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Deutsche Banken beginnen mit Straf-Zinsen auf Bank-Guthaben

Die großen deutschen Banken haben mit der Einhebung von Strafzinsen auf Bankguthaben von Großkunden begonnen. Der Strafzins beträgt in der Regel 0,25 Prozent für Unternehmen, die ihr Geld als Liquidität bei den Banken parken. Noch gibt es keine einheitliche Regelung und auch die kleinen Anleger werden noch geschont. Doch der Trend zu allgemeinen Strafzinsen ist unübersehbar.
09.03.2015 01:14
Lesezeit: 2 min

Mehrere deutsche Großbanken haben mit der Einhebung von Strafzinsen für Bank-Guthaben begonnen. Nach Informationen der Deutschen Wirtschafts Nachrichten sind davon vor allem große Unternehmen betroffen, die erhebliche Summen bei den Banken lassen müssen, um ihre Liquidität sicherzsutellen. Ein mit der Materie vertrauter Bank-Mitarbeiter sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: „Wenn große Unternehmen wie Siemens hunderte Millionen bei uns liegen haben, müssen wir die Kosten, die uns von der EZB auferlegt wurden, weitergeben. Derzeit verlangen wir 0,25 Prozent, versuchen aber, die Kunden rechtzeitig zu informieren und mit ihnen Lösungen abzustimmen, wie der Strafzins durch andere Anlageformen vermieden werden kann.“ Die EZB verlangt ihrerseits einen Strafzins in der Höhe von 0,20 Prozent von den Banken für Gelder, die als Overnight-Einlagen bei der EZB geparkt werden. Dies Kosten hätten sich bei den Banken mittlerweile derart summiert, dass den Banken keine andere Wahl bliebe, sagte die mit der Materie vertraute Person.

In offiziellen Statements bestätigen die Banken, dass es entsprechende Prozesse gäbe, wenngleich keine generellen Vorgaben zu existieren scheinen.

Die Commerzbank bestätigte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass sie bei bestimmten Kunden einen Strafzins erhebt. Ein Sprecher sagte:

„Für Privat-, Geschäfts- und mittelständische Firmenkunden werden grundsätzlich keine negativen Zinsen berechnet. Konditionen und Zinsen für institutionelle Anleger und Großkonzerne werden wie bisher auch individuell vereinbart. Bei einzelnen großen Firmenkunden, Großkonzernen und institutionellen Anlegern mit hohen Guthaben berechnen wir für hohe, aus überschüssiger Liquidität bei uns geparkte Einlagen, eine Guthabengebühr.

Basis hierfür sind die negativen Einlagenzinsen der EZB. Bei der Vereinbarung der Guthabengebühren gehen wir sorgsam vor und nehmen besondere Rücksicht auf Liquiditätsbestände unserer Kunden, die für den laufenden operativen Geschäftsbetrieb notwendig sind. Im Falle kurzfristiger Einlagen zeigen wir unseren Kunden geeignete alternative Anlagemöglichkeiten für ihre überschüssige Liquidität auf.“

Eine Sprecherin der Deutschen Bank schildert das Vorgehen des Instituts ähnlich. Sie sagte den DWN:

„Die Deutsche Bank plant derzeit nicht, im breiten Kundengeschäft Gebühren für Einlagen einzuführen. Für institutionelle Kunden mit zusätzlichem Bedarf an Einlagenprodukten bietet die Bank verschiedene Anlagealternativen an, um auf das geänderte Zinsumfeld reagieren zu können.“

Beide Banken nehmen also noch von Strafzinsen für kleine Sparer und mittlere Unternehmen Abstand. Wie lange das allerdings so bleibt, ist unklar: Die Deutsche Bank rät ihren Kunden seit langem, dass dies zum langfristigen Vermögensaufbau und -erhalt unter den jetzigen Marktgegebenheiten ihr Anlageverhalten anpassen sollten, um der sogenannten finanziellen Repression zu entgehen.

Die Banken sind durch die aggressive Zins-Politik der EZB in eine schwierige Lage geraten: Sie würden faktisch Kunden, die ihr Geld zu Bank bringen, am liebsten abweisen. Denn die Banken dürfen wegen der strengeren Risiko-Vorschriften mit dem Geld nicht mehr beliebig spekulieren, sondern müssen die Kosten bewältigen, die ihnen durch den Strafzins der EZB entstehen.

In Dänemark ist die Nordea-Bank bereits dazu übergegangen, Kreditnehmern Prämien für Kredite zu zahlen, also ebenfalls Negativzinsen zu erheben, weil Schuldner durch das System besser gestellt werden als Sparer.

In Deutschland hatte die Skat-Bank als erste Bank Negativzinsen erhoben – in einer Art Branchen-Test, der nun offenbar flächendeckend zum Normalfall werden dürfte.

Die Schweiz ist schon einen Schritt weiter: Die Schweizerische Nationalbank zieht angesichts der Franken-Stärke höhere Negativzinsen in Betracht. Ein Zinssatz von minus 1,5 Prozent werde erwogen, berichtete die Schweiz am Sonntag unter Berufung auf das Umfeld der Notenbank. Diese hatte im Januar bereits den Negativzins auf 0,75 Prozent erhöht, den Banken für hohe Einlagen dort zahlen müssen.

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