Politik

Immobilien der Zukunft: Ferienhäuser in Somalia, Altersheime in Europa

Internationale Immobilien-Konzern kaufen Hütten in Somalia auf. Sie erhoffen, dass die wachsende Mittelschicht Asiens die Strände Somalias als Ferienörtlichkeit entdecken wird. In Europa hingegen investieren die Konzerne in Altenheime und Golfplätze.
14.04.2015 00:33
Lesezeit: 3 min

Aufgrund des weltweiten demographischen Wandels müssen sich die internationalen Immobilien-Investoren neu orientieren. So gelten mittlerweile Hütten in Somalia als begehrte Objekte, die es zu kaufen gilt. Zumindest die Investoren Barratt und Klépierre setzen diese Strategie in die Praxis um.

Bis zum Beginn des 22. Jahrhunderts werden etwa drei Milliarden Menschen in Städten wohnen, sagte der schwedische Daten-Analyst Hans Rosling den Financial Times. Zweidrittel der Stadtbewohner werden sich in Afrika und ein Drittel in Asien befinden. Die westlichen Staaten werden durchschnittlich ein Wirtschaftswachstum von ein bis zwei Prozent verzeichnen. Doch in Asien und Afrika wird das Wachstum zwischen vier bis sechs Prozent liegen.

„Der Indische Ozean wird der Atlantik der kommenden Generationen sein“, so Rosling. Als Folge davon werden sich die Strände Somalias zu Reise- und Erholungsgebieten der asiatischen Mittelschicht entwickeln. Der UBS-Investor Mark Häfele bestätigt diese Entwicklung.

„Es müssen viele neue Städte gebaut werden. Das Transport- und Verkehrsnetz muss ausgebaut und eine Menge Energie erzeugt werden (…) Die klassische Quelle des Reichtums ist die Bedürfnisse von gewöhnlichen Familien abzudecken . Dazu gehören Wohnraum, Bildung, Transport und Unterhaltung. Und diese Bedürfnisse sind insbesonderen in den Schwellenländern sehr groß“, so Häfele.

Ein gutes Beispiel ist Nigeria. Das Land wird nach Prognosen der UN bis zum Beginn des 22. Jahrhunderts auf fast eine Milliarde Menschen anwachsen. 1950 waren es noch 38 Millionen und heute sind es 184 Millionen Menschen.

„Viele neue Städte müssen gebaut und viel Infrastruktur repariert werden. Und die Energieversorgung muss stehen“, sagt Rosling. Er sieht die größten Chancen im Alltag der Menschen. „Die klassische Quelle des Reichtums ist, die Bedürfnisse einer gewöhnlichen Familien zu erfüllen - Wohnraum, Bildung, Transport, Unterhaltung - und die Not ist groß in den Schwellenländern", fügt er hinzu.

Doch für Immobilien-Investitionen ist nicht nur die Anzahl der Menschen interessant. Das Einkommensniveau ist ebenfalls entscheidend. Das größte Einkommenswachstum findet innerhalb der Mittelschicht Asiens statt. Bis zum Jahr 2030 wird es nach Angaben der US-Denkfabrik Brookings Institution mehr als drei Milliarden Asiaten geben, die zur Mittelschicht zuzurechnen sein werden. Derzeit beträgt diese Anzahl 525 Millionen. Indien wird der weltweit größte Verbraucher. Die Mittelklasse wird jährlich 12,8 Billionen Dollar ausgeben, so die US-Denkfabrik.

Bei Immobilieninvestitionen geht es nicht nur um de schiere Zahl der Menschen. Das Einkommensniveau ist ebenfalls wichtig. Das größte Wachstum in der Mittelschicht findet in Asien statt. Bis zum Jahr 2030 wird es mehr als 3 Milliarden in der Mittelschicht in Asien geben - nach den Prognosen von der Brookings Institution, gegenüber 525 Millionen heute.

Yolande Barnes, Direktorin des Immobilien-Investors Savills, stuft asiatische Urlaubsorte als gute Investitions-Objekt für Anleger ein. Der Reichtum in Asien hat zwar die Städte erfasst, doch die Freizeit-Immobilienbranche ist mit Ausnahme einiger Ski-Gebiete in Japan noch unberührt geblieben. „Nur weil die Europäer gerne am Strand liegen, heißt das noch lange nicht, dass die chinesische Mittelschicht genauso ist“, so Barnes.

Im Gegensatz zu Asien, wird die Anzahl der Mittelklasse-Nordamerikaner voraussichtlich um 16 Millionen schrumpfen, während die Mittelschicht in Europa um knapp 16 Millionen Menschen anwachsen werde. Die jährlichen Ausgaben der US-Mittelklasse sollen von 4,4 Billionen Dollar im Jahr 2009 auf 4,0 Billionen Dollar im Jahr 2030 fallen.

Europas schrumpfenden Zahl junger Menschen wird zum Nachfrage-Rückgang bei Studentenwohnungen, Modeeinzel-Handelsgeschäften, Starter-Häusern und Fitness-Studios führen, argumentieren die Forscher der Deutschen Bank. Gleichzeitig wird die Nachfrage nach Altenheimen, Zweitwohnungen, Golfplätzen, Pflegeheimen und medizinischen Einrichtungen anwachsen. Immobilien-Gesellschaften haben diesen Trend erkannt und richten sich danach. Das britische Immobilien-Unternehmen Barratt hat seinen Geschäftsplan neu ausgerichtet. Die Zielgruppe sind nicht mehr junge Familien, sondern ältere Menschen.

Die europäischen Metropolen sind in diesem Zusammenhang ebenfalls begehrt bei Immobilien-Konzernen. Trotz der heimischen Wirtschafts-Krise schaut Laurent Morel, Vorsitzender von Klépierre, optimistisch auf den Osten von Paris, Toulouse und Montpellier. In Toulouse und Montpellier wächst die Bevölkerung alle fünf bis sechs Jahre um die 100.000 Menschen an. „Man kann es sich die Gründung eines neues Einkaufszentrums leisten, sobald man 100.000 Menschen dazu bekommt (…) Es gibt sechs große Einkaufszentren in Toulouse und wir besitzen insgesamt vier davon. Wir werden unsere Präsenz in diesen Gebieten weiter ausbauen“, so Morel.

Es gibt einen großen Unterschied zwischen einer Hütte in Somalia und einem Einkaufs-Zentrum in Toulouse. Doch überall ist die Investitions-Logik dieselbe.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...