Finanzen

Baader-Bank: QE-Programm der EZB wird scheitern

Lesezeit: 1 min
11.03.2015 00:17
Der Chef-Analyst der Baader Bank, Rober Halver, sieht ein Scheitern des QE-Programms der EZB. Denn die Notenbanken werden sich auf Unternehmens- und Bankenanleihen und nicht auf gute qualitative Staatsanleihen konzentrieren müssen. Die Banken wollen ihre Altlasten aus der Hypothekenkrise loswerden.
Baader-Bank: QE-Programm der EZB wird scheitern

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Im Rahmen des 1,1 Billionen Euro schweren QE-Programms will die EZB monatlich Anleihen im Wert von 60 Milliarden Euro aufkaufen. Die nationalen Banken der Euro-Zone dürfen nur heimische Anleihen kaufen. Das schließt Anleihen mit Negativ-Renditen ein. Die EZB darf hingegen übergreifend Anleihen kaufen. Das Programm soll bis September 2016 laufen.

Der Leiter der Kapitalmarkt-Analyseabteilung der Baader Bank, Robert Halver, sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: „Ich glaube, dass das QE-Programm der EZB scheitern wird. Die Notenbanken in der Euro-Zone werden sich auf den Aufkauf von Unternehmens- und Bankenanleihen konzentrieren müssen. Denn diese wollen die Banken loswerden, nicht die gute Qualität von Staatspapieren. Erst wenn die Banken ihre Altlasten aus der Hypothekenkrise abgeben können wie einen alten Mantel in die Kleidersammlung, werden sie sich großflächig für neue Kreditausleihungen interessieren.“

„Das Anleihen-Kaufprogramm wird die Probleme in Europa verschlimmern (…) Durch die Senkung der Zinssätze für Staatsanleihen wird die EZB den Reformdruck auf die EU-Mitgliedstaaten mindern. Zur gleichen Zeit wird die Geldflut die Gefahr der Entstehung von Blasen erhöhen“, zitiert die New York Times den Direktor des Zentrums für Europäische Politik in Freiburg, Lüder Gerken. In der Eurozone befinden sich etwa Bonds im Umfang von sechs Billionen Euro im Umlauf. Zentralbanken, Versicherer, Banken und sonstige Vermögens-Fonds halten davon etwa 83 Prozent.

Der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) ist der Ansicht, dass der öffentliche Schuldenstand nicht mehr als eine risikofreie Anlage für die Banken gelten kann. „Wenn Kredite an Staaten einem Ausfallrisiko unterliegen, müssen internationale Regulierungsbehörden in Erwägung ziehen, die bestehenden Rechtsvorschriften zu verändern“, zitiert Bloomberg die ESRB aus einem Bericht.

Die aktuellen Regeln bei der Kreditvergabe an Staaten seien nicht im Einklang mit dem konzeptionellen Ansatz, das die Regulierung bestimme. Mario Draghi, der sowohl der ESRB- als auch EZB-Chef ist, drängt nach fünfjährigen Turbulenzen auf den Staatsanleihenmärkten auf eine Überprüfung der Rechtsvorschriften. Er fordert ein Frühwarnsystem für die Finanzmärkte. Dieses soll Risiken im Finanzsystem erkennen, bevor sie zu Krisen werden.

Bislang müssen Banken für ihr Engagement in Staatsanleihen kaum oder gar kein Kapital vorrätig halten, weil die Titel als risikofrei bewertet werden. In der Euro-Schuldenkrise hat sich diese Sicht aber inzwischen gewandelt, nachdem mehrere Länder wie etwa Griechenland mittlerweile auf milliardenschwere Hilfen der EU-Partner angewiesen sind. Die Bonitätseinstufungen für entsprechende Anleihen sind zudem teilweise in den Ramsch-Bereich abgesunken. Auch der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht, in dem die wirtschaftlich wichtigsten Länder der Welt vertreten sind, hatte im Januar eine Überprüfung der bestehenden Regularien angekündigt.

 


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft LNG: EU-Sanktionen bedrohen Russlands Energiegeschäfte
07.05.2024

Russland steht vor möglichen schmerzhaften EU-Sanktionen im Zusammenhang mit seinen Geschäften im Bereich Flüssigerdgas (LNG). Die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freie Lehrstellen erreichen kritisches Niveau: Was Unternehmen jetzt tun müssen
07.05.2024

Der Lehrstellenmangel verschärft sich: Demografischer Wandel und veränderte Berufspräferenzen der Generation Z führen zu einem...

DWN
Politik
Politik Erbschaftssteuer: Droht durch Klage Bayerns ein Wettbewerb der Länder beim Steuersatz?
07.05.2024

In Karlsruhe wird es diesen Sommer mal wieder um den Dauerbrenner Erbschaftssteuer gehen. Schon zweimal hat das Verfassungsgericht von der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Investitionsschreck Deutschland: Internationale Investoren meiden deutsche Projekte
07.05.2024

Ausländische Unternehmen haben im vergangenen Jahr immer weniger in Deutschland investiert. Die Anzahl der Projekte ausländischer...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nachlassende Nachfrage: Deutsche Industrie verzeichnet erneut weniger Aufträge
07.05.2024

Trotz einer vielversprechenden Entwicklung im März kämpfen Deutschlands Exporteure nach wie vor mit erheblichen Schwierigkeiten.

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: US-Arbeitsmarktdaten lassen erneut Zinssenkungsfantasie aufkommen
07.05.2024

Die internationalen Finanz- und Rohstoffmärkte verbleiben im Spannungsfeld wechselnder Indikatoren hinsichtlich des zukünftigen Zinspfads...

DWN
Politik
Politik Israels Armee nähert sich dem Grenzübergang von Rafah
07.05.2024

Israels Regierung bleibt bei der geplanten umfangreichen Offensive gegen Rafah bestehen, während die Hamas einer Waffenruhe zustimmt -...

DWN
Immobilien
Immobilien Gesundheitsimmobilien: Investmentmarkt stolpert – wie sieht die Pipeline weiter aus?
07.05.2024

Nach robustem Transaktionsvolumen in den vergangenen Jahren herrschte auf dem Investmentmarkt für Pflegeheime, Seniorenimmobilien und...