Finanzen

Griechenland will im Sommer fällige Rückzahlung an die EZB vermeiden

Griechenland will den ESM dazu bewegen, griechische Staatsanleihen bei der EZB zu kaufen. Damit plant die Regierung in Athen, fällige Tilgungszahlungen an Gläubiger auf den ESM abzuwälzen. Diese hätte dann die Möglichkeit, die Rückzahlungen auf unabsehbare Zeit zu verschieben.
24.04.2015 00:00
Lesezeit: 1 min

Die griechische Regierung erwägt einem Zeitungsbericht zufolge einen neuen Weg, um über den europäischen Rettungsfonds ESM kurzfristig fälligen Rückzahlungspflichten zu entgehen. Die Regierung überlege derzeit, den ESM zu bitten, der Europäischen Zentralbank (EZB) griechische Staatsanleihen abzukaufen, berichtete am Donnerstag die Zeitung Kathimerini. Damit würde das Problem fälliger Tilgungszahlungen des Landes beim ESM landen. Der könnte dann verabreden, dass die Zahlungen erst irgendwann in der Zukunft geleistet werden müssten, so berichtete die Zeitung weiter. Ähnlich auf die lange Bank geschoben worden waren bereits Kreditrückzahlungen Griechenlands beim ESM-Vorläufer, dem Euro-Rettungsschirm EFSF.

Griechenland steckt momentan in massiven Zahlungsnöten. Das Land muss im Juli Kredit-Tilgungen von 4,18 Milliarden Euro und im August von 3,38 Milliarden Euro leisten. Auf den Zufluss ausstehender Hilfsgelder der Partner in Europa und beim IWF aus bestehenden Hilfsprogrammen von insgesamt 7,2 Milliarden Euro kann das Land so lange nicht hoffen, wie es sich nicht mit seinen Geldgebern über Reformen einigt, die es als Gegenleistung zugesagt hat. Noch fehlt die von den Geldgebern geforderte umfassende griechische Reformliste, die Grundlage für solche Auszahlungen sein soll. Beim Euro-Finanzministertreffen in Riga am Freitag dürfte die noch nicht vorliegen.

Nach dem neuen Modell, von dem die griechische Zeitung berichtete, würde Griechenland mit dem ESM vereinbaren, dass dieser von der EZB griechische Staatsanleihen im Volumen von rund 27,2 Milliarden Euro kauft. Damit würde man umschiffen, dass die EZB nach den geltenden europäischen Verträgen Anleihen, die sie unter ihrem SMP-Programm gekauft hat, nicht ersetzen oder auf längere Laufzeit umschulden kann. „Es ist nicht gesichert, dass die Euro-Zone und der ESM dem zustimmen würden“, heißt es in der Zeitung. Dennoch könnte ein solcher Vorschlag von Athen unterbreitet werden, um den Zahlungsbuckel in den Monaten Juli und August zu überwinden.

Am Mittwoch wurde bekannt, dass die EZB offenbar plant, die Sicherheiten griechischer Banken für die Not-Kredite mit weiteren „Haircuts“ belegen: Der Wert der Sicherheiten soll um die Hälfte gesenkt werden. Das treibt die griechischen Banken noch weiter in die Enge.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Generation Z lehnt Führungspositionen ab – Unternehmen müssen umdenken
25.04.2025

Die Generation Z zeigt sich zunehmend unbeeindruckt von traditionellen Karrierewegen und Führungspositionen im mittleren Management. Eine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Reichster Ostdeutscher: Wie ein Unternehmer einen kleinen DDR-Betrieb zum globalen Player macht
25.04.2025

Rekord-Umsatz trotz Krisen: Der Umsatz von ORAFOL betrug im Jahr 2024 betrug 883 Millionen Euro – ein Rekordjahr trotz Wirtschaftskrise....

DWN
Politik
Politik Rentenbeiträge und Krankenkasse: Sozialabgaben werden weiter steigen
25.04.2025

Gerade bei der Rente hat die kommende Merz-Regierung ambitionierte Pläne. Doch gemeinsam mit den Krankenkassenbeiträgen droht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gold im Höhenrausch: Wenn Trump das Gold sieht, wird es gefährlich
25.04.2025

Der Goldpreis steht kurz davor, einen historischen Rekord nicht nur zu brechen, sondern ihn regelrecht zu pulverisieren. Die Feinunze Gold...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Autoindustrie unter Druck: Zollkrieg sorgt für höhere Preise und verschärften Wettbewerb
25.04.2025

Der Zollkrieg zwischen den USA und Europa könnte die Auto-Preise in den USA steigen lassen und den Wettbewerb in Europa verschärfen....

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen der Deutschen auf Rekordhoch – aber die Ungleichheit wächst mit
25.04.2025

Private Haushalte in Deutschland verfügen so viel Geld wie nie zuvor – doch profitieren längst nicht alle gleichermaßen vom...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Wendepunkt: Wirtschaftsmodell zerbricht, Polen rückt vor
25.04.2025

Deutschlands Wirtschaftsmaschinerie galt jahrzehntelang als unaufhaltsam. Doch wie Dr. Krzysztof Mazur im Gespräch mit Polityka...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China im Handelskrieg: Regierung bereitet sich auf das Schlimmste vor
25.04.2025

Chinas Führung bereitet sich inmitten des eskalierenden Handelskonflikts mit den USA auf mögliche Härtefälle vor. In einer Sitzung des...