Gemischtes

USA: Programmieren zählt als Fremdsprache

In den USA sollen in Zukunft Programmiersprachen auch als Fremdsprachen anerkannt werden. Um in den USA ein College besuchen zu dürfen, ist es Pflicht mindestens zwei Sprachen zu lernen. Ein Gesetzesentwurf sieht vor, dabei nicht mehr nur „natürliche Sprachen“ zu werten.
25.03.2015 11:51
Lesezeit: 2 min

Gut bezahlte Arbeitsplätze tauchen immer mehr in der Computerindustrie auf und breiten sich schnell aus. Studien zufolge soll diese Industrie in den kommenden 10 Jahren um 15 Prozent wachsen. Knackpunkt ist hierbei vor allem, dass es riesigen Bedarf an Facharbeitern in den USA gibt, der aber nicht gedeckt werden kann.

Das liegt daran, weil der Nachwuchs zu wenig in diesem Bereich geschult wird. Der neue Gesetzesentwurf soll Weichen in diese Richtung stellen und bekommt auch schon Unterstützung aus dem House of Representatives in Washington.

Der Abgeordnete Chris Renkday wird dabei von redOrbit.com  zitiert: „Wenn wir die Sache ernst nehmen, sollten wir Sprachen bereits in der Grundschule lehren und die Kinder positiv beeinflussen. Zu diesem Zeitpunkt arbeitet das Gehirn der Schüler noch anders. Sind sie erst einmal in der High School, ist eine zweite Sprache für sie lediglich ein Mittel, um das College zu erreichen.“

Genau hier soll das mögliche neue Gesetz anschließen. Wenn Kinder nicht nur mit einer oder mehreren Fremdsprachen bereits in der Grundschule in Berührung kommen, besteht im selben Atemzug die Möglichkeit erstes Wissen im Programmieren zu lehren. Wer sieht, wie schnell sich Kinder an den Umgang mit Computern und Smartphones gewöhnen, versteht das große Potential für eine frühe Bildung in diesem Umfeld.

Offensichtlich wird dieses Thema bundesweit immer interessanter. Inzwischen hat auch New Mexico diesen Vorschlag in die Agenda aufgenommen. Das berichtet die Washington Post. Senator Jacob Candelaria würde nach dieser Vorlage die „Fremdsprachen“ JavaScript, HTML und einige Programmiersprachen als Zulassung für ein College ermöglichen.

Dabei geht es seiner Aussage nach gar nicht darum, die natürlichen Fremdsprachen aus dem Unterricht auszuschließen. „Die Bezirke können weiterhin Latein, Französisch oder Spanisch unterrichten, aber es bietet den Anreiz für die Schüler Programmieren in ihren Studienplan mitaufzunehmen.“

Kentucky ist sogar schon einen Schritt weiter. Dessen Senate Education Committee hat deutlich für diese Änderung gestimmt. Auch hier geht es insbesondere darum, den Schülern Computerwissenschaften ans Herz zu legen und ihnen so früh wie möglich den Zugang dazu ermöglichen.

Damit könnten Computerwissenschaften mehr Zulauf erhalten. Besonders beliebt war dieses Fach in den USA im Schuljahr 2003-2004. Damals machten 4,25 Prozent aller Schüler darin ihren Abschluss. Doch seitdem hat sich die Quote fast halbiert.

Oft ist die Finanzierung ein ausschlaggebendes Argument. Diesen Weg will offenbar Kalifornien gehen. Der Abgeordnete Tony Cardenas hat ein Gesetz vorgestellt, nachdem der Kongress Schulbezirke finanziell unterstützt wird, wenn diese Programmieren in den Lehrplan aufnehmen.

Zusprache gibt es von vielen Seiten. Allerdings ist nicht jeder begeistert von der Idee Fremdsprachen mit Computerwissenschaften zu ersetzen. Ein gemeinsamer Konsens zeichnet sich immerhin ab: Viele Verantwortliche in den USA haben verstanden, dass die Schüler früher Fremdsprachen lernen sollten, als es bisher geschieht. Hauptgrund für diese Änderung ist das Ziel, die Fremdsprache flüssig sprechen zu können.

Wenn die Schüler derzeit nur wenige Jahre auf dem College eine Fremdsprache lernen müssen, reicht dies dafür auf keinen Fall aus. Sie haben dann lediglich die Grundlagen kennengelernt und sind zum Zeitpunkt ihres Abschlusses meist nicht gut genug geschult, um die Sprache danach nutzen zu können. In der Regel vergessen sie das Gelernte nach wenigen Jahren. Auch weil es in den USA vergleichsweise wenig Jobs gibt, die europäische Fremdsprachen wie Deutsch oder Französisch voraussetzen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...