Hunderttausende Franzosen sind am Donnerstag gegen die Sparpolitik von Präsident Francois Hollande auf die Straße gegangen. Zu den Protesten aufgerufen hatten vier Gewerkschaften, nach deren Angaben landesweit mehr als 300.000 Menschen demonstrierten. Allein in Paris wurden demnach 120.000 Kundgebungsteilnehmer gezählt. Der Polizei zufolge waren es in der Hauptstadt 32.000 Demonstranten. Den Protesten schloss sich auch das Personal des Eiffelturms an, so dass das Pariser Wahrzeichen für Touristen geschlossen blieb. Die Gewerkschaften werfen Hollande vor, mit seinem Sparkurs den öffentlichen Dienst zu beschädigen und dem Land zu schaden.
Die Proteste fallen mit Streiks der Fluglotsen und Angestellten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zusammen. Mehrere Fluggesellschaften, darunter Air France, EasyJet und Ryanair, mussten nach eigenen Angaben Hunderte Flüge streichen. Die Fluglotsen wehren sich unter anderem gegen eine Anhebung des Rentenalters von 57 auf 59. Bei Radio France ging der Arbeitskampf bereits in die vierte Woche, das Programm von Sendern wie France Info wird massiv gekürzt. Im öffentlichen Dienst folgten unter anderem Lehrer an staatlichen Schulen dem Aufruf der Gewerkschaften, die Arbeit niederzulegen. Frankreich steht unter dem Druck der Europäischen Union, sein Haushaltsdefizit in den Griff zu bekommen. Zugleich schwächelt die Wirtschaft bei anhaltend hoher Arbeitslosigkeit.
Die französische Regierung hat ihre Wachstumsziele erneut nach unten korrigiert. Die EU hat Frankreich erlaubt, das Defizit bis zu den Präsidentschaftswahlen über den Maastricht-Kriterien zu halten.