06.2025

Ölpreise steigen, geopolitische Risiken nehmen zu – und Europas Aktienmärkte wirken plötzlich attraktiv. Während die US-Börsen ins...

DWN
Politik
Politik Personalmangel im öffentlichen Dienst - DGB fordert mehr Personal
23.06.2025

Milliardeninvestitionen sollen in Deutschland die Konjunktur ankurbeln. Doch Personalmangel in Behörden könnte den ehrgeizigen Plänen...

DWN
Politik
Politik Iran-Israel-Krieg: Internet überflutet mit Desinformation
23.06.2025

Falsche Videos, manipulierte Bilder, inszenierte Explosionen: Der Konflikt zwischen Iran und Israel spielt sich längst auch im Netz ab –...

DWN
Politik
Politik Aus Angst vor Trump: China lässt den Iran im Stich
23.06.2025

Chinas harsche Kritik an den US-Angriffen auf Iran täuscht über Pekings wahres Kalkül hinweg. Im Hintergrund geht es um knallharte...

DWN
Politik
Politik US-Angriff auf den Iran: Die Märkte bleiben erstaunlich ruhig
23.06.2025

Trotz der Angriffe auf iranische Atomanlagen bleiben die globalen Märkte ruhig. Doch die Straße von Hormus bleibt ein geopolitischer...