Politik

Griechenland will Touristen als verdeckte Steuer-Fahnder anwerben

Die griechische Regierung will Studenten, Haushaltshilfen und Touristen als Spitzel einsetzen, damit diese die Steuerangelegenheiten ihrer Mitbürger ausspionieren und an den Staat melden. Die Spitzel sollen verdeckt mit Video- und Audio-Geräten ausgestattet werden. Ausbildung und Ausrüstung sollen von den anderen Euro-Staaten bezahlt werden. Touristen, die einen Griechenland-Urlaub planen und sich diesen nicht durch Schnüffel-Dienste finanzieren wollen, wird daher geraten, öffentliche Orte nur nackt aufzusuchen.
06.03.2015 18:04
Lesezeit: 1 min

Die griechische Regierung hat sich eine originelle Maßnahme einfallen lassen, um die Steuern effizient einzutreiben. Weil die offiziellen Steuerfahnder wegen der knappen Kassen nicht in ausreichendem Maß vorhanden sind und außerdem nicht unauffällig operieren können, will Finanzminister Yanis Varoufakis eine Finanz-Gestapo einen eigenen Spitzel-Dienst einrichten, mit dem sich die Bürger gegenseitig ausspionieren sollen: Studenten, Haushaltshilfen und sogar Touristen sollen mit Audio und Video verkabelt werden und dann losziehen, um möglichen Steuerflüchtlingen Geständnisse zu entlocken.

Die Undercover-Spitzel sollen die ausstehenden Beiträge jedoch nicht eintreiben, allerdings sollen die heimlich gemachten Aufzeichnungen als gesetzliches Beweismittel anerkannt werden. Die Spitzel sollen zeitlich befristet ohne Anspruch auf Wiederbeschäftigung angestellt und auf Stundenbasis bezahlt werden. Für die Ausbildung der Finanz-Schergen und ihre Ausrüstung mit elektronischem Gerät sollen die andere Euro-Staaten aufkommen, schlägt Varoufakis in einem Papier an Euro-Gruppenführer Jeroen Dijsselbloem vor, das von der FT dokumentiert wird.

Es ist unklar, ob Varoufakis, der eigentlich als liberaler Linker gilt, diesen Vorschlag ernst gemeint hat oder sich damit über die ständigen Forderungen der Euro-"Partner" nach härterem Vorgehen gegen Steuerflüchtlinge lustig machen wollte - um die Absurdität der Debatte aufzuzeigen. Eigentlich müsste Varoufakis klar sein, dass es bei solchen Aktionen gewisse datenschutzrechtliche Probleme geben könnte.

Wie auch immer der Vorschlag gemeint ist: Die Tatsache, dass ein solcher Vorschlag in einem offiziellen Brief der griechischen Regierung an die EU festgeschrieben ist, zeigt, dass eine Gesellschaft in der Schulden-Falle zur Selbstzerfleischung neigt.

Kleiner Tipp der DWN-Redaktion an alle Griechenland-Reisenden: Betreten Sie sicherheitshalber Restaurants, Arzt-Praxen oder Läden am besten nackt, um nicht in den Verdacht zu geraten, einer der Steuer-Spitzel zu sein und körperliche Misshandlungen zu riskieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Landtagswahlen Baden-Württemberg 2026: AfD liegt vor den Grünen – eine Partei gewinnt noch mehr
09.05.2025

Die AfD überholt erstmals laut Insa-Umfrage die grüne Partei in Baden-Württemberg, die seit 13 Jahren regiert und die größte...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...