Finanzen

Eigenhandel: EU macht Rückzieher bei Zocker-Banken

Die EU will in aller Stille den Eigenhandel für Zockerbanken wieder möglich machen. Die strengeren Regeln, die nach der Finanzkrise eingeführt worden waren, sollen wieder aufgeweicht werden. Profitieren werden die französischen Großbanken - auf Kosten der deutschen Institute.
18.04.2015 00:45
Lesezeit: 1 min

Großbanken in der Europäischen Union können auf eine Entschärfung des geplanten Eigenhandelverbots hoffen. Der federführende Abgeordnete Gunnar Hökmark aus Schweden sagte am Donnerstag, im EU-Parlament zeichne sich eine "klare Unterstützung" dafür ab, dass die Finanzaufseher mehr Spielraum bei ihren Entscheidungen über die Geschäfte der Geldhäuser auf eigene Rechnung erhalten. Dies würde in der Debatte auf eine Kehrtwende im Parlament hinauslaufen. Der Wirtschaftsausschuss des EU-Parlaments soll Ende Mai über den Gesetzesentwurf abstimmen. Ursprünglich hatte die EU-Kommission ein strengeres Vorgehen gefordert.

Die lettische EU-Ratspräsidentschaft hat bereits vorgeschlagen, Eigenhandelsgeschäfte der Banken doch nicht ganz zu verbieten. Stattdessen sollten die Geldhäuser nur noch dazu angehalten werden, den Eigenhandel vom übrigen Geschäft abzutrennen. Hier solle allerdings auf individueller Basis entschieden und eine Abspaltung nicht generell vorgeschrieben werden. Beim Eigenhandel machen die Banken Geschäfte ohne Kundenbezug - also mit eigenem Geld. Kritiker sprechen auch von "Zockergeschäften" und verweisen darauf, dass hier in der Vergangenheit unnötig große Risiken eingegangen wurden. In der Finanzkrise mussten etliche Großbanken vom Steuerzahler aufgefangen werden, weil eine Schieflage das gesamte Finanzsystem zu erschüttern drohte.

Einige EU-Mitgliedstaaten haben sich bereits hinter die Ratspräsidentschaft gestellt, insbesondere Frankreich mit seinen vielen Großbanken. Bei der finalen Entscheidung hat allerdings auch das EU-Parlament ein Wörtchen mitzureden.

In Deutschland müssen Banken ab dem 1. Juli Privatkunden stärker von den Auswirkungen einer Bankenschieflage abschirmen. Sollte die EU-Rahmengesetzgebung laxer ausfallen als das deutsche Trennbankengesetz, könnte das einen Wettbewerbsnachteil für Geldhäuser wie die Deutsche Bank bedeuten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Exportflaute durch Handelsstreit: Unsicherheit belastet deutsche Firmen
08.07.2025

Trotz einer weiteren Fristverlängerung im Zollkonflikt mit den USA bleibt die Lage für deutsche Exportunternehmen angespannt. Die...

DWN
Politik
Politik Bundestag stimmt über Verfassungsrichter ab – Politische Debatte um Mehrheiten
08.07.2025

Im Bundestag steht eine wichtige Entscheidung an: Drei Kandidatinnen und Kandidaten für das Bundesverfassungsgericht sollen gewählt...

DWN
Technologie
Technologie Wettlauf der Supermächte: Wer gewinnt das Milliarden-Quantenrennen?
08.07.2025

Quantencomputer gelten als Schlüsseltechnologie der Zukunft – und könnten bestehende Sicherheitsstrukturen weltweit aushebeln. Der...

DWN
Politik
Politik Recht auf Schutz: Gericht bestätigt Anspruch afghanischer Familie auf Visa
08.07.2025

Trotz der Einstellung des Bundesaufnahmeprogramms für gefährdete Afghanen hat das Verwaltungsgericht Berlin eine klare Entscheidung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Urlaub wird teurer: Flugkosten steigen auch bei Billig-Airlines
08.07.2025

Fliegen vom deutschen Flughafen ist deutlich kostspieliger geworden – und das nicht nur bei klassischen Airlines. Auch...

DWN
Politik
Politik Haushaltsstreit 2025: Klingbeils Pläne, Kritik und offene Milliardenlücken
08.07.2025

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat den Haushaltsentwurf für 2025 und die Finanzplanung bis 2029 in den Bundestag eingebracht....

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Konzern behauptet Spitzenposition im deutschen E-Auto-Markt
08.07.2025

Der VW-Konzern setzt im deutschen E-Auto-Markt neue Maßstäbe. Die aktuellen Zahlen zeigen eine eindrucksvolle Entwicklung – doch der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China frisst Europas Industrie und niemand wehrt sich
08.07.2025

Chinas Staatskonzerne zerlegen Europas Industrie Stück für Stück – doch Berlin, Brüssel und Paris liefern nur leere Worte. Während...